Nun gibt es das neue Rheinische Landesmuseum schon gute 10 Jahre – und ich habe es erst jetzt geschafft, mich dort umzusehen. Es gefällt mir wirklich gut da und weil wir am Freitag ganz auf Hann Trier konzentriert waren, muss ich wohl wiederkommen. Ich freue mich immer, wenn es gute Beweggründe gibt, sich in der Region zu bewegen! Sollte ich wirklich mal öfter machen!! Letzte Woche passte es, so dass ich mit Stephanie Müller schnell übereinkam, ein #drinkingaboutmuseums im Rheinischen Landesmuseum zu veranstalten. Impuls dafür war die Sonderausstellung zu Hann Trier. Und der 100. Geburtstag des im Rheinland verwurzelten Künstlers, auf den wir dann gerne angestoßen haben.
Zum 100. Geburtstag das Unbekannte zeigen
Auch in Ratingen und im Käthe Kollwitz Museum feiern sie den 100. Geburtstag von Hann Trier, der sich mir besonders mit seiner Wolke im Kölner Rathaus ins Gedächtnis geschrieben hat. Ein Künstler, der sich nur bedingt in die Schublade „Informel“ packen lässt. Das merkt man besonders bei den unbekannten Arbeiten, die im Landesmuseum zu entdecken sind. Es handelt sich hier nämlich um viele Skizzen und Vorarbeiten, die aus seinem unlängst aufgelösten Eifeler Atelier stammen.
Ich finde ja Entwürfe fast noch spannender als die fertigen Arbeiten. Denn man steigt so ganz in den Schaffensprozess ein. Und da fallen einem bei Hann Trier zwei Dinge auf. Zum einen, dass er mit einer faszinierenden Körperlichkeit malt. Hier ganz im Sinne des Informel. Genial, wie er beide Hände dazu nutzt. Anscheinend auch mit beiden gleich gut malen kann. Und dann den ganzen Radius seiner Arme ausnutzend über die Fläche tanzt. Auf der anderen Seite habe ich aber auch Entwürfe gesehen, bei denen er ganz genau Farbbereiche beschreibt und dann immer wieder probiert, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wird.
Abstraktion ohne Grenzen
Bei Hann Trier muss ich automatisch an barocke Deckengemälde denken – eine Assoziation, die der Maler bewusst eingesetzt hat. Was mir aber nun nach dem Besuch der Bonner Ausstellung auch in Erinnerung bleiben wird, sind Objekte, die über die über den traditionellen Bildgedanken hinausgehen. Kleine Objekte aus Leinwand, aber auch der assoziative Umgang mit Schrift in manchen seiner Bilder, haben mich mich begeistert.
Das bemalte Cocktailkleid für seine Frau fand ich hinreißend (seine „Gardinen“ hingegen waren nicht so gelungen!). Besonders spannend fand ich in diesem Zusammenhang die Publikation „Unveröffentlichte Poesie und Tuschezeichnungen. Was es bedeutet, kann der Name nicht sagen“. Die gegenseitige Beflügelung von Wort, Zeichen, Bild und Bedeutung ist deutlich in diesen Arbeiten zu spüren, die mich teilweise auch sehr an die fernöstliche Kalligraphie erinnern. Eine Inspirationsquelle, derer sich gerade im Berich des Informel und der Nachkriegskunst nicht wenige Künstler bedient haben.
Hann Trier hat die Nachkriegskunst vor allem im Rheinland mit einer ganzen Reihe frischer Impulse voran gebracht. Besonders seine in Alfter organisierten Donnerstags-Gesellschaften müssen wahre Inspirations-Feuerwerke gewesen sein. Hier kann man Berichte über die kreativen Zusammenkünfte dort lesen. Wobei es ihn durchaus auch in die Ferne zog- von 1952 bis 1955 lebte er in Kolumbien. Während seiner Professur (bis 1980) an der Berliner Hochschule für bildende Künste gehörte u.a. auch Georg Baselitz zu seinen Schülern.
In seinen Arbeiten spürt man auch eine Liebe zum Tanz und zu der Bewegung, besonders in seinen späten Deckengemälden klingt Musik mit. Seine Kunst ist durchaus ein Erlebnis, das mehrere Sinne anspricht. In der Ausstellung stehen auch die Farben aus seiner Werkstatt. Eine schöne Anregung, die auch noch einmal den Blick darauf lenkt, dass Hann Trier sich sehr mit Experimenten beschäftigte und seine Farben gerne selbst anrührte.
Museumsbesuch mit Genuss
Da wir ja zu einem #drinkingaboutmuseums in Bonn gewesen sind, möchte ich an dieser Stelle auch einmal ausdrücklich die schöne Museumsrestauration loben. Denn das ist ja der Gedanke hinter diesem lustigen Hashtag. Dass man sich bei wirklich gutem Essen und Trinken entspannt und locker über den Arbeitsplatz Museum austauschen kann. Dazu trägt dann eine gut gelaunte Bedienung ebenso bei wie das leckere Essen (ich hatte Dreierlei von der Bete und das war wirlich super lecker) und reichhaltige Getränkeangebot (es gab mehr als das Übliche, würde ich mal behaupten. Ich hatte Seezüngli und alle staunten begeistert über den üppig mit Minze dekorierten Hugo einer Kollegin, der ihren Angaben zufolge äußerst schmackhaft war!)
Also, auch als Location gewinnt das Rheinische Landesmuseum. Und die Sammlung macht sowieso neugierig auf mehr. Und da kommt ja wohl auch ein wahrer Blockbuster auf uns zu. Ab 5. September zeigen sie die Revolution Jungsteinzeit. Das hört sich spannend an! Und eigentlich eine gute Gelegenheit, das #drinkingaboutmuseums zu wiederholen. Wir waren uns auf jeden Fall alle einig, dass diese unkomplizierte Veranstaltung ruhig etwas öfter stattfinden dürfte.
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