Herzlichen Glückwunsch Maitagung


Mai-Tagung. maitagung. Maitagung. Egal, wie man es nun schreibt, ich gratuliere der Mai-Tagung ganz herzlich zum 15. Geburtstag. Wenn ich mir den Twitter-Account ansehe, dann wird auch deutlich, wem genau es zu gratulieren gilt. Respekt, lieber Herr Martini, was Sie nun schon seit 2001 Jahr für Jahr auf die Beine stellen. Ich war in diesem Jahr zum ersten Mal live vor Ort. Aber wie sich das für eine Tagung mit dem Thema „museums and the internet“ gehört, war das in meiner Wahrnehmung schon lange ein wichtiger Termin. Den ich parallel im Netz mitverfolgt oder später nachgelesen habe. Wenn mich nicht alles täuscht, kam man vorletztes Jahr auf die Idee, Tanja Neumann als Twitter-Beauftragte für die Tagung zu gewinnen. Und ich glaube, diese Rechnung ist voll aufgegangen. Der Twitter-Kanal rauschte nur so. Und es war auch nur ein bisschen traurig, dass ich heute am zweiten Tag der Tagung nicht mehr vor Ort sein konnte. Man war sogar trending topic. Was will man mehr. Paaaarty! Was ich sonst noch von der Maitagung berichten kann, habe ich flugs verbloggt.

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Was wurde besprochen?

Die einführenden Worte lieferten schon ein paar sehr interessante Gedanken. Der Direktor der gastgebenden DASA, Gregor Isenbort begrüßte und brachte die Dichotomie vom Internet und der Szenographie auf. Das Internet als das Nicht-Haptische und die Szenographie, die sich eben genau damit beschäftigt. Ein schöner Impuls vor allem vor der beeindruckenden Kulisse der Räumlichkeiten. Nach weiteren begrüßenden Worte von Frau Karabaic (Dezernentin für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege) ging es ganz schön flott getaktet in den Vormittag. Der war der APP gewidmet. Indoor und Outdoor. Um die Erschließung neuer Räume und natürlich auch neuer Zielgruppen. Weil es bisher immer so war, dass die Vorträge gut von der Maitagung dokumentiert wurden (auch noch mal ordentlich Arbeit, aber sicher sehr wichtig), will ich mich auf das beschränken, was bei mir hängen blieb. Das ergibt dann mit den anderen bestimmt noch erscheinenden Blog-Beiträgen ein feines Puzzle.

Apps, Multimedia-Guides, Beacons, Digitales Kuratieren, Museumspädagogik 2.0

Die DASA arbeitet noch an dem in Bälde zu launchenden Multimedia-Guide. Redner Bernd Hotwick gab viel Einblick in den mühsamen Weg zum fertigen Produkt. Und mir wurde wieder einmal bewusst, mit welchen Widrigkeiten oft in Institutionen gekämpft wird. Ich fand es interessant, dass nicht auf das Prinzip „bring your own device“ gesetzt wird. Aber man hat hier auch auf eine Besucherbefragung aufgesetzt und da schien das nicht das oberste Bedürfnis. Den Guide vom LWL-Museum, der als nächstes von Ingrid Fisch und Eva Wesemann vorgestellt wurde, konnte ich ja schon live und in Farbe sehen. Das Thema „offenes“ Museum wird auch hier durchgezogen. Denn man hat sich fest vorgenommen, die Inhalte den Erkenntnissen aus der Nutzung anzupassen. Das finde ich überhaupt sehr wichtig, dass über ein nachhaltiges APP-Konzept nachgedacht wird. Es scheint mittlerweile so zu sein, dass niemand mehr in Stein gemeißelte APPs baut. Gut so. Was das Anpassen angeht, so ist oftmals auch hier die Ressourcen-Frage ein kleines Hindernis. Wann und wer macht das. Das ist auch immer mein Gedanke, wenn ich sehe, dass recht große Agenturen nicht nur die technische sondern auch die konzeptionelle Seite mitmachen. Da gilt es sicher, eine perfekte Kommunikation zwischen allen Beteiligten aufrecht zu erhalten. Inklusive der zu bedenkenden Honorar-Thematik.

So viel zum drauf rumdenken

Richtig überzeugend fand ich das Konzept der iBeacons-APP im Etnologischen Museum Berlin, von der Katharina Keppler berichtete. Da trafen einmal Inhalt und Technik auf eine für mich wirklich schlüssige und ideale Weise aufeinander. (Ich fand auch das Modell „Wir lernen APPs und die lernen Beacons“ prima! Man hat sich mit dem Humboldt Lab Dahlem zu einer feinen Win-Win-Nummer zusammengetan). Mit einem Storytelling der besonderen Art wurde der Raum des Museums durch die Beacons zu einem Raum mit verschiedenen Grenzen, die es zu überschreiten galt. Dabei gab es zusätzliche Gamification-Aspekte. Es gilt,  Punkte zu sammeln, in der App wird mit verschiedenen Pässen gespielt. All das dient dazu, den Usern ein Gefühl für das Thema Migration zu vermitteln. Sehr sehr gut! Hier der Link zur App Border-Check.

Das Neanderthal Museum zeigte seine klar strukturierte und schlüssige neue App, bei der mir besonders die Einteilung in Information/Interaktion/Partizipation gefallen hat. Die Auffindbarkeit und möglichst niederschwellige Zugänge sind für Besucher beim ersten Kontakt unglaublich wichtig. Erst wenn er sich da zurecht findet, kann man weitere Dinge mit ihm anstellen 🙂 Die Idee mit dem Schnappschuss aus dem Museum (man kann einen machen, per E-Mail schicken und das wird dann auf die Social Wall geschickt – nach redaktionellem Check!) finde ich persönlich ein bisschen zu wenig kreativ. Aber das mit dem Museumselfie kommt dann wieder ein anderes Mal auf den Tisch 🙂

Die Mauerschau – das war spannend. Da hätte ich mir gewünscht, man hätte sich mit Max von Grafenstein in einem World-Café oder so zusammensetzen können. In kleiner Runde präsentieren, diskutieren, nachfragen. Oder so etwas wie ein Fischbowl wäre auch ein spitzen Format. Meist kann man in der Fülle der Vorträge und in der schnellen Folge dichter Informationen hintereinander kaum dranbleiben. Da schwang so viel mit. Start up. Wie geht das in der Kultur? Erfahrungen, aus Fehlern lernen. Aber auch diese Idee der Zeitzeugen-Cluster. Alles hätte mich noch tiefer noch brennender interessiert. Ja, ich weiß, das ist auch wichtig, dass auch mal die Fülle der wirklich guten Projekte an die Öffentlichkeit kommt. Aber vielleicht gibt es ja mal Möglichkeiten, im Format ein bisschen zu experimentieren.

zeit
Die ständige Sammlung der DASA ist der Hammer. So viele Entdeckungen!!

Keine Zeit, keine Zeit. Seht ihr, jetzt geht es mir auch schon so. Wenn man nämlich alles aufzählen will, was man gehört und gesehen hat, dann kommt man aber so richtig ins Schleudern. Ganz davon ab, dass sich kaum einer so einen langen Blogbeitrag durchlesen will. Deswegen muss ich doch Lücken lassen. Okay, welches Projekt soll ich erwähnen, das mich persönlich überrascht hat? Hier ist jetzt die Stelle, an der ich das Museum der Zeit erwähnen muss (von Holger Simon präsentiert). Notiz an mich: auf die Nachlese-Liste packen!! Aber eigentlich meine ich noch ein anderes Projekt!

Orte der Utopie

Wie kann das sein, dass ich davon noch nichts gehört habe? Natürlich scanne ich nicht ständig das Internet nach Themen ab, die mich durchaus brennend interessieren. Aber gerade alles was zu 1914 gemacht worden ist, habe ich zumindest mit einem Auge im Blick zu halten versucht. Gut, man kann einfach nicht alles kennen. Kennt ihr das? Bei den digitalen Themen hat man da so seine Aggregatoren, die einem immer das Wichtigste in die Kanäle spülen. Aber die Kulturthemen? Ja, ich weiß, da haben wir immer mal wieder in den verschiedenen Konstellationen drüber nachgedacht, wie man hier sammeln könnte. Ich will ja nur, dass mir jemand die Arbeit abnimmt und mir garantiert, dass ich nichts verpasse 🙂

Nun zum Projekt. Das ist inhaltlich sehr dicht. Theater. Storytelling. Internet als Testraum. Verschränkung der virtuellen Präsentation mit diversen analogen Ausstellungen. Es treten einzelne Protagonisten der Zeit um 1914 auf. Man taucht ein in diverse Biographien. Es gibt Sound, Bild und Text. Ich war ein bisschen lost in der Navigation, hatte nach kurzer Zeit jede Menge Fenster geöffnet. Aber die Graphik und die Erzählstruktur hat mich angesprochen. Ich muss wohl noch ein bisschen mehr Zeit investieren und werde mich da noch einmal dahinter klemmen. Wirklich beeindruckend und eine aufregende Kombination von Uni und Pixelpark.

Was mir sonst noch aufgefallen ist?

Freiland – oder wie man im Virtuellen die Wahrnehmung von Kunst gestalten kann. Stadt Unter! Das Weiterdenken eines Ausstellungsthemas in neuem Kontext. Und da man ja immer viel zu wenig frische Luft bekommt, weise ich euch gerne noch auf den digitalen Denkmalpfad (von Helge David für das LVR-Industriemuseum in Engelskirchen konzipiert) und die Radtour-App art&cycle des Museum Schloss Moyland hin.

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Lieblings-Fundstück in der ständigen Sammlung der DASA. Und wer hat bemerkt, dass das Datum vom Vortag stammt? War das Zufall? Oder wird das schon mal öfter umgestellt?

Wer war da?

Ganz viele mir aus dem Netz vertraute Kolleginnen und -kollegen aus Museen und ähnlichen Einrichtungen. Einige Agentur-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In vielen Präsentationen begegnete mir das Tandem Kuratorin/Entwickler. Es war schon eine homogene Gruppe, die vor allem auch immer wieder über die Arbeitsbedingungen reflektierte. Ausschreibung und kommunale Bedingungen schwirrten nicht selten durch den Raum und auch durch Twitter.

Der Austausch mit Menschen, die in denselben Zusammenhängen arbeiten ist immens wichtig. Wer für Museen im Netz unterwegs ist, der arbeitet an einer sehr aufregenden aber durchaus auch anstrengenden Schnittstelle. Wie viel Haltung und Mut es braucht, um gerade in Deutschland auf der Welle des digitalen Wandels mitzuschwimmen – das ist mir gestern auch bewusst geworden. Deswegen möchte ich zum Schluss auch noch einmal Herrn Martini loben (übrigens: sehr geschmeidige Moderation, die er da zwischendurch auch noch liefert). Das muss man erstmal hinkriegen, über so einen langen Zeitraum an diesem Thema dranzubleiben. Es ist schon klasse, dass man sich drauf verlassen kann, dass jedes Jahr im Mai ein Überblick über die wichtigsten digitalen Projekte der Museen aus Deutschland (und auch ein bisschen aus Europa) kommen. Klassentreffen sagen wir ja immer gerne. Zur re:publica und zu den stARTcamps. Ich werde wir mal den Mai im nächsten Jahr ein bisschen freihalten, damit ich dann auch beide Tage voll mitnehmen kann!

Blogger-Relation beherrscht Herr Martini übrigens auch! Ohne Nachfrage offerierte er mir die Möglichkeit eines Presse-Tickets! Danke hierfür.

Zur kurzweiligsten Präsentation küre ich übrigens Barbara Wolfs Bericht über die formidable Ausstellung „Jetzt helfe ich mir selbst!“ Die Beispielvideos lösten das oft sehr konzentrierte Zuhören in ein befreiendes Gelächter auf. Aber ich fand es auch sehr schlüssig, wie hier noch einmal der Bogen geschlagen wurde zu dem hinter der Ausstellung stehenden Konzept.

Und eine Sonder-Erwähnung gebührt Juna – das Einbringen deines Catcontents war ganz großes Kino. Und hat den Nebenschauplatz Twitter-Wall so richtig gerockt. So geht Kommunikation im Netz eben auch. Relevante Kombi von Bild, Text und Humor.

 

 

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17 Antworten zu “Herzlichen Glückwunsch Maitagung”

  1. Hallo Anke,
    Ich war leider noch nie dort, danke aber für die ausführliche Zusammenfassung – es gibt ja so viele spannende Projekte da draußen, wunderbar. Gerade die App-Ideen finde ich interessant und muss die mir mal auf meine Merkliste schreiben!
    Viele Grüße,
    Marlene

    • Hallo Marlene, Merkliste ist ein gutes Stichwort. Das überlege ich mal als Format. Kann man ja hübsch gestalten 🙂
      wir müssen uns dann auch mal irgendwann live treffen, ne?
      Herzlichst
      Anke

  2. Liebe Anke –

    Wow! Du warst ja schneller als der Schall. 🙂 Ein sehr schöner Beitrag, und bewundernswert strukturiert bei der Menge an Eindrücken. In meinem Kopf rauscht es noch förmlich…

    Mich und die Twitterwall vor Ort gibt es tatsächlich schon seit 2013, ich war gestern selbst ganz überrascht, als ich die Daten für die Auswertung zusammengestellt habe. Es ist der Wahnsinn, wie die Beteiligung auf Twitter sich entwickelt! Dieses Jahr waren deutlich über 400 Accounts beteiligt, 2012 (meine erste Mai-Tagung, bei der ich zum Glück auch mal nach den Zahlen geschaut habe) waren es gerade 77. Einfach toll, dass es so viele interessierte Twitterer gibt!

    Liebe Grüße,
    Tanja

    • Liebe Tanja, ich musste das so schnell machen, weil nachher schon das nächste Thema drängelt 🙂
      Guck, hab ich doch richtig gedacht, dass du schon länger dabei bist. Find ich echt gut. Auch, so ergebnisorientiert immer die Twitter-Aktivitäten zu reflektieren. Lustig war schon immer der Seitenblick so mancher Vortragender zur Twitter-Wall. Ich hab sogar einen Tweet von jemandem gelesen, der Angst davor zu haben schien. Aber das muss man ja gar nicht. Auch wenn da hier und da kritische Bemerkungen zu lesen waren – die sind ja die wertvollsten Rückmeldungen 🙂

      Vor allem für die vielen an den Bildschirmen da draußen war das Twittern ein wertvolles Dokumentieren der Tagung. Da erreicht die Tagung dann über die 200 vor Ort noch enorm viele andere. Nicht zu verachten, die Reichweite!!!! Und ich sage es immer wieder: Twitter ist das beste Netzwerk!!!

      Herzliche Grüße von Anke

    • Liebe Stephanie,
      es war eine Art Status quo. Jetzt ist die Frage, was man draus macht. Dafür sind ja auch die Blogs wirklich super, dass man da Diskussionen anzetteln und im Idealfall weiterführen kann.
      LG
      Anke

  3. Liebe Anke,

    sehr schnelle und sehr gelungene Zusammenfassung der Tagung. Da ich das auchn versucht habe, kann ich nur lobend ergränzen, dass der Bericht wirklich einen guten Überblick verschafft. Es ist einfach wahnsinnig viel und weitestgehens interessant. Ich war auch das erste Mal da und hätte nicht gedacht, dass es so inspirierend sein kann.
    Ich hätte mir nur mehr Zeit zum Diskutieren gewünscht und ich würde mir wünschen, dass mehr Kuratoren und/oder Kustoden da wären. So ist es doch sehr ÖA,Vermittluung, Marketing-lastig. Dass das Internet bzw. social-media ganz fest mit dem Inhalt verschränkt sein muss hat man vor allem bei der Mauerschau gemerkt. Hier fehlte die Bindung am offensichtlichsten.
    Kennengelernt haben wir uns jetzt leider auch nicht. Aber das klappt auch noch irgendwann…

    Beste Grüße

    Markus

    • Lieber Markus,
      das mit dem Kennenlernen holen wir auf jeden Fall mal nach. Ja, die Fülle überfordert einen manchmal. Aber ich kann gut weglassen 🙂 Finde auch, dass man keine Chronistenpflicht erfüllen muss, sondern eher das heraushebt, was einem persönlich aufgefallen ist. Mit der Wahrnehmung, dass sehr viele aus den Presse- und Marketing-Abteilungen da waren, hast du sicher recht. Ich würde mir auch mehr Entscheider wünschen, die auf solchen Tagungen angesteckt würden mit neuen Impulsen. Aber die sind dann wieder woanders. Beim Museumsbund? Da wird dann aber nicht über das Digitale verhandelt. Nun denn. Wir machen auf jeden Fall weiter, nicht wahr?

      Herzliche Grüße aus dem Rheinland
      Anke

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