Peggy Guggenheim zum Artbook-Friday


Auf dem Beitragsbild sieht man mich in Venedig auf dem byzantinischen Thron sitzen, den sich Peggy Guggenheim im Garten ihres Palazzo in Venedig hat aufstellen lassen. Ich kannte das Foto von ihr, auf dem sie in selbstbewusster Pose auf ihm posiert (auf ihrem Schoss die legendären Lhasa-Apso-Terrier). Irgendwie ist das eines der Bilder, die mir sofort in den Kopf kommen, wenn ich von ihr höre.

Jetzt kam mir dieses Buch von Annette Seemann (erschienen bei ebersbach & simon) ins Haus geflattert. Ein weiterer Baustein, der mein Bild von ihr vervollständigt. Zum Artbook-Friday feiere ich deswegen alle tollen selbstbewussten Frauen der Kunstszene und gebe gerne einen kurzen Einblick in die Biografie von einer der größten Mäzeninnen des 20. Jahrhunderts.

Auf 140 Seiten beschreibt die Autorin das aufregende Leben der Peggy Guggenheim unter dem Titel „Ich bin eine befreite Frau“. Ein bisschen atemlos vielleicht – es ist unglaublich viel passiert! Aber gerade in der schnörkellosen Art, wie die Ereignisse beschrieben werden, kann ich einen unvoreingenommenen Blick auf diese Peggy nehmen, die eine der wichtigsten Frauen der Klassischen Moderne wurde. Vor fast 30 Jahren habe ich mal ihre Autobiografie gelesen und das Buch von Annette Seemann kam mir vor, wie eine Essenz daraus. Was super ist, denn man kann sich schon recht schnell verlieren in den ganzen Fäden aus Männergeschichten, historischen Ereignissen und Sternstunden der Kunstgeschichte.

Ich mag es zudem sehr, dass Seemann im Präsenz schreibt. Das gibt einem das Gefühl, ganz unmittelbar Einblick zu haben.

Zunächst geht es in dem Buch darum, woher denn diese Peggy Guggenheim stammt und wie sie an das Vermögen kam, mit dem sie ihre beeindruckende Kunstsammlung aufbaute. Ihr Vater starb beim Untergang der Titanic. Ihr Onkel war der legendäre Solomon Guggenheim, mit dem bzw. seiner Beraterin Hilla von Rebay sich Peggy lange um die Stellung im Macht-Gefüge der Moderne gestritten hatte.

Dann erfahren wir vor allem, mit welchen Männern sie zusammen war. Ein Kaleidoskop der Kunst und Kultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts! Peggy war schnell verliebt und hat sich wohl auch gerne genommen, was sie wollte.

Nach einer Ehe mit dem Künstler Laurence Vail, die ihr einen Sohn und eine Tochter bescherte, hatte sie unter anderem Beziehungen mit Samuel Beckett, Yves Tanguy, Marcel Duchamp und Max Ernst. Diesen heiratete sie später – eine kurze und nicht ganz glückliche Ehe. Aber immerhin rettete sie ihn 1941 nach Amerika.

1937 hatte sie in London ihre Galerie Guggenheim Jeune gegründet und im Laufe der Jahre eine beeindruckende Sammlung moderner Kunst aufgebaut. Sie gilt als Entdeckerin von Jackson Pollock.

Beim Lesen all dieser bekannten Namen, die ständig in den unterschiedlichsten Konstellationen um Peggy herumschwirren, werde ich trotz allem das Gefühl nicht los, dass sie nicht so befreit war, wie sie es selber gerne betonte. Seemann deutet an, dass Peggy mehrere Nervenkrisen zu überstehen hat. Schicksalsschläge wie der Tod ihrer Tochter und auch die ständigen Affären zehren an ihr. Und irgendwie kommt sie mir vor, wie eine kleine zähe, aber doch auch recht einsame Kämpferin im Strudel der Ereignisse.

Das, was man heute noch von ihr wahrnimmt, ist eine fabelhafte Sammlung. Und das Flair der großen weiten Kunstwelt, das einen umweht, wenn man ihren Palazzo dei Leoni in Venedig besucht. Ich muss unbedingt mal wieder hin. Einstweilen habe ich die Lektüre sehr genossen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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