Die Spontaneität bei gleichzeitiger Einfachheit, die Mischung aus natürlichen Einflüssen und letztem Geheimnis – ich fand die Technik des Raku-Brandes schon lange besonders spannend. Nicht, dass ich dazu viel Wissen ansammeln konnte. Doch überall, wo ich auf Keramik mit dem typischen Krakelee in der Glasur getroffen bin, blieb ich unwillkürlich hängen. Als ich hörte, dass ein Raku-Kurs am Keramion hier bei mir in Frechen stattfinden sollte, wollte ich mir das sofort anschauen. Selber machen – das habe ich mir noch nicht zugetraut. Aber vielleicht ist das etwas, was ich mir in Zukunft vornehme. Einstweilen habe ich mich auf das Beobachten verlegt und bin völlig begeistert, was die Teilnehmerinnen des Kurses geschaffen haben.
Mit Stefan Aißlinger hat das Museum einen erfahrenen Keramiker für die Leitung des Kurses gewonnen, der – auch für Anfänger leicht nachvollziehbar – erst einmal die wesentlichen Aspekte des Raku erklärt. Während man normalerweise beim Brennen der Keramik den Ofen langsam hochheizt und die gebrannten Gegenstände dann bei geschlossenem Ofen abkühlen lässt, läuft der Prozess beim Raku-Brand anders. Hier stellt man die Gefäße in einen hochgeheizten Ofen und nimmt sie – noch glühend – heraus. Sie kommen in einen Behälter mit organischem Brennstoff (meist Stroh, Laub oder auch schon mal Heu). Indem man diesen abdeckt, entwickelt sich starker Rauch. Durch die feinen Risse in der Glasur zieht er in den Tonscherben und es entsteht dieses typische Krakelee, weswegen Raku-Keramik so sehr geschätzt wird.
Die ganze Prozedur ist recht aufwändig und man kann sie auch nur bedingt steuern. Wegen der starken Rauchentwicklung muss man das Ganze draußen veranstalten. Hier zeigen sich die Vorteile der Anlage am Keramion, das mit einem weitläufigen Rasen-Grundstück Platz für solche Aktivitäten bietet. Mir gefällt übrigens auch der lichte Anbau für die Museumspädagogik ausgesprochen gut. Hell, geräumig und zweckmäßig ausgestattet.
Beim Raku-Kurs lerne ich fünf Teilnehmerinnen kennen, die sich mit Feuereifer an die Arbeit machen. Die meisten von ihnen sind nicht zum ersten Mal in Keramik-Kursen und kommen mit sehr genauen Vorstellungen von dem, was sie machen möchten. Sogar mit einem vorgefertigten Schnittmuster! Ich bin begeistert, wie schnell aus den vorbereiteten Tonplatten tolle Gefäße entstehen. Stefan Aißlinger geht immer zu den einzelnen Teilnehmerinnen und gibt wertvolle Tipps, was man noch verbessern kann. Denn das Wagnis „Brennen“ ist nicht zu unterschätzen. Wenn man zu dicke Wände plant oder an den Ecken schlecht verblendet, kann es böse Überraschungen geben, wenn die Arbeit aus dem Ofen kommt. Mir hat er übrigens in Windeseile eine kleine Daumenschale zum Üben gegeben und ich fand es erstaunlich, wie schnell man Erfolge haben kann beim Arbeiten mit Ton.
In dieser kleinen Galerie kann man sehr schön sehen, wie das tolle Ergebnis des Raku-Brandes entstanden ist. Jede Arbeit ein absolutes Unikat. Mein herzlicher Dank geht an Monica Schmitz, die mir dafür einige ihrer Bilder zur Verfügung gestellt hat.
Formen mit Händen
Dem Feuer alles geben
Überraschend gut!
Ich habe mich zum Schluss an einem kleinen Haiku versucht, denn ich finde, es gibt durchaus Parallelen zwischen der Gedichtform und dieser Brenntechnik. Jetzt bleibt mir nur noch, den Teilnehmerinnen zu ihhren fantastischen Ergebnissen zu gratulieren! Ich glaube, ich bekomme noch mehr Lust, das selber auszuprobieren!!
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