Besonders empfehlenswert

Fotografie und Architektur gehören vor allem in der jüngeren Fotoszene unabdingbar zueinander. Die ästhetischen Impulse, die für architektonische Situationen festgehalten werden, sind oftmals sehr spannende Erlebnisse für die Wahrnehmung. Besonders, wenn verschiedene formale Details miteinander kombiniert werden, die festgehalten im Bild eine besondere Aufmerksamkeit erregen und zu einer neuen Bildwirklichkeit zusammen finden, finde ich solche Ansätze reizvoll. So kann man die „Lieblingsplätze“ des Europäischen Architekturfotografie Preis 2007 nicht hoch genug loben als absoluter Augenschmaus. Ich kann mich gar nicht entscheiden, was mir besser gefällt: die schräg-ironischen Beobachtungen der Vorortidyllen von Andreas Meichsner (das hat hin und wieder schon fast dadaistische Qualitäten, wenn man den stolzen Segelfreak vor seiner Garage im Boot sitzend beobachtet) oder die subtil aus dem Dunkeln herausgeleuchteten Geheimnisse urbanen Geschehens (als Büdchen-Fan liebe ich besonders die fluoriszierenden Reklameschilderparade des Eck-Kiosks). Oder vielleicht noch dies hier: eine wunderbare Degustation ästhetischer Reize, die Zimmerecke von Claudio Bader
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European Architectural Photography Prize 2007
Der Europäische Architekturfotografie-Preis 2007 zum Thema »Lieblingsplätze / My Favourite Places« geht an den Fotografen Jürgen Chill. Der Preis wird seit 1995 alle zwei Jahre international ausgelobt und seit 2005 von dem gemeinnützigen architekturbild e.V. organisiert.
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In diesem Jahr hatten sich 310 Teilnehmer aus 24 Ländern mit ihren jeweils vier Bilder umfassenden Serien beteiligt. Die Jury unter Vorsitz des Chefredakteurs der Zeitschrift Photo International, Hans Eberhard Hess, wählte die Fotografieserie aus, die vier Gefängniszellen in streng zentralpersperspektivischer Sicht von oben zeigt. Sie als Lieblingsplätze zu bezeichnen, mag zynisch erscheinen, denn die im Bild nicht gezeigten Häftlinge haben gar keine andere Wahl. Andererseits wurden die kargen Räume von den Insassen so weit wie möglich individualisiert, dass sie mindestens auf Zeit wie Lieblingsplätze wirken.
Ein zweiter Preis geht an Andreas Meichsner aus Berlin für seine Bildserie, die auf humorvolle Weise einen spielerischen Blick auf die spießbürgerliche Normalität und den idyllischen Ferienalltag des ‚kleinen Mannes’ wirft.
Ein weiterer zweiter Preis geht an Matthias Schmiedel aus Hamburg. Seine Serie zeigt mit Topfpflanzen, Zäunen und Hecken sorgfältig markierte Dauercampingplätze, Wohnungen, Vorzelte und Autos von Zeltplanen umhüllt, verschnürt, kurz: die winterfest gemachte, schlafende Idylle. Lieblingsorte außerhalb der Saison.
Alle Ergebnisse finden Sie hier
Die 28 besten Bildserien des international renommierten, mit 6.000 Euro dotierten Architekturfotografie-Preises werden beginnend mit der Preisverleihung ab 21. Mai um 18 Uhr bis 10. Juni in der Bundeskunsthalle Bonn gezeigt. Es erscheint ein deutsch-englischer Katalog in der av edition für 24,80 Euro.
Preisverleihung
Ausstellung
21. Mai – 10. Juni 2007
Bundeskunsthalle Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 4
D-53113 Bonn
Mo 10-19 Uhr, Di-So 10-21 Uhr

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