Herzliche Urlausgrüße aus der Schweiz! Es ist wunderbar, das neue Jahr direkt mal mit einer kleinen Auszeit zu beginnen. Und neben den täglichen Wanderungen durch den Schnee wälze ich auch ein paar Gedanken über mein Bloggen. Da überschlage ich, welche Ausstellungen im Januar noch laufen. „Hinter dem Vorhang“ im Museum Kunstpalast zum Beispiel. Und nach Münster zur Matisse-Ausstellung – das ist ausgemachte Sache – fahre ich auf jeden Fall. „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.“ Nie hat dieses Zitat von Francis Picabia besser gepasst. Beim Laufen in der herrlichen Luft der Berge kommt mir eine Idee.
Ausstellungsbesprechungen neu denken
Kunstgeschichtliche Fakten prüfen und in flüssige Geschichten verpacken – das ist eine Richtschnur, entlang der ich mich hier bei zahlreichen Beiträgen vorwärts bewegt habe. So sammelte ich über die Jahre eine Menge Beiträge mit einem erstaunlich langen Atem. Immer wieder führen Google-Treffer auf mein Blog. (Ich bin überrascht, dass es ein Chagall-Artikel ist, der die meisten Besucher auf mein Blog lotst. Im letzten Jahr waren es über 5000! Wen es interessiert: Insgesamt hatte die Kulturtussi 2016 42.720 Leser! O.O)Das freut mich natürlich.
Aber während ich so darüber nachdenke, welchen Blogbeitrag ich als Nächstes schreiben möchte, merke ich, dass ich Lust auf etwas Neues habe. Und zudem: Bin ich nicht seit Langem in der Kohlenstoffwelt auf einem ganz anderen Weg? Überzeugt von erlebnisorientierten Vermittlungsansätzen und vor allem von Kreativmethoden. Komisch, dass ich so etwas in meinem Blog eher selten aktiv nutze. Außer auf einer – sagen wir mal – Meta-Ebene. Da hab ich schon mal über Kreatives nachgedacht, meine 5-Cents zum Storytelling dazugegeben oder zum Theater geblickt.
Ha, dann setze ich das zukünftig mal mehr in die Tat um – blitzt es im Kopf. Schnell eingefangen, denke ich nun auf dieser Eingebung etwas länger herum und versuche, sie zu visualisieren. Wie wäre es also, wenn ich zukünftig einfach mal mit verschiedenen Ideen für einen kreativen Museums- oder Ausstellungsbesuch experimentieren würde. Ich will mir etwas anschauen und dazu ein Format, eine Methode, eine Technik ausprobieren. Das kann kreatives Schreiben sein (auf Twitter habe ich mir gerade ein Haiku-Schreiben angewöhnt. Macht total Spaß!) oder ich treffe jemanden und wir improvisieren. Alles hängt von Ort und Zeit, von Inhalt und Rahmen ab.
Kreativität üben
Kreativität kann man trainieren. Ein wichtiger Aspekt ist die Offenheit. Für das Andere, für eine neue Perspektive, für ungewöhnliche Blickwinkel. Wer aus der Routine ausbricht, hat mehr Chancen, etwas Neues zu entdecken und auszuprobieren. Es lohnt sich, seinen Assoziationen zu folgen, ihnen vielleicht mehr Gewicht zu geben, als allem bekannten Wissen. Es reizt mich zum Beispiel, darüber zu schreiben, was ein einziges Wort auslösen kann, das einem beim Betreten einer Ausstellung als erstes in den Sinn kommt. Dafür muss man natürlich genau in sich hineinhören. Sonst erscheint es flackernd unf fliegt vorüber. Es kann aber auch sehr spannend sein, sich für eine längere Zeit in einen Raum zu setzen und zu beobachten, zu riechen, zu hören. Einfach mal das gewohnte Flanieren durch ein Museum durchkreuzen und alle Reize aufnehmen. Ich bin überzeugt davon, dass sich einem da viele neue Erkenntniswege öffnen.
Die Kulturtussi kommt
Toll wäre es, die Kulturtussi so richtig zum Leben zu erwecken und sie quasi mit dem Methodenköfferchen durch die Lande reisen zu lassen. Alles kann, nichts muss. Ein Date mit ungewissem Ausgang. Aber viel Neugier und Experimentierlust. Und Spielerei. Ich finde, es ist an der Zeit, zu zeigen, welcher Erkenntnisgewinn von solch kreativen Ansätzen ausgehen kann. Ein interessantes Phänomen, das ich schon länger beobachte, ist der Erfolg, den Museum Hack in den USA feiert. Geht das auch bei uns? Ich möchte das ausprobieren! Also wird es hier in Zukunft öfter mal eine andere Betrachtung der Kunst geben und ein bisschen herumgespielt. Mal schauen, wen ich zum Mitspielen anstecken kann und welche Orte sich für einen Besuch finden lassen. Ich bin gespannt, wohin diese Reise geht und ob solche Betrachtungen auch Leser finden.
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