Mit „Mein Liebling“ ins neue Kunstjahr gestartet

Mit einem Besuch in der wunderbaren Ausstellung „Mein Liebling“ hat mein Kunstjahr 2012 begonnen. Die vom Kunstverein 68elf ausgerichtete Hommage an das Wallraf-Richartz-Museum stand schon länger auf meiner To-do-Liste. Wer es mir nachtun möchte, der hat am kommenden Sonntag auch noch die Möglichkeit zum Besuch.


In den ungenutzten Büroräumen im Media-Park führt der Kunstverein 68elf eindrucksvoll vor Augen, wie eine Pop-up Galerie funktionieren kann. Genügend Raum, sich auszubreiten ist vorhanden und so laden die Macher stets zu neuen Gemeinschaftsausstellungen ein. Die Ausstellung „Mein Liebling“ nimmt das 150jährige Jubiläum von Kölns ältestem Museum zu Anlass und die Künstler zeigen einen spannenden Reigen von Werken, die sich mit den Bildern des Wallrafs auseinandersetzen. Ich fühlte mich beim Gang durch die Ausstellung zurückversetzt in die Zeit, als ich mich auf meine Zwischenprüfung in Kunstgeschichte vorbereitete. Damals habe ich mir als Gedankenstütze oft die verschiedenen Engelsfigürchen der mittelalterlichen Bilder abgezeichnet um, sie auswendig zu lernen.
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Annegret Sommer-Meyer hat in ihrer Begegnung mit Stefan Lochners „Madonna in der Rosenlaube“ eine auf das Wesentliche reduzierte Konstruktion des zentralen Motivs gewählt. Ein herrliches Augenzwinkern, welches auch im Titel noch einmal verstärkt wird: „Fertig ist die Laube!“
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Ebenfalls ein leichter ironischer Zungenschlag ist bei Helmut Kunkel zu verspüren, der sich mit „Adidas“ an die berühmten Schuhe von Vincent van Gogh herangewagt hat. Doch zeigt er sich auch fasziniert von der Haptik der braunen Galoschen, die diesem gelungen ist. Die Turnschuhe in Buntstift auf Sperrholz haben auch etwas davon!
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Mein absolutes Lieblingsbild in der Mittelalter-Abteilung des Wallraf ist Stefan Lochners Weltgericht. Gleich zwei Künstler in der Ausstellung zeigen eine Auseinandersetzung damit. Michael Baerens hat mit seinen mehrfach belichteten Fotografien die existenzielle Not der in die Hölle fahrenden Menschen eindrucksvoll umgesetzt. Und Monika Odenthal liefert mit einer genialen Zeichnung die Höllenfahrt im zeitgenössischen Blick.
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Detail
Besonders gut gefallen haben mir auch die Auseinandersetzung mit einem Bild von Weilhelm Leibl. Dieser hat ein Trachtenmieder in einer außergewöhnlichen Studie im Anschnitt wiedergegeben. Die für ihre extravaganten Textilarbeiten bekannte Ulrike Oeter hat sich hier zu einem Sprengleibchen inspirieren lassen, auf dem das Bild einer Selbsmordattentäterin erscheint.
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Und Angela Rohde bringt gleich eine ganze Installation zu diesem Thema an den Start, die auch die Frage der musealen Präsentation tangiert. Ein angeblicher Rest des Musselin-Blüschens und der Orginal-Knopf des Mieders werden hier zu Protagonisten einer schönen Geschichte.
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Mein absoluter Liebling ist und bleibt aber Walter Bruno Brix, der mit seinem genialen Projekt „11.000 für Ursula“ hier natürlich die Ursula-Legende zum Ausgangspunkt für seine Arbeit nimmt. Brix stellt hier nun seine Sammlung von sorgfältig gehorteten Stoff-Taschentüchern aus, die im Laufe der Zeit bereits auf über 5000 Exemplare angewachsen ist. Taschentücher, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Teilweise bestickt oder umhäkelt. Jedes einer ganz bestimmten Frau gewidmet. Eine berührende Arbeit, die so unglaublich viele Assoziationen anfeuert!
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