Die Kunst des Kochens


Das neue Jahr liegt glänzend vor mir und ich nehme mir vor, Projekte, die länger in der Schublade verschwanden, wieder ans Licht zu holen. Dazu gehört eines meiner Lieblings-Themen: der Genuss! Und weil ich mich schon sehr auf die kommende Ausstellung „Esprit Montmartre. Die Bohème in Paris um 1900“ in der Frankfurter Schirn freue, möchte ich heute gerne eine kleinen Appetithappen als Neujahrsgruß an alle Genießer veröffentlichen.

Im Rahmen meiner Kunstmahl-Formate habe ich ein Drehbuch für das Ein-Mann-Stück „Dinnertheater mit Toulouse Lautrec“ verfasst. Mit Daniel Andone fand ich den perfekten Darsteller!! Im Wechsel mit Speisen, die von der Kochkunst des Malers inspiriert waren, trat der Schauspieler als Toulouse zwischen die Gäste und erzählte aus dessen Leben. Zwischendurch sang die wunderbare Alice Eßer französische Chansons. Und um das Erlebnis ganz im Sinne der Moulin-Rouge-Atmosphäre abzurunden, zeichnete Monika Odenthal die Teilnehmer dieses Dinnerabends live!

Nachdem ich lange keine geeignete Location für das Dinnertheater fand, gibt es jetzt  Planungen, dieses Erlebnis in 2014 erneut zur Aufführung zu bringen. Drückt mir die Daumen, dass alles passt.

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Daniel Andone in der Rolle des Henri de Toulouse Lautrec

Ah! La vie! La vie!
Genießen Sie den Abend, meine sehr verehrten Freunde? Ich freue mich, Sie so guter Dinge zu sehen. A votre santé. Schön, dass Sie heute Abend meine Gäste sind.
Die Feinschmeckerei ist eines der höchsten gesellschaftlichen Vergnügen und ich habe wahrlich viel übrig für Vergnügungen aller Art. Habe ich doch die feine Lebensart mit der Muttermilch aufgesogen. Meine Familie stammt übrigens aus der jüngeren Linie der Grafen von Toulouse. Jeden Tag gab es ein Festmahl, die aufgetragenen Gerichte hatten allesamt „Körper“, sie hatten „Geist“. Wollen Sie schmecken, was das bedeutet? Voilà – heute Abend sollen Sie es erleben. Essen Sie mit mir, wenn es recht ist.  
Meine Großmutter pflegte immer zu sagen: für die Herren de Toulouse Lautrec bereitet eine Wildente ein dreifaches Vergnügen: sie zu schießen, sie zu essen und … sie zu malen!
(Lacht ein wenig irre vor sich hin!)
Mein Vater hätte es gerne gehabt, wenn ich auch ein großer Jäger geworden wäre. Ah! La vie! La vie! Zu denken, dass ich nie gemalt hätte, wenn meine Beine  etwas länger gewesen wären. Und die Kunst des Kochens – wer weiß, ob ich mir ihr hingegeben hätte. Nun aber ist sie zu einer Leidenschaft geworden, der ich gerne fröne. Am liebsten bewirte ich meine Freunde selbst. Mit meinem treuen Lebensbegleiter, Maurice Joyant, habe ich so manche kulinarische Erfindung gefeiert. Ich kenne ihn übrigens schon seit ich aufs Lyzeum ging. Später wurde er dann mein Kunsthändler. Ja, der gute Maurice – übrigens wird er nach meinem Tod alle Rezepte unserer wunderbaren Diners aufschreiben – und er nennt es dann: DIE KUNST DES KOCHENS
(küsst Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand mit einem Schmatz)
Als ich noch ein Kind war, durfte ich dem Personal im Hôtel du Bosc in der Küche beim Zubereiten der herrlichen Speisen zusehen. Das sind meine schönsten Kindheitserinnerungen. In den Räucherkammern wurden Schinken und Speck aufbewahrt, in großen Tontöpfen das Gänseschmalz. Rose hat mir beigebracht, wie man die nötige Salzmenge richtig einschätzt. Und auch noch viele andere Küchengeheimnisse lernte ich bei ihr. Unvergessen ist die Kindheit im sonnigen Albi. Auch wenn ich meinen Vater dort nicht so oft sah. Sie müssen wissen – er und meine Mutter waren Cousins. Und sie haben sich schon bald nach meiner Geburt sehr entfremdet. Bedauerlich!
(blickt etwas melancholisch in die Weite)
Aber dafür wurde ich sehr verwöhnt. Besonders liebte ich das herrliche Frühstück, das dort für die Jäger serviert wurde. Es gab süße und deftige Gerichte. Und dazu gab es frisch gemolkene Milch, die noch warm war, sowie Kaffee und Wein aus Céleyran.
Übrigens, seit Manets grandiosem Erfolg sind die Picknicks sehr in Mode gekommen. Wie liebte ich die Natur und die herrliche Landschaft der Midi-Pyrénées. Kennen Sie das Gebiet um das Flüsschen Tarn?  Dort gedeiht das teuerste Gewürz der Welt – Safran!
Und der rosa Knoblauch von Lautrec – der ist ein Gedicht.
Ja, ich halte die Familientraditionen hoch.
(reibt mit der Muskatnussreibe hier und da einem Gast ein wenig über sein Gericht)
Auch in Paris!
(ab)

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