Ich muss zugeben: ich weiß nicht, woher dieser oft zitierte Satz stammt. Aber er ist untrennbar mit der Vorstellung von Bildern verbunden, die fern ab jeder Bedeutungstiefe einen leichten Schauer des Grauens neben dem des Wohlbefindens den Rücken herunter rieseln lassen. Bilder, die bis an die Grenzen des Aushaltbaren harmonisch, schön im Sinne von banaler Ästhetik und ohne Ecken und Kanten daherkommen.
Vor allem bedient Kitsch die Sehnsüchte der Menschen. Und legt sich wie ein schleimiger Film über die Netzhaut, indem er keinerlei Chancen lässt, durch irgendein Detail besonders gefangen zu werden. Meist ist Kitsch auch das Gegenteil von innovativ, kocht allgemeingültige Muster auf und da, wo wir Anleihen bei bekannten Künstlern der Geschichte erkennen können, sehen wir diese der Gefahr des Kitsches ausgesetzt.
François Fressinier – Daydreamer
Ganz eindeutig hat der Künstler sich eines konkreten Vorbildes aus dem Jugendstil bedient. Noch eindeutiger kopiert er hier die Ornamentik aus den Bildern Gustav Klimts. Ich habe – wie wahrscheinlich ca. 70 Prozent pubertierender Mädels – weiland den „Kuss“ von Gustav Klimt sehr gemocht und in allen möglichen Kartenvarianten aufbewahrt. Aber schon damals beschlich mich das Gefühl, dass der Wiener Künstler möglicherweise auch die Grenzen des Kitsch touchieren könnte. Den Begriff zumindest gab es in seiner Zeit durchaus schon. Das obige Bild eines gewissen Francois Fressinier entnahm ich übrigens einer schier unglaublichen Website, auf der man die tollsten Varianten zum Thema „Kisch“ finden kann. Gemälde, Skulpturen, alles wirklich alles, reinster Kitsch. Kitschiger geht es gar nicht. Vielleicht holt sich da der postmoderne Jeff Koons auch mal Anregungen für neueste Bildfindungen. Lohnen tät es sich auf jeden Fall. Koons nämlich übt Wiedergutmachung: während sich viele Kitschkünstler fröhlich aus der Kunstgeschichte bedienen, übernimmt er die Muster des Kitsches für seine Kunst. Weil er dieses aber nicht um der kitschigen Wirkung selbst willen tut, sondern dieses im Umfeld künstlerischer Produktion nutzt, um ironisierend den Kunstbegriff und seine Grenzen zu testen, handelt es sich wiederum bei Jeff Koons Bildern nicht um Kitsch!
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