Eine lohnenswerte Vortragsreihe wird seit geraumer Zeit von den Freunden des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwig in Köln organisiert. Namhafte Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler werden eingeladen zu Themen zu sprechen, die mal enger, mal weiter mit den Sammlungsbeständen in Zusammenhang stehen.
Nach den Vorträgen gibt es immer noch eine schöne Gelegenheit bei kleinen Snacks ins Gespräch zu kommen.
Der Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums – auch ein architektonisches Highlight
Dienstag 26.09.2006, 19.00 Uhr
Kleine Meisterwerke – petit morceaux. Die Sammlung Corboud als Perspektive für die Kölner Museen Prof. Michael F. Zimmermann, Moderation: Claudia Dichter (WDR)
Vortrag und Gespräch in der Reihe „Museum und Sammlung“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung.
Ort: Stiftersaal (Wallraf-Richartz-Museum – Fondation Corboud)
Das Wallraf-Richartz-Museum beherbergt mit der Sammlung Corboud viele facettenreiche, pretiöse, kleine Meisterwerke. Dieser Vortrag mit anschließendem Gespräch möchte zeigen, dass man derartig spontan entstandene Werke falsch einschätzt, wenn man in ihnen Randerscheinungen des Impressionismus und Postimpressionismus sieht. Vielmehr handelt es sich bei diesen besonders persönlichen Arbeiten um Schlüsselwerke der impressionistischen Malweise. Oft gelingt es, mit wenigen Pinselzügen in einem ganz persönlichen Duktus die Stimmungen der Natur einzufangen. Diese Perspektive der „petites morceaux“ ermöglicht einen neuen Blick auf die Sammlung Corboud.
Prof. Michael F. Zimmermann ist Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Mittwoch! 27.09.2006, 19.00 Uhr
New Art City
Jed Perl
Englischspr. Vortrag in der Reihe „Neue Perspektiven“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst.
Ort: Kino im Museum Ludwig (Vortragssaal), 1. Etage.
New York City ist das Zentrum der Gegenwartskunst. Künstler, Galerien und Kritiker von dort geben im internationalen Kunstbetrieb den Takt vor. Jed Perl berichtet von Aufstieg und Triumph dieser Metropole und dokumentiert ein Who’s Who der Künste: Von den europäischen Exilanten zu Jackson Pollock, Willem de Kooning, Andy Warhol, Donald Judd und anderen. Stile, Schulen, Hot Spots, Debatten wechseln in kurzen Abständen . und New York City machte diese rasante Entwicklung der Kunst möglich.
Jed Perl ist seit 1994 Leiter des Kunstressort des New Republic, gilt als einer der wichtigsten Kunstkritiker New Yorks und veröffentlichte zahlreiche Bücher.
Dienstag 17.10.2006, 19.00 Uhr
BilderPaare: Wahre Freunde
Dr. Veit Loers
Vortrag anlässlich des Ausstellungsprojekts „BilderPaare“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst.
Ort: Kino im Museum Ludwig (Vortragssaal), 1. Etage
Das Projekt BilderPaare läuft das ganze Jahr 2006 im WRM und im ML. Beide Häuser tauschen wichtige Kunstwerke untereinander aus und präsentieren sie in neuen Zusammenhängen und ungewohnter Umgebung. Im Oktober beginnt nun der vierte Teil mit den Paaren Ernst Ludwig Kirchner: „Eine Künstlergemeinschaft“ (1925-26) – Peter Paul Rubens: „Selbstbildnis im Kreise der Mantuaner Freunde“ (1604) im WRM und Roman Signer: „Kajak, Rheintal“ (2000) – Casper David Friedrich: „Flussufer im Nebel (Elbschiff im Frühnebel)“ (um 1821) im ML. Zu diesem 4. Teil des Projekts wird im Rahmen unserer Vortragsreihe „KunstBewusst“ am 17.10. im Museum Ludwig Dr.
Veit Loers eine letzte Betrachtung dieses inspirierenden Ausstellungsprojekts geben.
Donnerstag! 19.10.2006, 19.00 Uhr
Ein „Goldenes Zeitalter“ in Düsseldorf um 1700? – Die Sammlung des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz zwischen politischem Kalkül und religiöser Erbauung Dr. Bettina Baumgärtel
Vortrag anlässlich der Ausstellung „Vom Adel der Malerei. Holland um 1700“.
Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung.
Ort: Stiftersaal (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud)
Die „Galerie Électorale de Dusseldorff“ zählte im 18. Jahrhundert neben Wien und Dresden zu einer der führenden europäischen Sammlungen und wurde besonders wegen ihrer niederländischen und flämischen Meisterwerke gerühmt.
Als eine der ersten öffentlichen Galerien in Deutschland trug sie federführend zur Ausbildung des „goût néerlandais“ in Deutschland bei und war wegweisend in der Entwicklung eines neuen Sammlungswesens. Im Spannungsbogen von politischem Kalkül und religiöser Erbauung wurde der Düsseldorfer Hof zu einem Zentrum eines lebendigen Kulturtransfers zwischen den Niederlanden und dem Nachbarland.
Dr. Bettina Baumgärtel ist Leiterin der Gemäldesammlung am museum kunst palast Düsseldorf.
Dienstag 24.10.2006, 19.00 Uhr
The Golden Years
Diedrich Diederichsen, Ruth Sonderegger, Christoph Gurk, Juliane Rebentisch, Christine Frisinghelli, Matthias Haase
Ein Gespräch anlässlich der Ausstellung „Das achte Feld. Geschlechter, Leben und Begehren in der Kunst seit 1960“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst.
Ort: Kino im Museum Ludwig (Vortragssaal), 1. Etage
David Johansen, Sänger der New York Dolls, war ein Protegé des queeren Schaupielers und Regisseurs Charles Ludlam. Ludlam hatte mit John Vaccaro das Ridiculous Theatre begründet, in dem sich in den 60ern viele Figuren der Warhol-Welt tummelten. Aus der Hippie-Drag-Performance-Truppe The Cockettes gingen nicht nur John-Waters-Darsteller und der Kern der Band Tuxedomoon hervor, sondern auch die Gründerfigur queerer Disco-Kultur, das Prince-Vorbild Sylvester. Diesen und anderen Verbindungslinien, die fast immer zum Werk des Performers, Filmemachers, Theatergründers und Theoretikers Jack Smith zurückführen, spürt eine Gruppe von KulturwissenschaftlerInnen, PhilosophInnen und AutorInnen nach.
Dienstag 07.11.2006, 19.00 Uhr
„Man erringt das andere Geschlecht zunächst einmal in sich selbst.“
Katharina Sieverding im Gespräch mit Frank Wagner
Gespräch anlässlich der Ausstellung „Das achte Feld – Geschlechter, Leben und Begehren in der Kunst seit 1960“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst.
Ort: Kino im Museum Ludwig (Vortragssaal), 1. Etage
„Auf der Suche nach Identität ist Abweichung unumgänglich. Identität ist ein permanenter Wandlungs- und Entwicklungsprozess“, sagt die Künstlerin Katharina Sieverding. Ihr Film „Life – Death“ von 1969 ist eine frühe Auseinandersetzung mit Gender und Personalität. 1974 nahm sie als einzige weibliche Künstlerin an der Ausstellung „Transformer – Aspekte der Travestie“ teil. Frank Wagner wird mit Sieverding über ihre schöpferische Auseinandersetzung mit der eigenen Person und ihre Geschlechterinszenierungen sprechen.
Katharina Sieverding studierte bei Joseph Beuys. Seit 1992 lehrt sie an der Universität der Künste Berlin. Frank Wagner lebt als freier Kurator in Berlin. Er ist Gastkurator der Ausstellung „Das achte Feld“.
Sonntag! 12.11.2006, 18.30 Uhr
Die Ästhetik des Unerwarteten
Judith „Jack“ Halberstam, Del LaGrace Volcano
Vortrag / Performance auf Englisch anlässlich der Ausstellung „Das achte Feld – Geschlechter, Leben und Begehren in der Kunst seit 1960“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst sowie mit freundlicher Unterstützung des US Generalkonsulats / Amerika Haus Köln.
Ort: Eingangshalle des Museum Ludwig
Beim Schachspiel sind viele der Zugsequenzen obligatorisch. Doch hin und wieder überrascht ein kreativer Spieler mit einem „Zwischenzug“, also etwas Unerwartetem. Vielleicht wird dieser Spieler nicht gewinnen, doch er wird die Spielfolge ändern. Diese Performance / Vortrag untersucht die Ästhetik des Unerwarteten in der zeitgenössischen Darstellung von Homosexuellen.
Anhand von Arbeiten homosexueller Künstler werden Theorie und Praxis unberechenbarer ästhetischer Vorgänge dargelegt.
Judith Halberstam ist Autorin und Professorin für Frauen- und Geschlechterforschung und Englisch an der University of Southern California. Der kalifornische Foto-Künstler Del LaGrace Volcano ist ein Vorreiter der Intersexuellen-Bewegung.
Dienstag 14.11.2006, 19.00 Uhr
Kunst & Medien: Kontinuitäten und Brüche in der Entwicklung eines Spannungsverhältnisses Prof. Thomas Elsaesser und Prof. Siegfried Zielinski
Gespräch anlässlich der Ausstellung „Echo. Neue Medien – Alte Meister“.
Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung.
Ort: Stiftersaal (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud)
Jeder künstlerische Gedanke, wenn er denn veräußert werden soll, benötigt ein Medium. Das war auch schon zu Zeiten so, als Medien noch nicht en vogue waren, und als die Mittler von künstlerischen Ideen schlicht anders bezeichnet wurden: theatrum catoptricum, cubiculum obscurum oder „halber Raum“. Was in der Wende zum 21. Jahrhundert als „neue Medien“ propagiert wurde, ist wesentlich zeitbasiert. Mehr als um Fläche und Raum geht es in den neuen Künsten um Prozesse, Intervalle, Bewegungen.
Der Film- und Kulturhistoriker Prof. Thomas Elsaesser und der Medienarchäologe Prof. Siegfried Zielinski diskutieren über Kontinuitäten, Sprünge und Brüche in der Entwicklung des spannenden Verhältnisses von Kunst und Medien.
Dienstag 21.11.2006, 19.00 Uhr
Chiffre: Malerei. Tendenzen 2006,
Michael Krebber und Kasper König
Gespräch in der Reihe „Neue Perspektiven“. Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst.
Ort: Kino im Museum Ludwig (Vortragssaal), 1. Etage
Eine Unterhaltung über aktuelle Strategien und Formen der Kunst des shape-shifting zwischen Michael Krebber und Kaspar König.
Sind Begriffe wie Formalismus, Neoformalismus, Readymade-Künstler, Drawing-Project und eben auch Malerei wörtlich zu nehmen oder sind sie eine Chiffre für etwas anderes? Geht es dabei um Möglichkeiten eines Aussteigens durch Drinbleiben oder um einen Stil, einen neuen Akademismus und eine Anbahnung? Diese Unterhaltung zwischen Michael Krebber und Kaspar König wird mit je 10 Bildbeispielen begleitet.
Michael Krebber lebt in Köln, ist Künstler und Professor für Malerei an der Städelschule in Frankfurt.
Dienstag 28.11.2006, 19.00 Uhr
Feinmalerei als Hofkunst
Dr. Barbara Gaehtgens
Vortrag anlässlich der Ausstellung „Vom Adel der Malerei. Holland um 1700“.
Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung.
Ort: Stiftersaal (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud)
1660 schenkten die niederländischen Generalstaaten dem englischen König Charles II einige wertvolle Gemälde, darunter ein sehr kleines Werk des Feinmalers Gerard Dou. Dies führt zu zwei wichtigen Fragen: Welche Rolle konnte ein Genrebild von Dou in einem internationalen politischen Zusammenhang übernehmen? Und gibt es eine Verbindung zwischen Feinmalerei und Hofkunst? In Holland waren Dous Bilder Schaustücke nationaler Kunst.
Aber entspricht eine mögliche Verbindung von Feinmalerei und höfischen Elementen überhaupt den Idealvorstellungen holländischer Malerei, in denen ja der Freiheitsgedanke eine entscheidende Rolle spielte?
Dr. Barbara Gaehtgens forscht am Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris und hat maßgebliche Schriften zur Holländischen Malerei publiziert.
Dienstag 05.12.2006, 19.00 Uhr
Paul Klee: Mensch und Welt und Bild
Prof. Dr. Tilman Osterwold
Vortrag anlässlich der Ausstellung „Kein Tag ohne Linie. Paul Klee“.
Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung und der Gesellschaft für Moderne Kunst.
Ort: Kino im Museum Ludwig (Vortragssaal), 1. Etage
Das Werk von Paul Klee basiert auf einem vielschichtig ausgerichteten künstlerischen Denken. Dessen Orientierung zielt auf intensive bildliche und philosophische Befragung der Wirklichkeit. Bereits um 1900 finden sich in Klees Briefen und Tagebuchnotizen die fundamentalen Kriterien für sein Selbstverständnis als Künstler. Im Frühwerk entfaltet Klee primär in seinen Zeichnungen ein reichhaltiges psychogrammartiges Spektrum. Dieses findet in den späten Schaffensjahren um 1933 bis 1940 seinen gestalterischen Höhepunkt. Der Vortrag wird Klees Werk als Spiegel einer umfassenden Reflexion weltanschaulicher Zusammenhänge vermitteln.
Prof. Tilman Osterwold ist künstlerischer Leiter der Sammlung Paul Klee in Bern.
Dienstag 12.12.2006, 19.00 Uhr
Gemalte Zeit
Pof. Lyckle de Vries
Vortrag anlässlich der Ausstellung „Vom Adel der Malerei. Holland um 1700“.
Gemeinsam veranstaltet mit der Fritz Thyssen Stiftung.
Ort: Stiftersaal (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud)
Oft nimmt man das Bestehen der bildenden Künste als etwas Selbstverständliches an. Es hat aber nicht immer Kunst gegeben, die so ist – und so genannt wird – wie die europäische Kunst von Renaissance und Barock. Kennzeichnend für diese Epoche ist die erzählerische Kunst, die biblische, mythologische oder andere Geschichten in Bilder übersetzte.
Praktizierende Maler und Kunsttheoretiker dachten über die Frage nach, wie das zu machen sei. Gerard de Lairesse, der eine wichtige Rolle in der Ausstellung „Vom Adel der Malerei“ spielt, war beides. Wie kann die Darstellung von Geschehnissen, die sich in einem gewissen Zeitabschnitt abgespielt haben, zu Gemälden transformiert werden. Wie malt man Zeit?
Prof. Lyckle de Vries war Kunsthistoriker an der Rijksuniversiteit Groningen.
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