Was gibt es Faszinierenderes, als aus Milch Käse herzustellen. Ich weiß nicht, woher meine Begeisterung kommt, aber mich zieht es zum Beispiel bei unseren Bergwanderungen immer wieder zu der kleinen Ziegenalm am Ende und einmal hatte ich das unglaubliche Glück, ins Allerheiligste, die Reifekammer, schauen zu dürfen. Deswegen war ich natürlich ganz begeistert, als Visit Wallonia für mich den Besuch bei der Fromagerie du Marronnier organisierte. Hier lest ihr meinen ersten Beitrag, in dem ich euch von der KultourWallonie 2024 berichte, zu der wir Herbergsmütter von Visit Wallonia eingeladen wurden.
Treffen morgens um neun Uhr auf dem Hof – da muss ich rechtzeitig losfahren, denn von Tintigny sind es ungefähr dreißig Minuten zu fahren. Ich mache mich auf in Richtung Muno zum Weiler Watrinsart und schraube mich durch sehr enge kleine Sträßchen durch die frische Morgenlandschaft. Hach, ist das herrlich hier, die Felder und Wälder atmen dampfend! Ganz nah an der französischen Grenze bin ich hier unterwegs. Als ich laut Navi angekommen bin, fahre ich gleich zweimal an der Einfädelung zum Hof vorbei. Dann bin ich aber richtig und als ich aus dem Auto aussteige empfängt mich Ariane Charrière mit einem freundlichen Lächeln.
Wir begrüßen einander und sie stellt erst einmal sicher, was meine Vorstellung von diesem Besuch ist. Denn man kann auch einen Tag auf dem Hof mitarbeiten. Das hätte mich sehr gereizt. Da ich jedoch noch mehr auf dem Tagesprogramm habe, bleibt es bei einer Führung von ca. 1,5 Stunden, in denen mir Ariane erst einmal kurz die Entwicklung und die wichtigsten Kennzahlen des Betriebes erläutert. Seit fast 30 Jahren existiert die Milchfarm in Watrinsart nun schon und es werden täglich dort 50 Kühe gemolken, die mit viel Liebe und nachhaltiger Bio-Wirtschaft gehalten werden. Jetzt wird mir auch klar, warum ich schon um neun Uhr da sein sollte. Denn ich kann direkt beim morgendlichen Melken zusehen. Ariane erzählt mir, dass die Kühe jetzt allein von der Weide kommen. Abends, wenn sie zum zweiten Mal gemolken werden, zieren sie sich meistens, weil sie dann schon gerne auf den umliegenden Wiesen rumdösen. Bei Arianes Mann Marc Galloy sitzt jeder Handgriff und routiniert wischt er die Euter, setzt die Maschinen an und rennt dann zum Container, in den die frische Milch geleitet wird. Einen Eimer zapft er ab für die Kälbchen, die schon sehnsüchtig drauf warten.
Aber nun zum Käse! Ariane zeigt mir die Vorbereitung, schöpft aus einem großen Eimer eine feste Masse ab und gibt sie auf ein feines Tuch. Erst einmal muss die Feuchtigkeit entzogen werden. Sie produziert einen Gaumebert – eine eigene Camembert-Variante, die mit entsprechenden Kulturen angesetzt wird. Aber auch verschiedene Sorten von Frischkäsen mit herrlich würzigen Oberflächen werden von ihr hergestellt. Die Käsen und auch eine wunderbare Butter aus Rohmilch vertreibt sie in umliegenden Läden. Überhaupt scheint sie eine sehr gute Netzwerkerin zu sein und die landwirtschaftliche Kooperative in der Gegend mitgegründet zu haben. Sie erläutert mir, wie kompliziert es manchmal sein kann mit den europäischen Bestimmungen. Da wird zum Beispiel vorgeschrieben, dass die Kühe Wasser nur aus der offiziellen Wasserversorgung der Gemeinde trinken dürfen und nicht aus dem nahen Bach. Oder dass ihr hölzernes Butterfass nur wegen Bestandsschutz weiter im Einsatz ist – sollte es einmal kaputt sein, muss eines aus Stahl her.
Am Ende unserer Tour darf ich dann der Reifekammer einen Besuch abstatten und ich bewundere einen fünf Jahre alten Käse. Ariane erzählt mir, dass sie vor ein paar Jahren einen Unfall hatte und der Käse der letzte ist, den sie in dem sehr anstrengenden aufwändigen Verfahren hergestellt hat. Es ist also auch körperlicher Einsatz notwendig, um dieses Produkt herzustellen – sie hofft, dass sie bald wieder fit genug ist, weiter zu machen. Übrigens hat mich die Geschichte von der kleinen fleißigen Spinne sehr gerührt, die sich um die Oberfläche des Käses kümmert und alles schön in Ordnung hält.
Ariane und Marc leben auf dem Hof mit ihren fünf Kindern und kommen gut aus mit dem, was sie erwirtschaften. Sie achten auf einen sehr verträglichen Lebenszyklus der Kühe, die bei ihnen nicht ausgebeutet werden und zum Beispiel nicht zu früh zum Tragen von Kälbchen gedrängt werden – was ja die Voraussetzung für die Milchproduktion ist. Was passiert, wenn man die Tiere nur als Produzenten für Lebensmittel wahrnimmt, kann man bei diesen Belgisch Blau Kühnen sehen, die direkt nebenan auf der Weide stehen. Ich nenne sie nur die Body-Builder-Kühe. Sie sind als Fleischlieferanten gezüchtet! Ariane und ihr Mann haben die genügsamen Schwarzbunten Bretonen, die zufrieden auf den umliegenden Wiesen grasen.
Zum Abschied bekomme ich sogar einen kleinen harten Käse geschenkt, den ich zuhause wie Parmesan eingesetzt habe. Köstlich!!! Vielen Dank Ariane und alles Gute für euren Hof! Es war mir eine große Freude euch zu besuchen und kann es jedem nur empfehlen – besonders das Angebot zum Mitarbeiten klingt nach einer tollen Erfahrung!!
Wibke hat übrigens diesmal auch endlich Fritten bekommen. Und Ute war im Museum in Verviers.
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