Goethe war ein ausgesprochener Nachtmensch, ebenso wie Nietzsche oder Goya. Wie auch vielen unbekannteren Kreativen war ihnen die Nacht das inspirierende Umfeld. In Dunkelheit und Stille, weit entfernt vom Alltag, kommen die besten Gedanken. So versenken sie sich tief und konzentriert in ihre Arbeit. Oftmals geben sie sich so allerdings auch der Gefahr des Hinwegsinkens hin. In der Nacht tauchen eben auch die dunklen Bilder und Gedanken auf und nehmen von einem Besitz.
Jetzt widmet sich eine Ausstellung in Weimar diesem Mysterium um Inspiration, Chaos, Wagnis und Irrsinn. „Die Nacht und ihre Kinder“ wird begleitend zum Weimarer Kunstfest gezeigt.
Rund 200 Gemälde, Zeichnungen, Plastiken, Fotos und Bücher offenbaren, was uns an der Nacht, am Schlaf, an Vergessen und Tod fasziniert – aber auch an Träumen und schöpferischer Schlaflosigkeit. Damit entspricht die bis zum 5. November geöffnete Schau ganz dem diesjährigen Kunstfest-Motto „Schlaflos – Frage und Antwort“.
Die Nacht – ein Motiv, das Künstler schon seit Jahrhunderten beschäftigte- bringt vor allem die hintergründigen Themen in den Focus. Expressive und surrealistische Bildfindungen sind hier besonders häufig. Quasi als Gegenentwurf zum hellen Licht der Vernunft wird hinabgetaucht in die Welt der Phantasie und Kreaitvität. So wird das Motiv der Nacht gleichsam zum Symbol künstlerischen Schaffens gedeutet.
Francisco de Goya, Capricho 43: Der Traum/Schlaf der Vernunft bringt Ungeheuer hervor, 1797/98, Radierung und Aquatinta, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett
Dämmerung senkte sich von oben,
Schon ist alle Nähe fern;
Doch zuerst emporgehoben
Holden Lichts der Abendstern!
Alles schwankt in’s Ungewisse
Nebel schleichen in die Höh;
Schwarzvertiefte Finsternisse
Wiederspiegelnd ruht der See.
Nun im östlichen Bereiche
Ahnd‘ ich Mondenglanz und Glut,
Schlanker Weiden Haargezweige
Scherzen auf der nächsten Flut.
Durch bewegter Schatten Spiele
Zittert Luna’s Zauberschein,
Und durch’s Auge schleicht die Kühle
Sänftigend in’s Herz hinein.
J.W. von Goethe
Eine Ausstellung der Staatlichen Museen zu Berlin und der Staatsbibliothek zu Berlin- Preußischer Kulturbesitz in Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar und »pèlerinages« Kunstfest Weimar.
Öffnungszeiten: Di–So 11–18 Uhr
Führungen So 11 Uhr sowie nach Voranmeldung
Anmeldung von Gruppen und Führungen unter 03643-545 401, – 402, – 403
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