rheinwärts


Es muss einer dieser dunklen Tage gewesen sein. An denen das Wasser des Rheins geheimnisvoll dunkelgrün erscheint und die Flut die Wucht der Eisschmelze aus den Bergen mit sich bringt. Kräftige Pinselstriche entsprechen der Strömung. Darüber erhebt sich schiefergrau ein Fels. Einer, auf dem auch der berühmte Riesling wächst.
Clarke-Gartz%20Titelbild.jpg


Wir erkennen geologische Struktur und gleichzeitig erhabene Landschaft. Über allem schwebt ein Blau wie Hoffnungsschimmer. Das Blau der blauen Blume der Romantik? Jetzt bemerkt man auf den kräftig geführten Farbaufträgen kleine feine Spuren. Wie Risse, die sich durch das Pigment zu drängen scheinen. Fast so, als wenn sich aus der Makrostruktur des Landschaftsbildes eine zweite Ebene entwickeln würde. Eine Mikrostruktur, die in tiefere Schichten vordringt. Die das Wesen der Landschaft offen legen möchte. Vielleicht dringt sie vor bis zu den geheimen Mythen, die man sich gerne über den Mittelrhein erzählt.
Das beschriebene Bild gehört zu einer ganze Reihe von Gemälden und Zeichnungen die aus der nunmehr schon Tradition gewordenen Zusammenarbeit von Pete Clarke und Georg Gartz entstanden sind. Die Serie stammt vom Mai 2007. Da begaben sich die beiden Künstler auf die Spuren des berühmten William Turner, der fast 200 Jahre zuvor auf seiner Rheinreise unterwegs war. Damals folgte er den 1816 in Lord Byrons „Child Harold’s Pilgrimage besungenen Pfaden am Rhein und der daraus entstandenen europaweiten Begeisterung für diese Landschaft.
Fast scheint es, als wenn Pete Clarke aus dem englischen Liverpool und der Kölner Georg Gartz gar nicht anders konnten, als sich heute ebenfalls auf eine Reise zum romantischen Rhein zu machen. Ehrensache, dass sie die Orte aufsuchten, an denen auch schon der große Turner gesessen haben musste. Kunstgeschichte live! Aber es steckt auch noch ein anderer Ansatz hinter dem gemeinsamen Reisen der beiden Künstler (demnächst wird es weiter auf den Spuren Turners durch Europa gehen!!). Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, in ihren gemeinsamen Arbeiten die jeweiligen Standorte in der künstlerischen Auseinandersetzung zu thematisieren. Orte beschreiben, Ansichten festlegen, Perspektiven deutlich machen – all dies taten sie bereits in Liverpool und in Köln. In den eigentlich abstrakten Bildern steckt viel Aneignung von Welt. Nie wird der Betrachter alleine gelassen, immer gibt es Orientierungspunkte im Farbenspiel und in den fein gesetzten Linien.
Auch beim Thema Rhein folgen die beiden Künstler den bisher beschrittenen Wegen der gemeinsamen Arbeit. Neue Impulse für die Kunst gibt ihnen die Auseinandersetzung mit William Turner, durch dessen Farbsensationen sie angeregt wurden und die Erfahrungen mit der unglaublich schönen Rheinlandschaft, die wie kaum eine andere zum Träumen anregt.
50%20x%2050%20cm%2C%202008%20Clarke-Gartz%20Bild%20Seite%205.jpg
5. bis 25. Mai 2008
rheinwärts

ein Projekt von Pete Clarke, Liverpool und Georg Gartz, Köln
Eröffnung am Sonntag, dem 4. Mai 2008 um 15 Uhr
Es spricht Anke von Heyl, Kunsthistorikerin, Köln
Finissage: 25. Mai 2008 um 15 Uhr
Museum Zündorfer Wehrturm
Hauptstr. 181, 51143 Köln (Porz-Zündorf) Tel.: 02203-5757609
Öffnungzeiten: Mi + Sa 15-18 Uhr, So 14 – 18 Uhr
Die Ausstellung findet im Zusammenhang mit Liverpool als „Kulturhaupstadt 2008“ statt und wird von weiteren Ausstellungen flankiert:
4. Mai – 6. Juni 2008
Malerei und Plastik
von Margaretha Schöning ,Liverpool – Tine Wille, Köln
Die Liverpooler Margaretha Schöning zeigt in der Kölner Ausstellung Plastiken aus Wachs; in quadratischen Grundformen hat sie in verschiedenen Schüttungen das heiße Wachs gegossen und dazwischen Fundstücke des Alltagslebens gegeben. Tine Wille entwickelt auf der weißen Grundfläche der Leinwand aus zeichnerischen und malerischen Fragmenten abstrakte Erzählungen.
Kurator: Dr. Martin Turck
Eröffnung Samstag, 3. Mai 2008, 19 Uhr
Ausstellungsraum Kyoto Bar Gereonswall 75 50670 Köln
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-17 Uhr u.n.V. 0221-421453
10.5. bis 22.5.2008
A Painter’s Glance – Malerei aus Liverpool
von Anna Benson, Tim Ellis, Roisin Hyland, Anna Ketskemety, Frank Moore, Ruth Piper, Sarah Richards, Margaretha Schöning, Tony Smith, Nick Sykes
Ausstellungseröffnung am 9.5.2008 um 18 Uhr
Begrüßung: Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister Innenstadt/Deutz und Georg Gartz, „Eight Days A Week“ – Performance: Steve Boyland, Gernot Bogumil
Kunsthaus Rhenania, Rheinauhafen, Bayenstr. 28, 50678 Köln
Öffnungszeiten:Donnerstags – Sonntags jeweils von 15 – 18 Uhr

Share

Kommentar verfassen