Neue Vorträge zu den Kölner Museen

Die Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwig legen das neue Programm für das erste Quartal 2007 vor. Das ist wie gewohnt vielfältig, bedenkt beide Häuser und lohnt sich wirklich. Ausgewiesene Experten kommen eigens nach Köln und sprechen zu Themen, die mit den jeweiligen Sonderausstellungen verknüpft werden. Den Auftakt macht eine Veranstaltung zur Rembrandtnachfolge, aber auch neue Schenkungen an die Museen werden nachhaltig besprochen und erläutert. Durchweg gewinnbringende Veranstaltungen, für die es sich allemal lohnt, die Termine jetzt schonmal einzutragen.
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Das Wallraf-Richartz-Museum hat wohl einen der schönsten Vortragssäle Kölns – den Stiftersaal
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Die Veranstaltungen im Museum Ludwig finden in der dortigen Cinemathek statt


*Rembrandts Erbe: Arent de Gelder*
Prof. Dr. Volker Manuth
Dienstag 16.01.2007, 19.00 Uhr
Vortrag anlässlich der Ausstellung „Vom Adel der Malerei. Holland um 1700“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung.
Ort: Stiftersaal (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud)
Rembrandt war fraglos der einflussreichste Maler des 17. Jahrhunderts in den nördlichen Niederlanden. Als Lehrer wirkte er schulbildend, indem er mehrere Generationen von jungen Künstlern mit seinem Stil vertraut machte und ausbildete. Eine gewisse Sonderstellung unter diesen nimmt der Dordrechter Arent de Gelder (1645-1727) ein. Als einziger blieb er den Bildinhalten und dem Stil seines Lehrers zeitlebens treu, auch als viele seiner Malerkollegen klassizistischen Idealen nachstrebten. In seiner Kunst lebte Rembrandts Erbe auch ein halbes Jahrhundert nach dessen Tod fort. Arent de Gelders Rezeption der Kunst Rembrandts ist das Thema dieses Vortrags.
Volker Manuth ist Professor für Kunstgeschichte an der Universität Nimwegen
*“Trailer for a Remake of Gore Vidal’s ‚Caligula’“*
Gore Vidal und Francesco Vezzoli
Donnerstag! 18.10.2007, 19.00 Uhr
Film und Gespräch (englischspr.) mit Gore Vidal und Francesco Vezzoli in der Reihe „Neue Perspektiven“ anlässlich der Erstpräsentation von „Trailer for a Remake of Gore Vidal’s ‚Caligula’“ (35mm, 5 min).
Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst.
Der 1971 geborene italienische Künstler Francesco Vezzoli ist bekannt für seine Leidenschaft zum glamourösen Kino und den Diven vergangener Tage. Für seinen jüngsten Film „Trailer for a Remake of Gore Vidal’s ‚Caligula’“ hat er nun die Stars von heute wie Benicio del Toro, Courtney Love und Milla Jovovich gewinnen können. Zugleich ist der Fantasie-Trailer für die vermeintliche Neuauflage des Films „Caligula“ eine Hommage an Gore Vidal. Denn aus der Feder dieses vielseitigen Schriftstellers stammte das Filmscript für das Original. Anlässlich der Erstpräsentation des Films als Installation im Museum Ludwig wird Francesco Vezzoli mit Gore Vidal über Kino, Helden und die Caligulas von gestern und heute sprechen.
*Schenkungen der Freunde: Werke von Angelika Kauffmann und Thomas Ruff*
Dr. Götz Czymmek und Dr. Barbara Engelbach
Dienstag 23.01.2007, 19.00 Uhr
Zwei Vorträge anlässlich der geplanten Geschenke der Freunde zum 150jährigen Jubiläum des Vereins. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung.
Ort: Stiftersaal (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud)
Anlässlich der 150-Jahr Feier plant der Verein der Freunde dem Wallraf-Richartz-Museum und dem Museum Ludwig jeweils ein hervorragendes und auf besonderen Wunsch der beiden Museumsdirektoren ausgewähltes Kunstwerk zu überreichen. Damit möchte der Verein die lange Liste bedeutender Schenkungen der Freunde an die beiden Häuser fortsetzen. Dr.
Barbara Engelbach (ML) und Dr. Götz Czymmek (Wallraf) werden die Kunstwerke (sehen Sie dazu auch die Abbildungen auf Seite 18 und 19) vorstellen: Das geplante Geschenk für das Wallraf ist eine Portrait-Arbeit Angelika Kauffmanns (während ihrer Zeit in England entstanden) und zählt sicherlich zu den qualitativ besonders gelungenen Werken ihrer Hand.
Kauffmanns besondere Begabung für die psychologisierende Erfassung der Wesensart ihrer Auftraggeber kommt in diesem Porträt des jungen Thomas Reade ebenso zum Ausdruck, wie ihre Farbkultur und die Leichtigkeit ihrer im Nebensächlichen oftmals nur skizzierenden Faktur.
Für das ML wurden sieben Fotoarbeiten von Thomas Ruff ausgewählt, die von seiner langen Auseinandersetzung mit dem Werk des Architekten Mies van der Rohe zeugen. Ruff arbeitete mit vorgefundenen Fotografien, die er neu montierte und einfärbte oder mit eigenen Architekturfotografien, die der Künstler zusätzlich mit dem Computer bearbeitete, so dass zum Beispiel das Haus Tugendthat in Brno in eine geisterhafte nächtliche Erscheinung verwandelt ist. Auf diese Weise machen die Fotografien Ruffs die Konstruktionen von Wirklichkeit sichtbar.
*Erst die Sünde regt den Eros an. Bildnerisches Denken bei Pierre Klossowski*
Prof. Peter Gorsen
Dienstag 30.01.2007, 19.00 Uhr
Vortrag anlässlich der Ausstellung „Pierre Klossowski. Gespräche ohne Worte“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst*.*
Ort: Kino im Museum Ludwig (Vortragssaal), 1. Etage
Nachdem das Gegenständliche und Erzählerische in der Kunst zurückgekehrt sind und dem Künstler wieder freigestellt ist, literarische Elemente in das Bild aufzunehmen, wird das Werk des interdisziplinär arbeitenden Schriftstellers, Philosophen und Zeichners Pierre Klossowski wieder entdeckt. Erst die Sünde regt den Eros an – diese Paradoxie Baudelaires hilft zu verstehen, warum Klossowski sexuellen Perversionen huldigt, Sexualmoral und Vernunftzensur hintertreibt und warum seine Erotik nach dem Tabu hungert, das er zu überwinden vorgibt. „Ohne Verbrechen keine Wollust“ ist die beherrschende Gewissheit des künstlerischen Werks von Klossowski.
Peter Gorsen ist Prof. emer. für Kunstgeschichte an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
*Bilder.Geschichten – Vorstellung des literarischen Rundgangs durch das Wallraf*
Guy Helminger und Thomas Böhm
Dienstag 06.02.2007, 19.00 Uhr
Gespräch anlässlich des Projekts „Bilder.Geschichten – Schriftsteller sehen Malerei“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung.
Ort: Stiftersaal (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud)
Unter dem Titel „Bilder.Geschichten“ lud das Literaturhaus Köln insgesamt 19 Autorinnen und Autoren – prominente wie junge – ein, einen literarischen Text zu einem Bild im Wallraf zu schreiben. So entstanden ein „literarischer Rundgang“ im Museum sowie ein Buch und ein Hörbuch, auf dem die AutorInnen ihre Texte selbst lesen.
Thomas Böhm, der Programmleiter des Literaturhauses Köln stellt das Projekt und seine besten Texte vor und spricht mit dem in Köln lebenden, vielfach ausgezeichneten Autor Guy Helminger über die literarische Herausforderung, den Reiz des Projektes und – passend zu Helmingers Beitrag – über den Verzehr von Ölgemälden.
*Die Flagge von Iwo Jima, Ed Kienholz und Clint Eastwood*
Prof. Dr. Jost Dülffer
Dienstag 13.02.2007, 19.00 Uhr
Vortrag in der Reihe „Aktuelle Forschung“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst.
Ort: Kino im Museum Ludwig (Vortragssaal), 1. Etage
Die Flaggenhissung auf der Pazifikinsel Iwo Jima wurde zum Ende des Pazifikrieges zur nationalen Ikone, mit der die Kräfte zum Sieg auch in der US- Gesellschaft mobilisiert werden konnten. Seither findet in verschiedenen US-Medien ein Wettbewerb der Deutungen statt. Das US-Marine Corps auf der einen Seite, die Gesellschaft der USA insgesamt konnten sich zu unterschiedlichen Zeiten mit verschiedenen Zielen patriotisch mobilisieren lassen. Ed Kienholz‘ „Portable War Memorial“, entstanden zu Zeiten des Vietnamkrieges, und Clint Eastwoods Film „Flags of our Fathers“ von 2006 sind nur die markantesten Stationen.
Prof. Dr. Jost Dülffer lehrte Neuere Geschichte an der Universität zu Köln.
*Texte und Bilder zwischen Nehmen und Geben – Pierre Klossowskis Ökonomie der Gabe***
Walter Seitter
Samstag! 24.02.2007, 18.00 Uhr
Vortrag anlässlich der Ausstellung „Pierre Klossowski. Gespräche ohne Worte“ und in Verbindung mit dem Symposium „Simulakren des Begehrens“.
Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst.
Ort: Kino im Museum Ludwig (Vortragssaal), 1. Etage
Im Werk von Pierre Klossowski stehen mehrere Tätigkeitsformen teils sukzessiv, teils simultan nebeneinander: Übersetzung, philosophischer Essay, Roman, Film, Zeichnung und zeichnerisches Gemälde, Kunstbuch, Drama. Einen theoretischen Gegenpol zu dieser medialen Vielfältigkeit bildet eine Anthropologie, von der allerdings nicht gewiß ist, ob sie sich in psychologischen Begriffen zureichend fassen läßt. Es scheint angebracht zu sein, handlungstheoretische Kategorien etwa aus der Ökonomie einzubeziehen, um den Impetus von Klossowskis Werk, den Übergang von der Simulation zur Stimulation, verständlich zu machen.
Walter Seitter lebt als Philosoph in Wien und leitet die Sektion Ästhetik der Neuen Wiener Gruppe/Lacan-Schule.
*Bürgerliche Tugenden und die Kunst im Jahre 1857*
Prof. Dr. Stefan Grohé
Dienstag 06.03.2007, 19.00 Uhr
Vortrag anlässlich des Jubiläums „150 Jahre Freunde“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung.
Ort: Stiftersaal (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud)
Die Gründung des Kölner Museumsvereins war Ausdruck des bürgerschaftlichen Engagements in einer Stadt, die – da weder Residenz- noch Akademiestadt – auf die Sammeltätigkeit ihrer Mäzene angewiesen war, um qualitätvolle Kunst in ihren Mauern berherbergen zu können.
Diese richteten ihren Blick ebenso in die Geschichte wie über den Horizont der eigenen Stadt hinaus in die lebendigen Kunstszenen der benachbarten Gebiete. Der Vortrag will vorstellen, welche künstlerischen Strömungen 1857 en vogue waren, welche Themen vorherrschten und wie sich bürgerlicher Geschmack der post-revolutionären Jahre auf die Kunstproduktion auswirkte.
Prof. Dr. Stefan Grohé lehrt Allgemeine Kunstgeschichte an der Universität zu Köln.
*Pierre Klossowski – Zeichen der Huldigung und des Begehrens*
Christian Bertram
Dienstag 13.03.2007, 19.00 Uhr
Vortrag anlässlich der Ausstellung „Pierre Klossowski. Gespräche ohne Worte“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst.
Ort: Kino im Museum Ludwig (Vortragssaal), 1. Etage
Die Bilderwelt Pierre Klossowskis, für den die Kunst „recht eigentlich die Wissenschaft vom Falschen“, vom Trugbild ist, verbindet sich aufs Engste mit seiner Philosophie und seinem Hang zur Erotik, zur Parodie und zum Spiel. Dieser Vortrag rückt zwei bedeutende Texte in das Zentrum, die mit Klossowskis visionärer Bildproduktion korrespondieren:
Einmal die epochale Studie /“Das lebende Geld“ („La Monnaie vivante“)/ über die Phantasmen und Exzesse in der modernen Ökonomie; zum anderen Klossowskis einziges Theaterstück /“Der unsterbliche Knabe“/.
Christian Bertram, Regisseur und Autor, inszenierte u.a. Beckett, Corneille, Celan und Robert Walser und gilt als Klossowski-Experte.
HIGHLIGHT
*Raubtiere – Haustiere. Zur Wahrnehmung der Differenz zwischen wilden und zahmen Tieren in der Geschichte der Kunst*

Prof. Thomas Macho
Dienstag 20.03.2007, 19.00 Uhr
Vortrag anlässlich der Ausstellung „Tier-Schau. Wie unser Bild vom Tier entstand“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung.
Ort: Stiftersaal (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud)
Ein Begriff der Tiere ist stets zu allgemein und abstrakt; wir können nur konkrete Tiere zeigen, abbilden und betrachten. Dabei kommen verschiedene Differenzen ins Spiel, wie beispielsweise die Differenz zwischen fremden und vertrauten Tieren, allegorischen oder naturalistisch präsentierten Tieren. Der Vortrag soll die Geschichte der künstlerischen Darstellung von Tieren mit einem geschärften Blick auf die Domestikationsgeschichte – die Erscheinung der Haustiere – untersuchen.
Prof. Thomas Macho, geb. 1952 in Wien, ist Dekan der Philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin. Er publizierte zahlreiche Bücher und ist u.a. Preisträger der Aby-Warburg-Stiftung.
*Mike Kelley’s Extracurricular Activities*
Prof. John C. Welchman
Dienstag 27.03.2007, 19.00 Uhr
Vortrag (englischspr.) in der Reihe „Neue Perspektiven“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst.
Ort: Kino im Museum Ludwig (Vortragssaal), 1. Etage
Mike Kelley’s Epos /Day is Done/ (2005) oder /Extracurricular Activity Projective Reconstruction #2-32/ (2004-2005) sind eine Art ‚Musical mit Vaudeville‘ in über 30 choreographierten Nummern und über eine Serie von 25 skulpturalen Abspiel-Stationen – aus Requisiten einzelner Videoszenen hergestellt – verteilt. Im Kern ist /Day is Done/ eine Kreuzung aus low-end Gemeindetheater, improvisierter Pantomime und Off-Broadway Musical. Kelley nutzt dabei dutzende akustische Mittel von Kirchenorgel über Hardcore Rap, Techno und Tamburin, um einen verstörenden Kommentar zum Herzen Amerikas zu liefern. Mit Videoausschnitten von /Day is Done./
John C. Welchman ist Professor der Kunstgeschichte im Visual Arts Department der University of California, San Diego.

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