Bilderreise entlang der Seine

36 Grad und es wird noch heißer! Da ist uns doch eine kleine Abkühlung willkommen. Und die möchte ich euch gerne in Form einer sehr schönen Ausstellung gewähren, die derzeit im Wallraf-Richartz-Museum zu sehen ist. „Mit den Impressionisten entlang der Seine“ heißt sie und wurde aus den Beständen des Museums anläßlich des 90. Geburtstags von Stifter Corboud eingerichtet! Ich habe euch hier mal 5 Gründe aufgelistet, warum ein Besuch dieser Ausstellung richtig lohnt!

1. Die Farbpalette der Impressionisten

Kühles Blau, pastoses Rosa, saftiges Grün, quirliges Grau, gebrochenes Weiß. Da die Impressionisten den flüchtigen Augenblick einzufangen suchten, wirken auch ihre Bilder nicht selten wie ein kleiner Windhauch. Auf der Leinwand wird nur kurz getupft, alles geschieht leicht und fast tänzerisch. „Ich will das Unerreichbare. Andere Künstler malen eine Brücke, ein Haus, ein Boot und das wars. Ich dagegen will die Luft malen, die die Brücke, das Haus, das Boot umgibt, die Schönheit der Luft, die diese Objekte umgibt und das ist nicht Unmögliches.“ (C. Monet)

2. Die Seine

Das Burgund, die Champagne und Paris, die Normandie – wie klingt das? Ist das nicht Urlaub pur? Rund 777 Kilometer schlängelt sich die Seine durch Frankreich, ehe sie in den Ärmelkanal mündet. Freilichtmalerei bedeutete im 19. Jahrhundert: raus in die Natur. Mit der Staffelei unter dem Arm und einem Koffer voller Farbtuben zogen die Erneuerer der Kunst los. Praktischerweise hatte man die „Farbe to go“ gerade erst erfunden. Sehr weit konnte man allerdings auch mit diesem ganzen Material nicht laufen. Deswegen zog es die französischen Impressionisten oft an die Ufer der nahen Seine. Die Kombination von Wasser, Landschaft, dahingleitenden Booten, Sonne und Wind – was gab es Schöneres? Wandelndes Wetter lieferte immer neue Inspiration und so ist der Fluß eines ihrer Lieblingsmotive. Das Verdienst dieser Malerei ist es, dass wir heute vor einem impressionistischen Bild stehen und die Natur unmittelbar auf der Haut spüren können.

Kuratorin Barbara Schaefer hat nun für die Ausstellung diese Geschichte an die Wand projeziert. Eine wirklich gelungene Idee! Die räumliche Situation unterstützt eine Phantasiereise der besonderen Art.

 

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3. Perspektivwechsel

Die Bilder der Ausstellung stammen aus dem Bestand des Hauses. Wir sehen also keine neuen Werke, höchstens welche, die sonst im Depot lagern. Allerdings sehen wir völlig neu, denn die besondere Präsentation erlaubt einen anderen Blick.
„Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu suchen, sondern mit anderen Augen zu sehen.“ Da hat Proust ja quasi die Idee zu dieser Ausstellung schon gehabt, oder? Die Werke sind auf der Wand entsprechend der Orte arrangiert, wo sie entstanden sind. Mapping the Impressionism! So wie einst die Maler den unmittelbaren Eindruck eingefangen haben, können wir die Verortung direkt nachvollziehen. Hier kann man übrigens durch einige der Bilder blättern.

 

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4. Wohldosierte Infohäppchen

Durch den Raum schlängelnd sich eine Art „Info-Theke“. Man wandert sozusagen entlang der Infos zu den Bildern. Kann dort stehen bleiben, wo einen der Zusammenhang fesselt. Sich weiter treiben lassen. Ohne dass man Nackenstarre befürchten muss 🙂 Man steht auch nicht im Weg, wenn sich jemand die Bilder genauer ansehen will. Mir gefällt jede kreative Abweichung von der klassischen Museumspräsentation – und die hier ist richtig gut gelungen. Denn sie vermittelt auch ein angenehmes Verweil-Gefühl, der sanfte Schwung des Raumelements vermittelt zusätzliche positive Impulse. Alles Dinge, die nicht zu unterschätzen sind. Wenn der Raum einen anregenden Charakter hat, nicht ständig beschränkt, sondern vielmehr die Gedanken inspiriert, dann wird der Museumsbesuch erst zu einem runden Erlebnis.

5. Impressionismus und noch viel mehr

Die kleine Reise entlang der Seine kann man erweitern, indem man durch die angrenzenden Räume flaniert und weitere Werke des 19. Jahrhunderts anschaut. Vielleicht auch mal einen Blick aus dem Eckfenster über die Dächer Kölns bis hin zum Dom und in die Altstadt wirft. Oder, wer mehr Zeit hat: Ein Gang durch die Mittelalter-Abteilung ist immer wieder eine schöne Zeitreise. Das Eintauchen in die Barock-Abteilung lohnt sowieso. Vielleicht einfach mal schnell Rembrandt guten Tag sagen 😉

An dieser Stelle verspüre ich das dringende Bedürfnis, mal kurz für die Jahreskarte der Kölner Museen Werbung zu machen. Leute, die kostet inklusive aller Sonderausstellungen in allen städtischen Museen (es sind 9!) nur 90,00 Euro! Das musste mal gesagt werden. Einfach mal kurz zur Abkühlung rein ins Museum, kleine Kunst-Betrachtung – wieder weitermachen mit dem alltäglichen Zeugs! Herrliche kühle Kunstpause. In diesem Sinne: lasst es euch gut gehen und kommt gut durch die Hitze.

 

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