Am 4.9. trifft er bei Chalon noch auf seinen Schwager Walter Gerhardt. In einem Brief vom 11.9. an seine geliebte Frau Elisabeth schreibt August Macke, dass er nicht wirklich damit rechnet, heil aus dem Krieg zurückzukommen. Am 20.9. erhält er das Eiserne Kreuz, welches er umgehend nach Hause schickt und in seinem letzten Brief bittet er um warme Socken und Schokolade. Am 26.9.1914 fällt einer der wichtigsten Vertreter der Avantgarde-Kunst in Deutschland bei Perthes-les-Hurlus in der Champagne durch einen Kopfschuss dem 1. Weltkrieg zum Opfer.
Sein Freund Franz Marc schreibt: „Mit seinem Tod wird der Kultur eines Volkes eine Hand abgeschlagen, ein Auge blind gemacht. Mit seinem Tod knickt eine der schönsten und kühnsten Kurven unserer deutschen künstlerischen Entwicklung jäh ab; keiner von uns ist imstande sie fortzuführen. Der gierige Krieg ist um einen Heldentod reicher, aber die deutsche Kunst um einen Helden ärmer geworden.“
Und tatsächlich, wenn man sich vor Augen führt, dass August Macke derselbe Jahrgang wie Marc Chagall ist, dann weiß man, was dieser Künstler noch hätte schaffen können. In den knapp zehn Jahren seiner künstlerischen Laufbahn hat er schon vielversprechend vorgelegt. Derzeit kann man sich in Bonn bei einer wunderbaren Ausstellung auch überzeugen, wie die Künstlerfreundschaft zwischen Marc und Macke die Kunst zu Beginn der Moderne befeuerte. Tragisch, dass auch Franz Marc dem 1. Weltkrieg zum Opfer fiel.
Unlängst bin ich gebeten worden, in Siegburg einen Vortrag über August Macke zu halten. Es war für mich eine große Freude, mich noch einmal eingehender mit diesem Künstler zu beschäftigen. Bei der Veranstaltung habe ich einige sehr reizende Menschen kennengelernt und kam unversehens mit einem spannenden Buch aus dem Bernstein-Verlag nach Hause. Ganz herzlichen Dank dafür, Herr Remmel. In dieses tauche ich gerade ein und lese mich durch die Jugendjahre August Mackes. Er ging tatsächlich auf dasselbe Kölner Gymnasium wie ich – die Kreuzgasse. Dort lernte er Hans Thuar kennen, mit dem ihn eine wichtige Freundschaft verband. Fantastisch, wie der Autor Johannes Wilkes es schafft, einen mit seinen lebendigen Schilderungen auf eine Zeitreise mitzunehmen. Wie in einem guten Film bin ich ganz gefangen und da ich ja schon weiß, wie alles ausgeht, auch ein bisschen wehmütig und melancholisch.
„“Am anderen Ufer ragen plötzlich zwei riesige Türme in die Höhe, eine Kirche, ein Dom. Sie scheinen direkt darauf los zu fahren, mitten in die Kathedrale hinein. Im letzten Moment erst schwenkt der Zug nach rechts und rollt in eine große überdachte Halle aus Glas und Stahlgerippe. Das Ziel ihrer Fahrt ist erreicht. Köln am Rhein.
In der Vorstadt. Die Brüsseler Straße im Westen der Stadt: Kiesgruben, Bauplätze, Felder und Holzlager. Hier wächst August auf. Ein Paradies für einen Jungen.“
Wer weiter liest, der erfährt, welches Schicksal den jungen Hans Thuar ereilt und wie August Macke ihm hilft, neuen Lebensmut zu schöpfen. Der Leser wird Zeuge von der aufkeimenden Liebe zur schönen Elisabeth. Und man erlebt die Gedanken eines jungen Künstlers, der sich aufmacht, auch das Rheinland zum Zentrum avantgardistischer Strömungen werden zu lassen. Wilkes hat sehr gut recherchiert und vor allem aus den vielen Briefquellen einen sehr intimen Blick in das Leben des Künstlers möglich gemacht. Das Buch ist im Bernstein Verlag erschienen und ich werde es schnell auslesen, so dass ich die Bonner Ausstellung mit einem besonderen Bild im Herzen besuchen kann. Euch sei die Lektüre in jedem Falle auch wärmstens empfohlen. Zusatztipp: Am 18. Oktober gibt es eine Buchpräsentation im August Macke Haus.
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