Der Wein mit dem Wolf im Logo

Torgny ist ganz unten im Zipfel Belgiens an der Grenze zu Frankreich und anscheinend herrscht hier ein fast mediterranes Mikroklima, das auch für den Wein nicht schlecht ist. In Sichtweite zur Weinnation schlechthin, hat sich hier ein kleines Grüppchen Engagierter aufgemacht, einen lokalen Schaumwein zu produzieren. Ich habe Christine Robinson getroffen, die mich durch den Weinberg Poirier du Loup geführt hat und mir anschließend die Produktionsstätte im Dorf gezeigt hat. Welche Einzelschritte für so eine Flasche notwendig sind – man macht sich ja keine Gedanken. Und es gab noch eine entzückende Überraschung mit einer Verbindung zur ersten KultourWallonie.

Als ich oben angekommen bin, eröffnet sich mir ein wunderbarer Blick. Ich stehe vor ein paar Weinreben und schaue über das Tal nach Frankreich rüber. Christine Robinson entpuppt sich als gebürtige Schottin und erzählt mir, dass sie über zwanzig Jahre als Generalsekretärin in nahen Luxemburg gearbeitet hat. Für eine Firma, die innovative Forschung und Technologien international vermarkten hilft. Sie ist schon in Rente gegangen und nachdem ihre Tochter zum Studieren auszog, hat sie sich nach neuen Betätigungen umgesehen. Nachdem sie sich bereit erklärt hatte, ein wenig für den Verkauf des Weines der Kooperative Poirier du Loup einzuspringen – zack, ist sie schon deren Präsidentin. Ich finde es toll, was hier geschaffen worden ist. Eine Hanglage mit herrlichen Chardonnay-Trauben, aus denen vor allem Schaumwein nach der Methode champenoise hergestellt wird. Angefangen hat alles mit einer Gruppe Weinfans, mittlerweile ist die Gemeinde Rouvroy Eigentümerin des Grundstücks und übertrug die Verwaltung der Sozialgenossenschaft „Ecoculture SCRL“.

Um die viele Arbeit im Weinberg zu bewerkstelligen, wird hier unter anderem mit Langzeitarbeitslosen gearbeitet und Christine beschreibt mir, wie sich das gemeinsame Arbeiten und gelegentlich auch Feiern positiv auf beide Seiten auswirkt. Derzeit sind insgesamt ca. 40 Ehrenamtler*innen hier engagiert und als wir später runter nach Torgny fahren, wird mir erstmal klar, wie viel Arbeit die im Einzelnen bewältigen müssen, damit das Ganze am Laufen gehalten wird. Mir gefallen übrigens ganz besonders die Rosenstöcke, die rund um den Wein herum gepflanzt werden. Dieser wir relativ hoch wachsend gebunden, damit später eine Art Blätterdach entstehen kann, welches die Trauben vor zu viel Sonne schützt. Selbstverständlich wird hier ohne Pestizide gearbeitet und nach einem harten Winter vor ein paar Jahren mussten sie mühsam ein paar Jungpflanzen wieder hochpäppeln. Das Gros der Stöcke ist über 30 Jahre alt.

Was mich sehr gefreut hat zu hören: es gibt eine enge Beziehung zu dem Weinberg in Villers-La-Ville, den ich ja auch in meiner ersten KultourWallonie besucht hatte. Andre war es, der mich damals geführt hatte. Nicht, wie ich irrtümlich dachte Christian. Der wiederum ein Haus in Torgny besitzt. Anscheinend ist die Welt der ehrenamtlich tätigen Winzer klein.

Nun also die Besichtigung des Weinkellers im Ort, an dem auch verschiedene Arbeiten erledigt werden, bis am Ende der schöne Schaumwein entsteht. Mit akribischem Vorgehen hat man die ein oder andere Maschine gebraucht angeschafft und so geht es immer munter zu, wenn die Trauben geerntet und weiter verarbeitet werden. Besagter Schaumwein ist der Bestseller, aber es gibt auch einen interessanten Ratafia, der als Mischung von Traubenmost und Weinbrand hergestellt wird. Als prima Aperitif wanderte er schon mal in die Sammlung für den Büggel.

Ich rekapituliere noch einmal die Einzelschritte, die ich behalten konnte für die Produktion im Weinkeller: Trauben keltern (dafür dient die riesige Trommel), dann Abfüllen, Lagern, später rhythmisch rütteln (Methode champenoise), Flaschen (vorher gewaschen) befüllen und mit einem vorläufigen Deckel verschließen, abgesetzte Schwebstoffe herausploppen lassen, Korken drauf, Draht drumherum, Versiegelung mit Kappe, Etikettieren. Und bestimmt hab ich noch etwas vergessen. Alles Handarbeit bzw. mit Unterstützung von einfachen Maschinen. Faszinierend. Ich probierte ein Schlückchen Schaumwein und er mundete mir sehr. Nicht zu süß und volles Terroir. Für die Weiterfahrt bekam ich noch ein paar leckere Plätzchen – ein wirklich schöner und lehrreicher Vormittag in Torgny, an den ich noch oft zurückdenken werden. Für das Dörfchen blieb leider keine Zeit mehr. Aber ich will mir das alles noch genauer ansehen und sowieso zum Wandern zurückkommen. Die Pläne sind auf jeden Fall geschmiedet. Vielen Dank Christine für die nette Begleitung! Und herzlichen Dank an Visit Wallonia für die top Organisation.

Ach ja, und wer wissen will, was der Wolf am Birnbaum macht, für den hier nochmal kurz die Geschichte: Im Mittelalter wurde das Dorf von bösen Wölfen belagert und als es endlich gelang, einen davon zu erlegen, hängte man ihn in den Birnbaum am Ortseingang zur Abschreckung der anderen auf.

Irgendwie mag ich Wölfe und deswegen gefällt mir auch das Logo der Weinkooperative. Die Geschichte mit dem aufgehängten Wolf vergesse ich ganz schnell wieder.



Transparenzhinweis: Sämtliche Reisekosten wurden von Visit Wallonia übernommen und es wurde für die Blogbeiträge ein Honorar gezahlt.

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Kommentare

5 Antworten zu „Der Wein mit dem Wolf im Logo“

  1. Avatar von Sonja

    Eine interessante Geschichte, besonders die Sache mit dem Wolf!

    1. Avatar von Kulturtussi
      Kulturtussi

      Ja, das ist eine dieser Überbleibsel aus alten Zeiten! Spannend ist vor allem aber das, was die da heute draus machen.

  2. Avatar von frauvogel

    Ui, spannend so eine Schaumweinproduktion. Ich hätte direkt Lust, da auch mal einen Tag mitzuarbeiten – bei der Schokolade übrigens auch. 🙂

    1. Avatar von Kulturtussi
      Kulturtussi

      Man könnte sich schon sehr prima beschäftigen da in der Gegend. Zwischendurch ein bisschen durch die Gegend wandern. Herrlich!

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