Das erste Mal war ich 1990 in der Casa Azul im Künstlervorort Coyoacan in Mexico City. Ich hatte mir gerade ein Teil eines Aloe Vera Kaktusarms bei einer „brucha“ auf dem lokalen Markt gekauft. Den Saft der Pflanze wollte ich gegen meinen Sonnenbrand einsetzen. Was die „Hexe“ mir sonst noch mit auf den Weg gegeben hatte, verstand ich nicht so genau. Dass der Wärter des Museos allerdings ob meiner Erläuterungen, warum um alles in der Welt ich ein Stück Aloe Vera Kaktus spazieren tragen würde, den Kopf schüttelte, war unmißverständlich. Verrückte Gringa.
Ich war fasziniert durch das Haus von Frida Kahlo gewandert, in welchem sie glückliche und unglückliche Stunden mit Diego Rivera verbrachte. Ich sah ihr Bett, über welchem ein Spiegel anbebracht war, damit sie sich malen konnte, wenn sie mal wieder ans Bett gefesselt war und ich sah sogar auch noch die Urne mit ihrer Asche. Es lag ein morbider Schatten über dem ansonsten so bunten Haus, in welchem vor allem die ausufernden Küchenutensilien auffallen. Vor drei Jahen war ich das letzte Mal dort und immer wieder entdecke ich neue Details. Ebenso ging es mir beim Besuch des mondänen Hauses von Dolores Olmedo Patino. Die Society-Lady besitzt eine der größten Sammlungen von Frida Kahlo Bildern. Frida Kahlo ist eine außergewöhnliche Künstlerin, deren Rezeption erst in den letzten Jahren ein breites Publikum erreicht hat. Zunächst war sie allerdings einem kleinen Kreis an Feministinnen bekannt, da ihr Selbstporträt mit abgeschnittenen Haaren (1940) zur Posterikone für sie geworden war.
Ihre wahre Qualität als eine der ersten surrealistischen Malerinnen wird in der Betrachtung ihrer Person oftmals verstellt von den Mythen von tragischen Liebesgeschichten (der tyrannische Diego, der melancholische Trotzki) und schrecklicher Krankheit. Ganz besonders symptomatisch scheint mir die Anekdote zu sein, die berichtet, dass Madonna (ja, die Sängerin) den greisen Sammler Berggruen angerufen haben, um aus ihm ein paar pikante Details seiner Beziehung zu Frida herauszupressen. Er habe aber wohl gentlemenlike geschwiegen. Madonna besitzt einige Originale der Malerin.
Auch wenn die Lebensgeschichte der Künstlerin untrennbar mit ihrem tiefgründigen Werk verwoben ist, so schien es mir schon immer der falsche Weg, sich zu sehr mit diesen Details auseinander zu setzen. Viel spannender finde ich es, der Ader für die mexikanische Lebensart nachzuspüren. Neben dem lebensfrohen Totenkult der Mexikaner ist dies vor allem das ausgelassene Feiern und die vielfältigen üppigen Speisen. Und so gehört das Bild „Viva la Vida“ zu meinen absoluten Favoriten aus dem Oeuvre Frida Kahlos, deren Todestag morgen vor 53 Jahren war und die am 6. Juli ihren 100. Geburtstag hatte.
Viva Frida!
Am 6. Juli um ein Uhr mittags kamen die ersten Gäste, beladen mit Geschenken. Rosenda und Chucho begrüßten sie an der Tür des Blauen Hauses und kredenzten ihnen je nach Wunsch ein Glas Tequila, einen Humpen bier oder einen Krug Pulque mit Mandeln. Um zwei Uhr erschienen Concha, Chabela und die Mariachis und stürten die Ruhe des Carmen-Viertels mit ihrer Version von „Las Mananitas“, die sie dem Geburtstagskind zu Ehren spielten. Um drei Uhr machten wir uns über den Inhalt der unzähligen Krüge, Platten, Teller und Schüsseln jeder Größe her, die im Garten auf den Tischen unter den Bäumen standen. Die roten Wachstuch-Tischdecken waren mit kunstvoll angeordneten Birnen, Trauben, Äpfeln, Bananen und Orangen sowie mit bunten Papierservietten dekoriert, in der Farbe auf die jeweiligen Früchte abtestimmt. Frida sorgte für ständigen Nachschub von Garnelenbrühe als Appetitanreger und Schweinefleisch mit Früchten in riesigen rustikalen Töpfen, Schweinefleisch mit nopales in grüner und Sesam-Mandel-Sauce und mole poblano. Auf riesigen Platten häuften sich marinierte Hühnerbrüstchen und kalte Schweinsfüße in Tomatensauce. Außerdem standen da Salatschüsseln, von denen die eine Bohnen, Radieschen und queso panela und die anderer Wasserkresse, Tomaten und Avocados enthielt. Verschiedenste Saucen standen in irdenen Schüsseln bereit. Die Desserts nahmen einen eigenen Tisch ein. Neben einer Nachspeise aus Bataten und Anannas, Hamey-Sahne-Dessert und Pienienflan gab es Teller mit traditionellen mexikanischen Süßigkeiten, wie sie immer noch auf dem Mark La Merced verkauft werden. Frida liebte besonders Meringe, Nougat und Karamelbonbons, weil diese Leckereien sie an ihre Kinderheit erinnerten, als sie nch der Schule mit ein paar kleinen Münzen in der Hand Hals über Kopf in den nächsten Süßwarenladen gerannt und mit einem hübschen Sortiment wieder herausgekommen war. Kein Wunder also, dass es an diesem Tag Nougat in Hülle und Fülle gab: Frida hatte ihn sich selbst zum Geburtstag geschenkt!
Pechugas en Escabeche
Marinierte Hühnerbrüstchen
5 ganze Hühnerbrüstchen
250 ml Essig
2 mittelgroße Zwiebeln, halbiert
3 Karotten
1 Stange Bleichsellerie
1 Lorbeerblatt
1 Stengel Thymian
1 Stengel Oregano
3 TL Salz
Marinade
2 Zwiebeln, geschält und in Scheiben geschnitten
5 Karotten, geschält und in Scheiben geschnitten
10 Knoblauchzehen
250 ml Olivenöl
3 Lorbeerblätter
4 Stengel Oregano
3 Stengel Thymian
500 ml Weißweinessig
125 ml Wasser
Die Hühnerbrüstchen mit dne restlichen Zutaten in einen Topf geben, mit Wasser abdecken und kochen, is das Fleisch beinahe gar ist. Abtropfen lassen, abkühlen lassen, enthäuten und auslösen.
Für die Marinade die Zwiebeln mit den Karotten und den Knoblauzehen in dem Öls dünsten, bis sie glasig sind. Die Kräuter eine Minute mitdünsten. Den Weißweinessig und das Wasser angießen und die Marinade 10 Minuten leise köcheln lassen, bis sich ihr voller Geschmack entfaltet hat. Die Hühnerbrüstechen hineinlegen, die Marinade einmal aufkochen lassen und anschließend noch 5 Minuten köcheln lassen. Vom Herd nehmen und völlig erkalten lassen. Die Hühnerbrüstchen in der Marinade vor dem Servieren noch mindestens 2 Stunden ruhen lassen.
(Für 8 Personen)
Quelle: Guadalupe Rivera und Marie-Pierr Colle: Fridas Fiestas
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