Kunstvermittlung auf der Art Cologne


Gestern, am letzten Tag der ArtCologne bin ich noch schnell rüber auf die andere Rheinseite gehüpft und einmal durch die Messehallen gelaufen. Ich war sogar so klug, mir Turnschuhe anzuziehen. Ach ja, ist das nicht gerade modetechnisch sowieso erlaubt? Na ja, sowas ist mir eigentlich immer ein bisschen schnuppe. Aber wer sich je auf Kunstmessen herumgetrieben hat, der weiß um die Bedeutung der Mode-Fallstricke. Aber was ich eigentlich erzählen wollte: ich habe die Messe mit zwei unterschiedlichen Führungen besucht und möchte gerne hier an dieser Stelle ein Plädoyer für Kunstvermittlung auch in solch einem Rahmen abliefern. Mit den besten Empfehlungen an Herrn Ullrichs. Ich war zunächst im Rahmen einer Einladung der Kulturpaten mit dem Künstler Ralf Witthaus unterwegs. Und später habe ich mich in einen Kids-ARTworkshop des Museumsdienstes eingeschlichen. Was mein Fazit dieses besonderen Messe-Besuches ist, könnt ihr hier lesen.

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Ralf Witthaus vor der raumgreifenden Arbeit von Ernst Hermanns in der Präsentation bei Edith Wahlandt

Künstler-Blick

Mit einem Künstler über die Messe zu gehen ist durchaus vorteilhaft. Ralf hat natürlich ganz andere Verbindungen zu einzelnen Protagonisten. Weil er selber aus der Szene kommt. Und immer wieder hat er eingestreut, wie er aus Künstlersicht den ein oder anderen Erfolg von Kollegen einordnet. Es war auch klasse, mit einem Vertreter der Künstlerszene zu einem kleinen Interview zusammenzukommen. Martin Spengler ist ein smarter junger Mann, der sich in der spannenden Situation befindet, dass seine Käufer auf neue Werke regelrecht „warten“ müssen. Er arbeitet zwischen malerischen, zeichnerischen und bildhauerischen Ansätzen und ist Schüler von Karin Kneffel und Manfred Pernice. Interessante Kombination! Solche Einblicke in die Biographien von jungen Künstlern sind sicher auch für Sammler sehr spannend. Wer sich etwas auskennt, kann sich dann vielleicht ausrechnen, welchen Weg so jemand nehmen kann. Schaut euch gerne mal bei Spengler auf der Seite um.

#Lustwandeln

Ich mag ja solche überraschenden Querverbindungen durch den digitalen Raum. Während ich immer mal auf mein Handy linste, um bei Tanja und den Kulturkonsorten mitzulesen, was die im Schlosspark Nymphenburg mit ihrem Tweetwalk für Erlebnisse hatten, erwähnte Ralf, dass er davon träumt, dereinst eine seiner Rasenzeichnungen im Englischen Garten in München anzufertigen. Wenn das nicht mal eine tolle Form des Lustwandelns wäre. Überhaupt: die gigantischen Rasenzeichnungen von Witthaus, solltet ihr euch mal ansehen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Wir in Köln sind ja schon in den Genuss gekommen!!

Ich fand es toll, mit ihm so schön vorsortiert über die Messe zu gehen. Richtig klasse war aber die Begegnung mit der Land Art bei Repetto. Denn Ralf Witthaus gehört mit seinen gigantischen Rasenzeichnungen in genau diese Kunstbewegung. Das ist wirklich fantastisch, wenn man jemanden zur Kunst sprechen hört, der sich aus tiefstem Herzen und über einen langen Zeitraum mit dem Thema auseinandersetzt. Da bekommt man zahlreiche Hinweise, Hintergründe und Sehhilfen, die einen perfekten Einstieg zur Kunst liefern. Den Steinkreis von Richard Long nahm ich plötzlich ganz anders wahr. Ralf erzählte, dass die Idee der Land Art war, die Menschen aus dem Kunstbetrieb raus in die Natur zu ziehen. No Fotos! Schwingt euch auf und kommt her. Erwandert die Kunst. Nehmt sie mit allen Sinnen auf! Da wirkte Long im ganzen Messegetümmel wie ein Ruf der Natur. Unbeirrt vom Gewirr von Menschen um ihn herum, war er einfach nur da! Danke für diesen Gedankengang, lieber Ralf.

long

Die sind aber süß!

Die kleine Truppe von ca. 15 Kids zog sämtliche Blicke auf sich, als sie hinter Kunstpädagogin Karen Bienhaus herzockelten. Ein bisschen beschlich mich das Gefühl, dass so manch Besucher nach etwas Frischem, Unverblümten Ausschau gehalten hat. Der Kunstbetrieb hat ja so seine Befindlichkeiten und ich kann mir vorstellen, dass das Verkaufen von Kunst einen gewissen Stress-Faktor beinhaltet. Es geht immerhin auch um recht viel Geld. Das kann schon mal Druck erzeugen. Und wenn dann so ein paar Kinder durch die Hallen gehen, sich ganz ohne Scheu auf den Boden legen und eine Skulptur mal von unten angucken, dann zaubert das so manchem Besucher ein Lächeln auf die Lippen.

Aber auch Galeristen sind entzückt. Ich sah hier und da welche, die einen Fotoapparat zückten. Und als ich mich mit dem Dresdner Galeristen Ralf Lehmann über die Kinderführungen unterhielt, erzählte der mir von ganzen Schulklassen, die in Tokio über die Messe gehen würden. Das hatte ich so noch nicht gehört, aber man sieht, dass solche Vermittlungsprogramme anderenorts schon länger Praxis sind. Für die Kinder ist es sicher eine fantastische Erfahrung. Und es schult ihren Blick für moderne Kunst ungemein, wenn sie mal auf so einem Event wie der Art Cologne durch das Angebot gehen dürfen. Ganz besonders schön war die Begegnung mit dem Künstler Klaus Fritze am Stand von Brigitte Schenk. Der demonstrierte den Kindern seine spannende Installation hautnah. Besser kann es nicht laufen.

fritze_kinderführung

Was ist eigentlich eine Galerie? Eine sehr schöne Erklärung für Kinder gab es hier beim Kölner Stadtanzeiger. Das Angebot der Kindertour wurde am Schluss abgerundet mit eigenen kreativen Collagen, die die Kinder happy und stolz mit nach Hause nehmen konnte. Die Mischung aus direktem Kontakt mit der Kunst und dem hinterher entspannt etwas Machen hat mir gut gefallen. Die Kinder haben auf jeden Fall eine Menge mitbekommen. Und ich bin mir sicher, dass so ein Angebot nächstes Jahre auch wieder so schnell ausgebucht sein wird, wie dieses Jahr.

Britta Derichs, die für den Museumsdienst die Touren über die Messe organisiert, hat mir noch kurz ihre Einschätzungen der diesjährigen Art Cologne gegeben (Kurz-Interview mit Messe-Geraune-Atmo :-). Wer von euch übrigens an solchen Touren interessiert wäre, der kann Britta gerne mal kontaktieren. Gute Leute werden immer gebraucht!

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3 Antworten zu “Kunstvermittlung auf der Art Cologne”

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