Zwei Engländer in Köln


Mit Natalie Bennett und Tony Smith zeigt Martin Turck zwei Liverpooler Künstler, die mit ihren Gemälden, Zeichnungen und Collagen vielfältige Möglichkeiten intellektueller Auseinandersetzung mit Bildräumen bieten. Die Wege der Ideenfindung, Experimentierfreude und handwerkliche Lösungen lassen sich bei beiden Künstlern nachvollziehen und laden ein zur Betrachtung und Versenkung. In der Ehrenfelder Galerie von Turck zeigt sich einmal mehr die fruchtbare Städtepartnerschaft in Sachen Kultur, die zwischen Köln und Liverpool besteht.
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Natalie Bennett
Die Liverpooler Künstlerin Natalie Bennett (* 1984) breitet in starkfarbigen Zeichnungen und Gemälden ein Motivrepertoire von Bild- und Schriftzeichen aus, das gedanklichen Prozessen und fragmentierten Erinnerungsstücken entspringt. Sie sammelt und organisiert wie in einer Mikroanalyse ihr Bildinventar, in dem alles in seine Bestandteile zerbricht: chaotische Auflistungen dekonstruierter Verweise und durch Abstraktion gewonnene Chiffren, die Persönliches, Biographisches, Erfahrenes in visuelle Sprache übersetzen.
Die Arbeiten auf Papier (Acryl) scheinen wie malerische Studien, in denen sich die konzeptuelle Idee eines Werks Bahn bricht. Im Zustand des Skizzenhaften gewährt Natalie Bennett die Nähe zu ihrer artistischen Idee, sie friert Augenblicke ein, erprobt ein freies non finito auf dem Papier. Ihre Zeichnungen bereiten ein dialogfähiges „Labormaterial“ auf, das als komplex entworfener Kosmos aus Intellekt, Intuition und Poesie ihren großformatigen Gemälden zugrunde liegt.
Tony Smith
Der Liverpooler Künstler Tony Smith (* 1963) konstruiert reliefartig geschichtete Objekt-Bilder aus farbiger Pappe, Papier und transparenten Farbpapierfolien. Exakt gestaltete Ebenen, Überblendungen, Einschübe und Verschiebungen erzeugen harmonische Collagen. Mit Schablonen gedruckte Ornamente, Raster, Zahlen und Schriftfragmente, deren optische Nähe zu gebrauchsgraphischen Elementen signifikant ist, betont Tony Smith die eigenständigen Qualitäten konstruktiv-abstrakter Oberflächen, die sich durch die Einzigartigkeit konkreter Bildelemente in Fläche, Linie, Volumen, Raum und Farbe, von handwerklichen Bildlösungen absetzen. Das Bildgeschehen ist Experiment einer Materialgestaltung, eine Synthese lesbarer Informationen in Verflechtung mit malerischen Bildelementen.
Tony Smiths abstrakte Gemäldekompositionen öffnen weitere imaginäre Räume. Es sind allein die Möglichkeiten von Farbe und Form, diese Räume zu bewirken, die aus Tiefenwirkung und Interaktion sich überlagernder Strukturen entstehen. Ihre Inszenierung erzeugt maltechnisch kalkulierte Spannungen, eine Bildsprache aus „malerischen“ Gesten, die sich in spontaner, freier Bewegung über die Bildfläche ausbreiten. Hierarchien werden aufgehoben, ungewisse und schwebende Bildräume können nicht gegenständlich sein. Das abbildende Verfahren stößt an eine Grenze: wir können diese Bilder nicht beschreiben!

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