Von Hopper bis Rothko. Ein digitaler Besuch.

Ich hätte es eigentlich besser wissen müssen. Man bucht nicht einfach so einen Flug von Köln nach Berlin und am selben Tag zurück. Da habe ich mich vom Zeitmangel leiten lassen und von dem dringenden Wunsch, endlich mal das Museum Barberini  besuchen zu können. Die Details und meine große Enttäuschung über einen abgesagten Flug (ich sag nur Airberlin) lasse ich jetzt mal weg und berichte lieber, wie ich doch irgendwie teilhaben konnte am Instawalk #HopperRothko, den die Agentur Artefakt für das Museum organisierte.

Kunst

Amerikas Weg in die Moderne, so lautet der Untertitel der Ausstellung „Hopper bis Rothko„. Im Museum Barberini setzt man auf solche roten Fäden, anhand derer sich Sammlungen thematisch präsentieren lassen. Und so kommen hier Positionen zusammen, die am Ende einen spannenden Blick in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts liefern. Wir vergessen mit unserer jahrhundertelangen Kunstgeschichte gerne, dass eine amerikanische Position relativ jung ist. Mich fasziniert deren Dynamik ungeheuer. Vor allem ab den 50er Jahren passiert da so viel. Die Entwicklung der Abstraktion mit Ikonen wie Mark Rothko, Sam Francis, Clyfford Still oder Kenneth Noland. Duncan Phillips sammelte und förderte viele Künstler seiner Heimat und eröffnete 1921 The Phillips Collection, Washington, D. C. – noch bevor das Museum of Modern Art 1929 seine Tore öffnete.

In Potsdam ist die Entwicklung des Abstrakten Expressionismus vereint mit gegenständlicher Malerei zum Beispiel eines Edward Hoppers, der das Thema des modernen Menschen in der Stadtgesellschaft behandelte. Es ist immer faszinierend, wie dieser Hopper heute wirkt. Ich erinnere mich an die Ausstellung damals in Köln, bei der die Massen strömten. Natürlich mag das auch daran liegen, dass Hoppers Motive sich irgendwie im kollektiven Bewusstsein festgesetzt haben. Er ist halt ein Postkarten- und Poster-Star. Aber die emotionale Kraft, die von seinen Bildern ausgeht, spürt man besonders, wenn man dem Original gegenübersteht. Da war ich schon sehr traurig, diesen Moment zu verpassen.

Menschen

Ich war erstaunt, wie groß die Gruppe der Instagramer vor Ort war. Davon ein paar mit riesigen Followerzahlen. Die haben aber leider (noch) nichts gepostet. Aber vielleicht haben sie das Museum Barberini als interessanten Ort abgespeichert. Vielleicht kommen sie wieder. Instagramern ist ja auch immer an Exklusivität gelegen. Wenn ich mich so durch die bislang gut 200 Beiträge klicke, die beim #HopperRothko Instawalk entstanden sind, fallen mir ein paar Dinge auf. Sehr beliebt scheint derzeit #peoplelockingatart und #whenpeoplematchplaces zu zeigen. Ich kann das absolut nachvollziehen. Es macht einfach Spaß, einzelne Museumsbesucher zu sehen, die perfekt zu einer Einheit mit einem Kunstwerk verschmelzen. Auf manchen Motiven ensteht übrigens auch diese schöne Melancholie, die ich in den Hopper-Motiven wiederfinde.

Screenshot Instagram #HopperRothko

Es ist ja schon vielen Stellen darüber debattiert worden, ob und warum man ein InstaMeet oder einen InstaWalk machen sollte. Ich finde, es lohnt sich immer, ein Social Event zu organisieren, bei dem sich das Museum als Gastgeber zeigt. Außerdem ergeben sich durch die analogen Treffen meist auch wieder Möglichkeiten zum Netzwerken. Jeder, wie er mag. Als Beobachterin aus der Ferne hat es auf jeden Fall nicht nur Spaß gemacht, dem Bilderbogen der Ergebnisse zu folgen. Ich habe auch den ein oder anderen Account neugierig durchgeschaut.

Übrigens, eine sehr gute Idee, die „normalen“ Besucher auf die Veranstaltung hinzuweisen. Ich habe nicht selten erlebt, dass diese sich irritiert gezeigt haben. Das kann man auf diese Weise gut auffangen.

Die Bootsfahrt auf der Havel war ein I-Tüpfelchen, das sicher dem Socializing förderlich war. Eine Anregung, hier auch nochmal mit Landschafts-Fotografie zu liebäugeln, hat wahrscheinlich nicht so ganz gefruchtet. Aber das ist auch nicht schlimm, alle hatten eine gute Zeit. Bei  Wera habe ich einen schönes Motiv gesehen, mit dem sie die Landschaftsbilder aus der Ausstellung huldigte. Sie zeigt es drüben auf Museumlifestyle.

Räume

Enfiladen sind etwas Tolles. Im Barock als Architekturdetail erfunden, scheint die Faszination bis heute ungebrochen. Man kann sich kaum entziehen, wenn eine aneinandergereihte Raumflucht den Blick suggestiv in die Tiefe zwingt. Ich sehe das auch bei Instagram immer gerne. Und einige der bei #HopperRothko entstandenen Bilder setzten auf dieses Moment. Die Architektur des Museum Barberini ist schon klasse. Klassizistisch, um genau zu sein. Da war es auch ganz zwangsläufig, vor der Eröffnung des frisch renovierten Baus schon mal zu einem #emptybarberini einzuladen. Architektur zieht bei Instagram! Umso besser, wenn es solch eine beeindruckende Kulisse gibt. Dass es eine Rekonstruktion eines im Krieg zerstörten Baus ist, tut dem Ganzen keinen Abbruch. Vielmehr hat man jetzt das Gefühl, dass dieses Gebäude danach ruft, mit Geschichten und Geschichte angefüllt zu werden.

 

Es gibt eine App

Ich hatte mir übrigens schon voller Vorfreude die App heruntergeladen, um mich ein bisschen auf den Besuch vorzubereiten. Auch wenn ich ansonsten gerne den  Sinn und Zweck von aufwendigen Apps bezweifele – die Museum Barberini App hat mich überzeugt. Vor allem, weil sie nicht eine Eintagsfliege zu einer bestimmten Ausstellung ist, sondern immer weiter mit neuen Inhalten befüllt wird. Haupt-Inhalt ist der Audio-Guide, den ich gerne gehört habe, aber wirklich berührt hat er mich ehrlicherweise nicht. Das muss auch nicht unbedingt sein. Bei der Kinder-App war ich dann aber umso mehr angetan. Da wurde mit allen möglichen Soundeffekten eine besondere Atmosphäre zu den jeweiligen Bildern vermittelt. Das hat mich sofort mit ins Geschehen mitgenommen. Das Kleckse-Sammeln fand ich persönlich ein bisschen na ja … überflüssig. Kinder sehen das aber vielleicht anders – vor allem, wenn sie mit dem Smartphone rumhantieren dürfen.

Mein virtueller Besuch

Alles in allem hatte ich auf verschiedene Weise ein Erlebnis mit dem Museum Barberini, das mich inspiriert haben. Es wäre natürlich tausend Mal schöner gewesen, wenn ich live vor Ort hätte sein können. Aber so ist das eben – man kann nicht permanent auf Reisen sein, um alles zu sehen, was sehenswert wäre. Und so war ich sehr glücklich über den Besuch im digitalen Raum. Vielen Dank übrigens an Artefakt, die die Kosten meines ausgefallenen Fluges übernommen haben – bei Airberlin um eine Erstattung zu bitten, habe ich nach einigen Warteschleifen am Flughafen und in der Hotline entnervt aufgegeben. Das aber nur am Rande. Danke auch für das Beitragsfoto mit allen Teilnehmenden und von der Bootsfahrt. Ich bin sicher, es kommt wieder eine Gelegenheit und dann freue ich mich besonders auf den Besuch in Potsdam.

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Kommentare

2 Antworten zu „Von Hopper bis Rothko. Ein digitaler Besuch.“

  1. […] Wie man eine Ausstellung sehen und erleben kann ohne da zu sein – Anke von Heyl berichtet über ein ungewolltes neues Ausstellungserlebnis dank Flugausfall: https://www.kulturtussi.de/von-hopper-bis-rothko-digitaler-besuch/ […]

  2. […] Wie man eine Ausstellung sehen und erleben kann ohne da zu sein – Anke von Heyl berichtet über ein ungewolltes neues Ausstellungserlebnis dank Flugausfall: http://www.kulturtussi.de/von-hopper-bis-rothko-digitaler-besuch/ […]

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