Acht Brücken. Neue Musik in der U-Bahn-Röhre


Morgen beginnt das wunderbare Festival „ACHT BRÜCKEN / Musik für Köln“ und wir erhielten heute schon einen Vorgeschmack auf die ungewöhnlichen Orte, an denen hier neue Musik präsentiert wird. Im noch nicht in Betrieb genommenen U-Bahn-Tunnel hinter dem Chlodwig-Platz erlebten wir eine unglaubliche Klanginstallation. Sam Auinger und Bruce Odland haben gemeinsam mit Hannes Strobel die gigantische Betonröhre in aufregender Weise zum Klingen gebracht. Das eröffnet eine ganz neue Art, die Stadt zu erleben. Gerade das Thema U-Bahn ist ja in Köln mit viel Leid verknüpft. Und jetzt konnte man das urbane System einmal von einer ganz neuen Seite erleben.

Wir stiegen vom Sonnenlicht in die Betonwelt der noch im Rohzustand auf ihren Einsatz wartenden U-Bahn-Röhre. Unten angekommen umfing einen ein wabernder S0und, der einem das Gefühl vermittelte, in einer anderen Welt gelandet zu sein. Je weiter wir in der Röhre voranschritten, desto vielfältiger wurden die Geräusche. Da, plötzlich erkannten wir Schritte, das unangenehme Quietschen eines einfahrenden Zuges und wieder ein wabernder Soundteppich, der alles verband. Stadtgeräusche, Alltagssituationen, die aber hier zu einem „urban Sound“ verschmolzen wurden. Auf dem Rückweg begegneten wir den drei Magiern, die mit ihren ganz besonderen Instrumenten die Röhre zum Klingen gebracht haben. Besonders beeindruckt hat mich Bruce Odland, der schon seit vielen Jahren mit Sam Auinger zauberhafte Klanginstallationen entwickelte. Der Sound-Innovator aus Colorado, der auch schon für Laurie Anderson arbeitete, brachte hier mit einer Art „Tree of Life“ Töne aus einem verwitterten Ast-Stück hervor, die unbeschreiblich waren. Wie eine Art Schamane hauchte er diesem aus der Zeit gefallenen Instrument durch die magischen Elektronen ein neues Leben ein und übertrug dies gemeinsam mit seinen anderen Sound-Kollegen in den Ort hier tief unter der Bonner Straße.

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Das Festival „Acht Brücken. Musik für Köln“ bringt jedes Jahr im Mai die Crème de la Crème der Neuen Musik nach Köln. In diesem Jahr steht das herausragende Werk des griechisch-französischen Komponisten Iannis Xenakis im Fokus, der mit seinen mathematischen Kompositionsverfahren die elektronische Musik wesentlich mitgeprägt hat.Besonders beachtenswert finde ich, dass es zu dem Festival die Idee einer Schreibschule gibt, die Studierenden die Möglichkeiten bietet, sich an das journalistische Schreiben über Musik heranzutasten. Und am 9. Mai lädt ein Kindertag die Kleinen in die Philharmonie! Das nenne ich in der Tat nachhaltige Kulturvermittlung. Dafür ein ganz dickes Lob. Und auch für das engagierte Programm! Köln ist immer noch die Hauptstadt für Neue Musik!!!

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