Eigentlich sollte schon lange ein Beitrag über Otto Piene hier stehen. Als ich nämlich vor zwei Jahren durch meinen Job auf einer großen Kunstmesse eine herrliche Anekdote durch eine Mitarbeiterin zugetragen bekam, lag mir ein Text zu diesem Künstler irgendwie am Herzen. Wie so oft, kam dies und das. Und jetzt gibt es einen traurigen Anlass, Otto Pienes noch einmal zu gedenken. Er verstarb einen Tag nach der Eröffnung seiner großen Doppelschau am 17. Juli in Berlin. Von allen geehrt, glücklich und zufrieden.
Meine Kollegin damals befand sich zu Recherchezwecken in der Nähe einer Galerie-Koje, die auf der Messe eine sehr stilvolle Zusammenstellung modernen Designs mit Feuerbildern von Otto Piene kombinierte. Ein älterer Herr stand versunken vor der Installation eines der Bilder über einer goldenen Schale. Die eifrige Assistentin des Galeristen war bemüht und erläuterte dem Betrachter die Vorzüge dieser Präsentation. Sie lobte die wundervollen Feuerbilder Pienes, deren Stil, ihre Außergewöhnlichkeit. Meine Kollegin kam näher. Sie wollte ein bisschen mithören. Nachdem alles gesagt war, lächelte der Herr mit dem weißen Rauschebart freundlich und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich bin Otto Piene!“
Warum ich diese Geschichte hier wiedergebe? Mich hat sie damals sehr berührt, offenbarte sie doch einen der Größten der modernen Kunstgeschichte als sympathischen und irgendwie auch bescheidenen Menschen (und ja: er war es tatsächlich). Ich hab auch erlebt, dass berühmte Künstler verschnupft sind, wenn man ihnen nicht sofort zu Füßen liegt sie nicht sofort erkennt. Und ich nehme das Gedenken an Otto Piene hier zum Anlass, euch von zwei seiner Arbeiten zu erzählen, die in Köln zu bewundern sind.
Star Pit im Media Park
1992 ließ Otto Piene gemeinsam mit dem für das Gesamtkonzept verantwortlichen Architekten Zeidler diesen Brunnen bauen, der ein wunderschönes Spiel mit Licht, Sonne und reflektierendem Wasser bietet. Man erkennt die Idee eines Amphitheaters in der Mitte. Damit wollte man wohl die römischen Ursprünge Kölns zitieren. Leider hat der Brunnen im Laufe der Jahre ziemlich gelitten. Das durch Umwälzen in einen Kreislauf fließende Wasser wirkt hier und da etwas brackig. Dennoch erkennt man das, was Piene wichtig war. Die Elemente Licht, Wasser und Bewegung zu einer Choreographie zu formen, die den Platz zwischen den ganzen Tortenstück-Architekturen beleben soll.
Ursprünglich schossen aus dem Quader in der Mitte des Beckens noch kleine Wasserfontänen. Anscheinend ist diese Funktion über die Jahre im wahrsten Sinne des Wortes eingerostet. Eigentlich müsste ich noch einmal bei einbrechender Dunkelheit zum Brunnen in den Media Park fahren. Und nachschauen, ob die Lichtelemente der Glasbausteinbänder und feine Lichtstrahlen in dem großen Quader am oberen Rand noch funktionieren. Ich liefere das beizeiten mal nach. Falls ihr vorher abends mal vorbeikommt, gebt mir mal Nachricht, ob das Licht geht.
From Zero to Hero
Im Jahre 1958 definierten Otto Piene und Heinz Mack die Stunde Null der Kunstgeschichte. Piene beschrieb die Wortfindung Zero für ihre Künstlergruppe einmal als Assoziation an das Countdown vor dem Raketenstart. In jedem Falle ging es den Künstlern nicht um Verneinung sondern um Neubeginn und Aufbruch nach den dunklen Jahren des Krieges. Aus diesem Grunde spielte das Licht auch eine wichtige Rolle. Piene sah im Licht zudem die Bedingung für alles Sichtbare. Die Gruppierung Zero bestand bis 1966 und neben Günther Uecker, der 1961 dazukam, gehörten zahlreiche Gleichgesinnte zum erweiterten Kreis. Man stellte gemeinsam aus und mietete ein Düsseldorfer Atelier. Ein Schwerpunkt der Zero-Kunst lag auf der Erfindung der Lichtkinetik.
Als er 1972 als Professor an das berühmte MIT kam, entwickelte Piene seine Werke weiter, Kunst und Technik spielten fortan eine wichtige Rolle in seinen oft raumgreifenden Installationen. Im selben Jahr machte er Furore mit einem riesigen aufblasbaren Regenbogen, den er über das Münchener Olympiastadion spannte.
Lichtballett
In der Hohen Straße kann man heute noch eines der spektakulärsten Kunst-am-Bau-Projekte Kölns entdecken. Blick heben hilft!! Die Fassade des ehemaligen Modehauses Wormland wurde einst von einem Lichtballett Pienes bespielt!. Heute ist noch ein wenig dieses prächtigen Schauspiels zu erahnen, wenn die Sonne auf den flachen Stahlpyramiden tanzt. Ursprünglich leuchteten aus den kleinen Kugeln Scheinwerfer auf die raffinierte Konstruktion – in dem radartigen Gebilde am oberen Rand drehten sie sich sogar. Theo Wormland hatte sich 1966 damit als innovativer Unternehmer gezeigt – schade, dass man die Piene-Arbeit heute nicht ein bisschen mehr würdigt. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen achtlos an ihr vorüber ziehen …
Pienes Vermächtnis
Gleich zwei Institute zeigen Otto Pienes Werk in Berlin. Die Neue Nationalgalerie zeigt ein Remake der 1967 in New York uraufgeführten Dia-Perfomance „Die Sonne kommt näher“, die damals auch in der Kölner Galerie art intermedia in der Domstraße 8 aufgeführt wurde.
Und am 9. August schließt sich der Kreis. Dann wird nämlich das berühmte Sky Event noch einmal im Rahmen der Ausstellung „Light and Air“ aufgeführt. Ab 16.00 Uhr in der Langen Foundation. Die ist übrigens in einer ehemaligen Raketenstation beheimatet!
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