Immer wieder eine nette Überraschung für den Tag, wenn man Google aufruft und die ein neues Gimmick entsprechend einem besonderen Anlass gezeichnet haben. Und heute wurde die Kulturtussi natürlich sofort aufmerksam. Marc Chagall hätte heute seinen 121. Geburtstag. Und das finde ich auch wieder bemerkenswert an der Google-Aktion – nicht nur Jubiläen, die in den einschlägigen Infomedien durchgehechelt werden – nein einfach auch mal einen krummen Geburtstag feiern. Weil sie Marc Chagall gut finden. Weil sie gerne kulturelle Themen zu ihrem Logo sortieren. Das gefällt mir. Und deswegen auch mein Beitrag heute zum guten alten Chagall.
Was mir zuerst in die Augen sprang, war ein Trog. Einfach, wuchtig, halb hohl, halb oval. Ein Trog vom Trödelmarkt. Einmal drin, füllte ich ihn ganz aus. Ich weiß nicht mehr – hat es mir meine Mutter gesagt? – geradt im Augenblick meiner Geburt brach in der Umgebung von Witebsk in einem kleinen Häuschen nah an der Landstraße hinter dem Gefängnis ein großer Brand aus.
Die Stadt stand in Flammen, das Viertel der armen Juden. Man schaffte das Bett und die Matratze, die Mutter und ihr zu Füßen das Kindchen an einen sicheren Ort am anderen Ende der Stadt.
Vor allem aber: ich bin totgeboren.
Ich wollte nicht leben. Stellt euch ein weißes Bläschen vor, das nicht leben will. Als ob es Bilder von Chagall verschlungen hätte.
Man hat es mit Nadeln gestochen, man hat es in einen Wassereimer getaucht. Endlich gibt es ein schwaches Gewimmer von sich.
Im Grunde bin ich totgeboren.
Ich wünschte, dass die Psychologen daraus nicht ungebührliche Schlüsse zögen (Pardon!)
Kommentar verfassen