Versteckt in den sanften Hügeln der wallonischen Provinz Lüttich liegt das Schloss von Modave inmitten eines 450 Hektar großen Landschaftsgartens. Wer die prunkvolle Anlage besucht, erlebt mehr als barocken Glanz – er taucht ein in ein unvergessliches Naturerlebnis und versteckte Ecken mit Geschichte.
Bis nach Brüssel
Wasser spielt in Modave eine besondere Rolle. Ein kleines Flüsschen speist das Areal mithilfe eines Wasserrads und transportiert sogar das Wasser bis in das 80 Kilometer entfernte Brüssel. Ein kleines Experiment macht diese Strecke greifbar: Ein Papierboot braucht ganze 72 Stunden, um von Modave bis nach Brüssel zu treiben. Ja, das wurde tatsächlich ausprobiert – und ist heute eine beliebte Anekdote bei Führungen. Bereits seit 1941 gehört das Gelände der Vivaqua, der Wassergesellschaft. Der Ort steht übrigens nicht nur unter Naturschutz, sondern auch unter Denkmalschutz. Heute kümmert sich eine Organisation um das Schloss und den Garten als attraktive Tourismus-Destination.
Mein Freund der Baum
1992 bekam der Schlossgarten unter die Fittiche einer professionellen Gartenpflege. Ein engagierter Landschaftsgärtner nahm sich der weitläufigen Anlage an. Ehemals im Stil französischer Strenge und englischer Natürlichkeit angelegt, wurde der Garten in den Grundzügen rekonstruiert und man bemühte sich, das alles wieder deutlich herauszustellen. Heute beeindrucken gepflegte Sichtachsen ebenso wie ein imposanter alter Baumbestand.
Ein besonders berührender Moment: Renée van Beneden, die uns äußerst sympathisch und kompetent durch das weitläufige Gelände führte, schilderte mit spürbarer Ergriffenheit, wie eines Tages eine 300 Jahre alte Rotbuche einfach umfiel. „Puff – da lag er plötzlich.“ Mehr braucht es nicht, um zu verstehen, wie tief hier Natur und Emotion miteinander verwurzelt sind.
Naturreservat mit botanischen Schätzen – und Swimmingpool
Seit 1973 ist das gesamte Areal ein geschütztes Naturreservat. Der unbestrittene Star im Park? Ein Tulpenbaum von majestätischen Ausmaßen: 35 Meter hoch, 6 Meter Stammdurchmesser. Ein Gigant – und doch elegant wie ein Balletttänzer im Wind. Pläne gibt es auch für den ehemaligen Gemüsegarten – vielleicht wird dieser bald wiederbelebt. Schon in den 1930er Jahren wusste man hier übrigens, wie man die warmen Sommertage genießt. Ein Swimmingpool unter freiem Himmel, heute ein Relikt vergangener Tage, zeugt vom Aufblühen der Freiluftkultur jener Zeit. Heute liegt er still da, fast romantisch verwittert – und erzählt seine eigene Geschichte.
Picknick, Stuck und Pferdeställe
Einmal im Jahr wird gefeiert – beim großen Sommerfest mit Picknick auf dem Gelände. Wer das Schloss als Gruppe besucht, kann zudem in den ehemaligen Ställen ganz stilvoll sein eigenes Picknick veranstalten.
Und drinnen? Wer das Schloss betritt, wird gleich im Eingangsbereich von einer Überraschung empfangen: die größte Stuckdecke Belgiens! Barocke Opulenz, wohin das Auge blickt – und eine Zeitreise durch die Jahrhunderte, geführt von einem Team, das mit Herzblut bei der Sache ist.
Tipp: Wer Ruhe, Natur, Geschichte und einen Hauch Märchenhaftigkeit sucht, ist in Modave genau richtig. Ob als Ausflug oder als Etappe auf einer Entdeckungsreise durch die wallonische Provinz – dieses Schloss lohnt sich für die Besichtigung und einen anschließenden Spaziergang durch den Landschaftsgarten.
Weitere Infos und Öffnungszeiten
Transparenzhinweis: Ich wurde von Visit Wallonia zu dieser Reise eingeladen. Die Kosten für Unterbringung, Verpflegung sowie sämtliche Eintritte und Führungen wurden vollständig von Visit Wallonia übernommen. Es bestand keine Verpflichtung zur Berichterstattung, meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst.
2 Antworten zu “Das Schloss von Modave und sein verwunschener Garten”
Mich interessiert natürlich sehr, wie es mit dem Gemüsegarten weitergeht! Vom Sommerfest hatte ich bisher nur gelesen. Aber es klingt richtig gut. Ohnehin wirken die Feste in der Wallonie immer so entspannt und kulturell vielfältig auf mich – allerdings durchaus auch mit wenig Scheu vor Kontrasten! 😀
Ja, spannende Sache. Unsere Begleitung hat sich da ein bisschen bedeckt gehalten, denn da sind wohl andere für zuständig. Hoffen wir mal, dass sich über die Frage, wer verantwortlich ist, nicht das Ganze zerreibt.