Auf dem Roncalliplatz weht immer ein ziemlicher Wind. Hier am wohl wichtigsten Punkt der Stadt steht der Dom. Deutschlands Sehenswürdigkeit Nr. 1. Tatsache. Noch vor Schloss Neuschwanstein oder dem Brandenburger Tor. Der Dom ist nicht zu übersehen. Mächtig ragt er mit seinen über 150 Meter hohen Türmen und der faszinierenden gotischen Architektur in die Höhe. Mehrere Millionen Besucher kommen jährlich und der Platz um den Dom ist ein einziges Gewimmel aus fotografierenden Touristen, hektischen Kölnern, die vom Bahnhof zur Hohestraße laufen, Pflastermalern, Schaustellern und Musikern. In den fünfziger Jahren sah das noch ganz anders aus. Da machte man sich Gedanken, wie man den Platz vor dem Dom beleben könne. Und kam auf die Idee, einen hübschen kleinen Taubenbrunnen anzulegen.
1953 hatte die Bank für Gemeinwirtschaft den Auftrag an Ewald Mataré vergeben, der in der Nachkriegszeit so manches Kleinod in Köln gestaltet hatte. Auch wenn es aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar ist – damals erfreute man sich an den Tauben in der vom Krieg doch arg gebeutelten Innenstadt. Und auch wenn er heute so manches Mal vielleicht übersehen wird, der Taubenbrunnen ist ein wahres Meisterwerk ästhetischer Gestaltung. Die besondere Ästhetik des schneckenförmigen Ablaufes des Wassers findet sich in den Voluten des umlaufenden Gitters wieder. Sie bildet einen weichen Kontrast zum grafischen Muster des Mosaiks, das gottseidank in den letzten Jahren wieder restauriert worden ist. So spiegelt der Brunnen auch den Trend jener Jahre, durch Zierlichkeit und kleinteilige Dekore etwas zu gestalten, was so ganz anders war als die monumentale Propaganda, die eine Rolle in der Stadtgestaltung während der Nazi-Zeit gespielt hatte.
Das Projekt „Der urbane Kongress“ hat sich umfassend mit der Kunst im öffentlichen Raum befasst und auch die Situation um den Taubenbrunnen mit in ihre Überlegungen einbezogen. Es gab viele Diskussionen und eine Empfehlung durch Verzicht auf ungeordnete Stadtmöblierung dem Taubenbrunnen mehr Wirkungsraum zu geben. Vor allem der Vorschlag, das Modell der Kreuzblume an eine andere Stelle zu versetzen, hat Aufsehen erregt. Wir finden das Engagement der vom Kulturamt beauftragten Kuratoren bemerkenswert. Es wäre wunderbar, wenn die vielen unbeachteten Kunstwerke im öffentlichen Raum wieder mehr in den Focus gerückt werden. Daumen hoch für solche Aktionen.
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