Kulturnetzwerke


Gleich zu Beginn dieses Beitrags habe ich eine gute Nachricht. Das Bild vom einsamen Kunstschaffenden, der in seinem Elfenbeinturm vor sich hin arbeitet, gehört der Vergangenheit an! Die Zukunft sind klug gewählten Kulturnetzwerke. Das wurde mir heute bei einem Pressegespräch klar, zu welchem die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH in das neue temporäre Kunstzentrum „t.a.t. new talents – temporary art tower“ eingeladen hatte.

arttower

Der Termin fand an einem Ort statt, der – obwohl er nicht mehr lange existieren wird – den Beginn einer wunderbaren Freundschaft definierte. In der Agrippastraße besitzt die DEG ein Bürogebäude, das schon längst nicht mehr dem ökologischen Standart entspreche, so Bruno Wenn, Mitglied und Sprecher der Geschäftsführung der DEG. Und es ergab sich durch vergangene gute Erfahrungen mit der Biennale new talents die Idee zu einer wunderbaren Zwischennutzung der Räumlichkeiten. Jochen Heufelder wird im Mai hier einen Schwerpunkt des Festivals setzen und somit noch stärker die Ambitionen eines neuen kulturell geprägten Viertels in Köln fokussieren. Das Agrippaviertel könnte zukünftig zu einer wichtigen Adresse für Kulturfans werden. Weitere Aktionen sind im tempory art tower geplant – doch dazu gleich mehr.

Die Aussage von Bruno Wenn, dass man die Kulturförderung auch für Prozesse innerhalb des Unternehmens für wichtig erachte, gefällt mir besonders gut. Zum Beispiel werden Mitarbeiter zu Führungen durch Ausstellungen eingeladen, die man fördert. Man spürt eine ehrliche Verantwortung für die Mitgestaltung der Kultur in Köln bei dem Unternehmen, das ansonsten vor allem in Schwellenländern unternehmerische Initiativen fördert. Ich bin gespannt, ob vor allem die Idee der Zwischennutzung für kulturelle Projekte Schule macht. Raum dafür wird man sicher genügend finden.

Da bis zum Mai noch etwas Zeit ist und man das Gebäude nicht so lange ungenutzt lassen möchte, ergab sich die Zusammenarbeit mit der Initiative Brussels Cologne Contemporaries, die ab Freitag dort junge Kunst aus Kölner und Brüsseler Galerien zeigen wird. Galeristin Petra Martinetz betonte die Synergien der Zusammenarbeit mit Kollegen – man verstehe sich nicht als Konkurrenz, sondern sieht vor allem die Vorteile in so einer gemeinsamen Präsentation. Ich denke auch, dass man mit dem Bespielen einer gemeinsamen Location mehr Menschen erreicht und dass sich durchaus Chancen auf erweiterte Kundenkreise ergeben. Hinweise auf Wohlfühlzonen innerhalb der Präsentation (es gibt eine Party, man kann sich auf einen Kaffee niederlassen) waren mir besonders sympathisch – auch wenn die übrigen Medienvertreter leise vor sich hinschmunzelten. Aber eigentlich weiß doch jeder: hierbei entstehen die besten Ideen – und ja: auch Geschäfte!

Die ersten Präsentationen in den insgesamt 5 Etagen des „tempory art tower“ waren schon eingerichtet und so konnten wir einen kleinen Einblick in die Schau von Marion Scharmann erhalten. Die Galeristin zeigt die Ruff-Schülerin Martina Sauter, die ihren Fotografien mit Collage-Elementen ganz spezielle Geschichten entlockt. Da entsteht allerbestes Kopfkino und man gewinnt dem Medium eine neue Dimension ab.

Auch Julia Garnatz überraschten wir beim Aufbau der Skulpturen ihrer Künstlerin Ilona Herreiner. Diese hat sich der Holzbildhauerei verschrieben und kreiert aus einem einzelnen Holzblock ein kleines surrealistisches Environment, welches Bekanntes und Ungewohntes miteinander kombiniert.

Allein schon diese zwei Positionen dürften eigentlich Anlass genug sein, sich auf einen Rundgang in den „tempory art tower“ zu begeben. Die Vernissage findet morgen um 18.00 Uhr statt und Samstag/Sonntag gibt es jeweils um 14.00 Uhr einen Rundgang mit der verantwortlichen Kuratorin Carla Donauer.

Und damit sich der Kreis schließt, gibt es auch noch eine gute Nachricht zum Schluß. „t.a.t. new talents bietet Künstlern verschiedener Sparten temporäre Probe- und Atelierräume. Diese können flexibel von Musikern, Künstlern, Designern, Filmern und Tänzern gegen eine geringe Nutzungsgebühr bis zu drei Monate auf Wochen- oder Monatsbasis angemietet werden. Die Größe der Räume variiert von 20 qm (kleines Einzelatelier) bis 200 qm (großer Proberaum). Mit Unterstützung der beiden Privatinitiativen FUHRWERKSWAAGE Kunstraum e.V. und Kirschenpflücker e.V. wurde zudem das Erdgeschoss in eine großzügige Ausstellungshalle verwandelt, die für Veranstaltungen genutzt werden kann. Künstler aller Sparten können sich zur zeitlich begrenzten Nutzung bewerben. Kurzbewerbung, die Einblick in das künstlerische Schaffen gibt (aussagekräftiges Portfolio, kurze Projektbeschreibung über die Art der Nutzung) bitte per Mail an: new talents – biennale cologne, Frau Suzan Acar sa@newtalents-cologne.de Kontakt und weitere Informationen 0221/99559978 „.

 

 

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3 Antworten zu “Kulturnetzwerke”

  1. Als Mitarbeiter der DEG möchte ich meine Gesch#äftsführung hier mal öffentlich loben:
    Diese Art der privaten Förderung der lokalen Kunst- und Kulturszene ist bis jetzt einmalig in Köln. Andere Kölner Unternehmen sollten diesem Vorbild bitte unbedingt folgen. Wie schon oben von der Kulturtussi erwähnt. Raum dafür wird man wohl genügend finden ….
    Ich finde, dass wäre ein schönes „Kulturereignis des Jahres 2013“, oder ?
    http://www.koelnerkulturrat.de/koelner-kulturpreis.html

    • Lieber Herr Richerzhagen,
      das finde ich super, dass Sie für Ihre Geschäftsführung eine Lanze brechen und es ist der Beweis dafür, dass das Engagement Früchte trägt.
      Als Kulturereignis werden aber wahrscheinlich nur Festivals oder ähnliche Veranstaltungen preiswürdig sein. Aber eigentlich könnte man die Kategorie „Vorbild Sponsoring“ noch einführen! Da hätte die DEG das allemal verdient, zu gewinnen!
      Herzliche Grüße von der Kulturtussi!

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