Das wäre jetzt auch noch nachzuschieben für diejenigen, die sich in der kunsttheoretischen Literatur nicht so zuhause fühlen. Meisner sprach ja in seiner Rede von dem Verlust der Mitte, den die Kunst zu befürchten habe, wenn sie eben nicht an die Religion zu binden sei. Das bezieht sich auf ein äußerst heiß diskutiertes Werk, dass der österreichisch-bayerische Kunsthistoriker Hans Sedlmayr verfasst hat – 1948. In dem wird genau dies beschrieben, dass nämlich Kunst nur dann Kunst sei, wenn sie auf das christliche Menschenbild bezogen sei.
Das Werk ist damals unter dem Eindruck der Zerstörung und der Verlorenheit geschrieben worden, leider scheint es aber in vielen Köpfen bis heute weiterzuwirken. Generell ist es natürlich auch nachvollziehbar, dass sich manch einer des Verlustes eines allgemeingültigen Wertesystems bewusst wird, wenn er mit moderner Kunst umgehen soll. Aber das ist nun das Schicksal der modernen Gesellschaft und die Kunst spiegelt hier genau dies. Die Tatsache, dass über Jahrhunderte hinweg die Zusammenhänge der Kirche und das christliche Weltbild die Kunst bestimmt hat, hat sicherlich auch Prägungen hinterlassen.
Dante Gabriel Rosetti, Salonmaler par exellence
Vielleicht ist hinter der Frage nach christlichen Zusammenhängen auch eher gemeint gewesen, Kunst solle Bedeutung haben, nicht einfach nur L’art pour l’art sein…
Aber auch das hat seine Berechtigung, denn Kunst ist auch dazu da, sich über sich selbst Gedanken zu machen. Über formale und ästhetische Probleme zu räsonnieren. Man muss nicht mit allem gleich gut zurecht kommen – ich setze mich lieber mit einer Kunst auseinander, die mehr ist, als reine Selbstbespiegelung. Allerdings muss sie nicht zwingend mit dem lieben Gott zu tun haben!
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