Kennt ihr Bianca Castafiore? Ja gut, kleiner Insider am Rande 🙂 Die Opernsängerin aus Tim und Struppi bedient auf jeden Fall ein Klischee, das es so schon lange nicht mehr gibt. Und ich konnte mich persönlich davon überzeugen, dass es junge und moderne Frauen in diesem Fach gibt. Ich hab mich nämlich unlängst mit der super sympathischen Alison Scherzer getroffen. Sie ist Mitglied bei The Cast und Sopranistin. Koloratur! Tatsächlich hatte ich mich vorbereitet und wusste zumindest, dass es beim Sopran deutliche Unterschiede gibt. Wenn ihr einen Moment habt, dann erzähle ich euch, wie Alison mir ein besonderes Bild auf die alte Dame Oper vermittelt hat und warum ich von ihr in mehrfacher Hinsicht überrascht wurde.
Es gab im Vorfeld mehrere Impulse für eine Verabredung mit Alison. Der eine hat mit den Herbergsmüttern zu tun. Wir bereiten da nämlich gerade einen Rote-Teppich-Event für Operatic vor. Einen Dokumentarfilm über The Cast. Da lag es irgendwie nahe, jemanden aus der Truppe mal etwas näher kennenzulernen. Dass ich mir gerade Alison herausgepickt habe, ist ihr toller Blog-Artikel schuld. Dort schreibt sie wunderbar über das Format des „Salons“, zitiert Charles Eisenstein und sinniert „What makes a meaningful music experience for performers and an audience has a lot to do with the connection and collaboration between musicians.“ Ich fand das toll und durchaus auch für andere Kulturbereiche äußerst lesenswert.
Socializing
Alison ist Amerikanerin und deswegen nimmt es nicht wunder, dass sie als Künstlerin auf der Klaviatur der Social Media rauf und runter spielt. Sie hat einen weiteren Tumblr-Blog, ist selbstverständlich bei Facebook und Twitter. Und hat auch unser Treffen direkt in ihren Kanälen erwähnt. Ich betone das deswegen, weil ich der Meinung bin, dass nur durch so ein Geflecht von Erwähnungen, Kommentaren und Rückmeldungen dieses Ding mit den Social Media funktioniert.
Wir haben ein bisschen Privates geschnackt – sie kam der Liebe wegen nach Köln, hat eine super-überraschende Mischung von skandinavisch-indianische Wurzeln und beschäftigt sich gerade hobbymäßig mit dem Kochen. Aber es ging recht bald um unser beider Lieblingsthema. Um die Kulturvermittlung! Wir sind da auf derselben Wellenlänge.
Sinn und Sinnlichkeit
Alison arbeitet nicht nur als Sängerin, sondern sie konzipiert auch eigene Programme. Was passiert, wenn der Gesang die klassische Bühne verlässt? Wie werden alle Sinne angesprochen. Brecht kam zur Sprache. Alison erzählte von Dinner-Theatern, bei denen sie schon mitgewirkt hat und von ihrer Idee für ein modernes Wandelkonzert. Ich liebe ja solche multiperspektivischen Veranstaltungen. Natürlich kamen wir auch auf das Dilemma von E und U zu sprechen. Dieses Buchstaben-Spielchen kommt ja aus der Musik-Branche. Aber ich kenne die Argumente, die beide Seiten sich gerne um die Ohren hauen ja auch zur Genüge. Ich sag nur „Banalität“. Auch wenn manch ein Haus die ein oder andere gewagte Inszenierung zeigt – die Oper hat bestimmt ihre eingefahrenen Rezeptionsgeschichten. Eine ganz eigene Welt. So empfinde ich es zumindest. Ich denke, in Zukunft wird auch hier das Zauberwort der Öffnung um sich greifen. Was Tranzsparenz und den berühmten Blick hinter die Kulissen angeht, so bin ich ultragespannt, wie Operatic ankommen wird!
Rollenbiographie
Um nochmal auf meine Eingangsbemerkung zurückzukommen. Ich hatte also gelesen, dass es da den lyrischen Sopran und den dramatischen Sopran gibt. Wie ich mir schon gedacht hatte, gibt es unterschiedliche Rollen, die man damit verknüpft. Die Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte ist zum Beispiel so ein typischer dramatischer Koloratur-Sopran. Alison singt eher die Zerlina in Don Giovanni. Als ich sie nach großen Rollen fragte, die sie gerne singen würde, antwortete sie mir mit zweien, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Die Gretel würde sie gerne singen. Und die Lulu. Jede auf ihre Art „starke“ Frauenrollen. Würde ich beides sofort unbedingt sehen und hören wollen.
Schöner kleiner Nachmittagstalk mit Alison war das. Und ich bin schon sehr gespannt auf den Rest der Truppe. Ich finde deren Idee fantastisch, sich zusammenzutun, um uns ihre Welt der Oper zu zeigen. Wir folgen gerne.
Auf jeden Fall bald mehr Oper
Mein letztes Opern-Erlebnis ist schon etwas länger her und es war etwas ganz Besonderes.
Ich war sehr angetan von Renée Flemming und hab die Kostüme von Christian Lacroix genossen. Das war wirklich die ganz große Oper. Das Opulente ist die eine Seite der Oper. Aber ich finde es genauso spannend, die Menschen hinter den fantastischen Inszenierungen kennenzulernen. Oper zum Anfassen bringt uns aus der passiven Haltung heraus. Man kann sich so noch einmal neu auf die Themen, die musikalischen Feinheiten und Kompositionen einlassen.
Dennoch werden wir es bei der Weltpremiere von Operatic auch ein wenig krachen lassen. Das wird bombastisch. Verführerisch. Prachtvoll. Prunkvoll.
Operatic Trailer from Operatic on Vimeo.
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