Magma – so geht gute Unterhaltung

Mit einem Prolog steigt der Science Fiction Roman „Magma“ atmosphärisch gut geschrieben in die Geschichte ein – und hält den Leser gleich mit einem wörtlich zu verstehenden „Knall“ bei der Stange. Löst sich doch der eifrige Wissenschaftler, der da in den Schweizer Bergen an einer geheimnisvollen Kugel herum klopft buchstäblich in Luft auf. Das zeichnet den unter bekennenden Fans der Wissenschafts-Belletristik äußerst geschätzten Roman von Thomas Thiemeyer aus: der Leser wird an die Hand genommen und in immer wieder neue Erlebniswelten geleitet, die sich alle nach und nach zu einem Puzzle zusammenfügen. So bleibt man dann auch nach diesem „Cliff-Hanger“ aufs Äußerste gespannt, wohin einen die Geschichte als Nächstes führen wird.
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Da ist zum Beispiel das geheimnisvolle Labor tief in den Schweizer Bergen, das mit einer ganzen Armada exzentrischer Wissenschaftler an einem merkwürdigen Objekt forscht. Allen voran die toughe Helène Kowarski, die als Tochter des Entdeckers den Fund als Erbe und Last zugleich auf sich genommen hat. Sehr schön die Szene, in der das kalte durchgestylte Heim der spröden Frau den Vater posthum noch einmal charakterisiert.
Als nächsten Schauplatz serviert der Autor das legendäre Radioteleskop in Effelsberg. Die Beschreibung dieses gigantischen Himmelsbeobachters ist eindeutig von einem persönlichen Besuch Thiemeyers vor Ort inspiriert. Aber er versteht es wunderbar, die technische Faszination, die den studierten Naturwissenschaftler sicher gepackt haben dürfte, mit den Geschichten der dort arbeitenden Menschen zu verknüpfen. Überhaupt ist das durchgängig die Qualität des Romans, dass die auftretenden Figuren individuell gezeichnet sind und ihre zwischenmenschlichen Aktionen verleihen der Rahmenhandlung eine Authentizität, die das Lesen zum Vergnügen macht.
Die Hauptfigur des Romans – Thomas Thiemeyer ist auf weibliche Protagonistinnen abonniert – wird etwas später eingeführt. Der Leser erlebt Dr. Ella Jordan durch eine psychologisch sehr gut gemachte subjektive Perspektive, Minuten vor der Antrittsvorlesung der außergewöhnlichen Seismologin. Hier zeichnet Thiemeyer in kurzen Rückblenden verschränkt mit Szenen aus dem Unialltag das Bild einer Persönlichkeit mit Ecken und Kanten – der Leser dankt es mit uneingeschränktem Interesse an dem weiteren Schicksal der Hauptfigur. Ganz dem Muster einer klassischen Heldenreise verpflichtet, kommt hier die Stelle, in der die „Heldin“ von ihrer „Aufgabe“ erfährt und die eigentliche Geschichte ihren Lauf nimmt. Eine kleine Liebesszene wird auch noch eingeflochten, die allerdings ein bisschen zu kurz und unvermittelt daher kommt, als dass man als Leser mitfiebert. Aber das tut der spannenden Geschichte keinen Abbruch, die zunehmend an Fahrt aufnimmt.
Die Ereignisse überschlagen sich, Ella macht sich mit einer zusammengewürfelten Mannschaft in einem – Kapitän Nemo lässt grüßen – Super-Tauchboot auf in die Tiefen des Marianengrabens und entkommt nur knapp dem Tod. Mit an Bord ihr kurzfristiger Lover von den US-Behörden, der als Begleiterin der Heldin jedoch abgelöst wird vom mysteriösen Professor Konrad Martin, der aus dem geheimnisvollen Schweizer Berglabor kommt.
Und so verschränken sich die Ereignisse und Thiemeyer entwirft das Horror-Szenario einer Bedrohung der Erde durch seltsame Kugeln aus Stein, Zeichen aus dem All (in Effelsberg beobachtet man die Entstehung einer Supernova) zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Einzig Ella Jordan scheint in der Lage, die Menschheit zu retten und vor dem sicheren Untergang zu bewahren. Und so durchläuft die Heldin verschiedene Stationen der Erkenntnis. Diese beschreibt Thomas Thiemeyer als eine Reise um die Welt, die dem Autor die Möglichkeit bietet, an jedem Standort durch die Schilderung interessanter Figuren wie dem Einsiedler in der ostsibirischen Tundra oder der affektierten Journalistin in Kalifornien die Erzählung zu verdichten.
Der Schluss wird zum Showdown mit einem verrückten Wissenschaftler und mehreren Mordanschlägen – die Szene mit der Kletterei auf dem Radioteleskop in der Eifel schreit ja geradezu nach Verfilmung – und gelangt dann zu einem recht kitschigen Ende. Das nimmt man gerne in Kauf, hält einen doch die gesamte Geschichte mächtig in Atem und man gönnt Ella Jordan nach allem, was sie durchmachen musste durchaus das Happy End.
Kompliment auch zum neuesten Werk, Thomas Thiemeyer. Das Jugendbuch „Die Stadt der Regenfresser“ ist ein heißer Anwärter auf den Status „Kult“. Am 16.03. kommt der Autor zu einer Lesung auf der Litcologne nach Köln.

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