Besinnung im Schlosspark Stammheim


Traditionell zum Pfingstwochenende eröffnet der Schlosspark Stammheim mit einer neuen Präsentation seine Pforten für die kunstinteressierte Bevölkerung. Dieses wunderbare Kunst-Event hat sich nun schon seit einigen Jahren zur festen Institution im Rahmen der Skulpturenpräsentationen in Parks und Gärten etabliert. Der historische Park liegt wunderschön direkt am Rhein und hat einen fantastischen alten Baumbestand. Man kann der Initiative Kultur Raum Rechtsrhein nicht genug danken, dass sie sich immer wieder um Förderer und Unterstützer bemüht. Auch in diesem Jahr wurde der Kunstpreis Schlosspark verliehen und der erste Preis ging an einen Künstler, den ich bereits in einem anderen Zusammenhang kennenlernen konnte. Winfried Gille hat die Jury mit seinem Werk „Besinnung“ beeindruckt. Eine raumgreifende Arbeit, die er aus Fürbitte-Kerzen-Hüllen hergestellt hat. Dankenswerterweise hat er uns den Abdruck seines Werkes erlaubt.

Die Arbeit steht im Zusammenhang einer Reihe ähnlicher Arbeiten, die Gille bereits an verschiedenen Orten in die Natur installiert hat. Haben mich seine früheren Arbeiten wegen der speziellen Ästhetik von unterschiedlichen Schweißarbeiten besonders begeistert, so überzeugen mich die neuen Arbeiten mit den Kerzenhüllen auf ganz andere Weise. Es ist eines dieser Phänomene, bei denen ganz unscheinbare langweilige Plastikmaterialien plötzlich in einer neuen Präsentation einen völlig neuen Impuls geben können. Durch das Ineinanderschachteln erreicht Gille eine Verdichtung der Farbe dieser Plastikbehälter, die einer Idee von Blut sehr nahekommt. Und nun zieht er zunächst Blutbahnen durch die Natur – so als ob er Dinge unter der Oberfläche der Erde freilegen würde, die von uralten Mythen erzählen können. Im herrlichen Sinneswald hatte er 2010 eine solche Arbeit installiert. Und auch zurzeit läuft dort eine sehenswerte Ausstellung – als kleine Nebenbemerkung sei eine absolute Ausflugs-Empfehlung nach Leichlingen erlaubt!

Nun steht im Schlosspark am Rheinufer ein Holzkubus, über den diese blutroten Tentakeln sorgsam aufgereiht sind. Vielleicht erwachen sie nachts zum Leben und erkunden die historischen Schichten des alten Schlossparks. Denn dass es dort auch nach Einbruch der Dunkelheit sehr, sehr schön und romantisch sein kann, konnte ich schon in Erfahrung bringen. Aber vielleicht nutzen Sie auch die nächsten freien Tage und Sonnenstrahlen und fahren mit dem Rade am Rhein entlang und betrachten die Kunst von Winfried Gille und zahlreichen anderen Künstlern bei Licht!

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