Seit dem 4. Jahrhundert gibt es die Darstellung der Geburt Christi, die sich vor allem aus den biblischen Schilderungen im Markus- und im Lukas-Evanglium speist. Die Bilder werden je nach Glaubenshintergrund der jeweiligen Epoche unterschiedlich ausgeschmückt. Ein wahrscheinlich von Hienonymus Bosch stammendes Gemälde aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zeigt eine ganz besonders eigenwillige Komposition.
In einem mehrfach durch Mauern unterbrochenen Bildraum wird uns die heilige Familie als einfache Bauernfamilie vorgeführt. Jesus liegt auf einigen wenigen Strohhalmen (mit den Weizenhalmen, aus denen Brot gebacken werden kann, liegt hier allerdings auch eine Verknüpfung mit der Vorstellung von Jesus als Brot des Lebens vor). Ochs und Esel sind ungewöhnlich nah bei der Familie und verweisen auf eine Stelle aus den Apokryphen bei Isaias 1,3, wo es heißt: „Der Ochs kennt seinen Besitzer, der Esel seine Krippe.“
Das einzige Element, das anzeigt, dass es sich hier um eine heilige Familie handelt, ist das brokatene Tuch hinter Maria. Hinter diesem wiederum lugt vorwitzig ein Hirte mit einem typischen Hirtenutensil hervor. Realismus ist das Thema der niederländischen Malerei im ausgehenden Mittelalter bzw. der frühen Neuzeit und so setzen sich die Schilderungen der Geburt Christi deutlich von den eher entrückten, weltfernen Darstellungen der früheren Jahrhunderte ab. Im Hintergrund links sieht man zwei Hirten, die sich so gar nichts aus der Ankunft des Messias machen und eher an so profanen Dingen interessiert sind, wie sich die Hände zu wärmen! Und die Elster? Dieser schwatzhafte und neugierige Vogel ist wohl eine ganz persönliche Note der etwas derben Niederländer. Soll sie doch die frohe Botschaft über das Land bringen!
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