Sturm

Wie ein Sturm war die Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die festgefahrenen bürgerlichen Ansichten gerauscht und Herwarth Walden, der eigentlich Georg Levin hieß, war einer der führenden Köpfe dieser Bewegung. Weshalb er auch folgerichtig seine Galerie und später eine Zeitschrift „Der Sturm“ nannte. Herwarth Walden war Komponist, Dichter und Kunsthändler. Er war – als erster Ehemann von Else Lasker-Schüler – derjenige, der die fruchtbare Begegnung von Dichtung und bildender Kunst der frühe Jahre beflügelte. Vor allem in den zwanziger Jahren war er in Berlin DER Förderer der modernen Kunst, der auch internationale Künstler wie Marc Chagall ausgestellt hat.
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Porträt Herwarth Walden
Gleiten Stillschaft Bahnen bahnen.
Die Zigarette Lippen Gold.
Der Stiel der Zigarette drahtet Stiel.
Ein Thee die Hand, und Noten bären Bahnen, Bahnen.
Und kreisen Bahnen, Hand die Hände weich den Rädern.
Kreis Stillschaft Bahnen kreisen Hand.
Sonore Bahnen bahnen.
Weich Zigarette weichen Haare Ziel.
Den Ziel, den Ziel.
Und Bahnen, Bahnen, Bahnen.
Die Seide seidet Watte Hand die Hand.
Quelle:
Kurt Schwitters. 1919.
Zitiert nach Friedhelm Lach (Hg.): Kurt Schwitters. Das literarische Werk. Bde 1 – 5. DuMont Buchverlag Köln 1974 – 1988. Bd. 1. Köln 1988. S. 67
Die wunderbare Büste von Herwarth Walden als Nestor der expressionistischen Bewegung ist derzeit im Käthe Kollwitz Museum Köln zu bewundern, das die machtvollen und ausdrucksstarken Bilder der sogenannten „zweiten Generation“ der Expressionisten zeigt (unter anderem Max Beckmann, Otto Dix, Ludwig Meidner). Eine Ausstellung, die von der Nationalgalerie Berlin auf Reisen geschickt wurde.
Eine besonders ambitionierte Veranstaltung zu dieser Ausstellung wird anläßlich des 140. Geburtstages von Käthe Kollwitz präsentiert:
Lesung mit Musik, So, 8. Juli, 19.00 Uhr
Anlässlich dieses besonderen Tages rezitiert Inge Münzner aus den privaten Aufzeichnungen der engagierten Zeitzeugin Käthe Kollwitz im Nachkriegsdeutschland. Im Dialog trägt Markus Eckstein Künstlermanifeste im Kontext der Novemberrevolution von 1918 vor. Ein Bild der Zeit entsteht, das die Aufbruchsstimmung aber auch die Wirren der frühen Weimarer Republik widerspiegelt.
„…diese Zeit. Sie nimmt Schritte in Siebenmeilenstiefeln. Alles flutet.“
(Käthe Kollwitz, Die Tagebücher, 1. Oktober 1918)
Dieses Zitat von Käthe Kollwitz beschreibt besonders treffend das Gefühl von Aufbruch im Herbst 1918. In keiner anderen Epoche kultureller Entwicklung bis dahin ergießt sich eine so breite Flut von Selbstäußerungen, Erklärungen und programmatischen Manifesten der bildenden Künstler in die Öffentlichkeit. In ihnen dokumentiert sich der komplizierte Prozess einer gesellschaftlichen Umorientierung des Künstlers und einer Umgestaltung seines und damit unseres Weltbildes.
Rezitatoren: Inge Münzner, Schauspielerin, Regisseurin, Markus Eckstein, Schauspieler, Theaterpädagoge
Musik: Arabella Ristenpart, Cellistin
Eintritt: € 6,00, ermäßigt € 4,00

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