Eine imagefördernde Ausstellung auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
Aufbruchstimmung in Darmstadt! Auf der Mathildenhöhe, die schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts ein Ort neuer Ideen gewesen ist. Ja, man darf den Jugendstil nicht mit den zuckersüßen Dekoren gleichsetzen, die vielleicht manche bei Schmuck, Gläsern und sonstigen kunsthandwerklichen Dingen assoziieren. Diese Epoche wollte auch eine neue Ästhetik entsprechend dem Lebensgefühl des ‚fin de siècle’ entwickeln und bereitet viele Strömungen der Moderne vor. Besonders die Idee des ganzheitlichen Ansatzes in der Kunst, die Vorstellungen vom Gesamtkunstwerk, ist es, die die Jugendstil-Konzepte so spannend machten.
Die Neupositionierung der so genannten Mathildenhöhe, die in Darmstadt eigentlich eher den angestaubten Charme der Provinz trug, ist vorbildlich für die Art und Weise, wie man Museum und historische Orte mit Leben füllen kann. Das Früher und das Heute miteinander verbinden und vor allem zu einer spannenden Inszenierung für Besucher aller Altersgruppen entwickeln kann. Die Ausstellung in Darmstadt ist noch bis zum 8. Oktober zu sehen und es lohnt sich!
„Meine Eröffnungsausstellung wird die Mathildenhöhe, diesen fulminanten, zuweilen noch unterschätzten Schauplatz der Künste in neuem Licht präsentieren“, so Ralf Beil, der neue Direktor vor der Eröffnung.. „Der Titel „Mathilda is calling“ signalisiert den Ruf und das Selbstbewusstsein eines sich unaufdringlich, aber zugleich unüberhörbar auf der Kunstlandkarte zurückmeldenden Ortes.“
Die Bilder von Arnold Böcklin in inszeniertem Umfeld
Unter anderem zeigt die Ausstellung eine Installation des Amerikaners Joseph Grigely, der das das Redaktionszimmer der Pariser Avantgardezeitschrift „La Revue Blanche“ im Museum installiert hat. Hier arbeitete der Avantgarde-Architekt Henry van de Velde. Die polnische Künstlerin Goshka Macuga hat Arnold Böcklin so präsentiert, wie man zu Zeit der Jahrhundertwende Kunst gerne in Szene setzte: mit Stoffbespannung an den Wänden und Palmen als Dekoration. So werden in der spannenden Ausstellung „Mathilda is calling“ Erlebnisräume inszeniert, die auf die historischen Vorbilder des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen (er soll schon mal gerne gelacht haben!) und seine Gattin Mathilde referieren.
„Eine Stadt müssen wir erbauen, eine ganze Stadt! Alles andere ist nichts! Die Regierung soll uns (…) ein Feld geben, und da wollen wir dann eine Welt schaffen.“ So hatte seinerzeit der Anführer der Künstlerkolonie, Joseph Maria Olbrich, gefordert. Nun lässt der neue Leiter des Ausstellungsgebäudes der Mathildenhöhe die Künstler ein ebensolches Feld beackern. Sie dürfen im Depot stöbern und Baumhäuser bauen oder Wasserdepots inszenatorisch bespielen. Diese fast spielerische und unverkrampfte Herangehensweise verpasst der angestaubten Mathildenhöhe ein unbezahlbar frisches Image.
Weitere Infos:
http://www.mathildenhoehe.info/www/ausstellungen.html
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