Sie war eine Museumsfrau der besonderen Art und ich erinnere mich sehr gerne an die Zusammenarbeit mit ihr, die so angenehm war, wie selten an den Kölner Museen erlebt. Für die Museumspädagogik war sie besonders aufgeschlossen und engagierte sich vor allem für die Vermittlungsarbeit in den Zielgruppen der weniger schicken Herkunft. Durch ihren letzten Mann Gerhard Ott war sie mit dem Thema „Heilung durch Kunst“ besonders vertraut und unterstützte Ansätze für sonderpädagogische Projekte und andere Vermittlungsstrategien, die wir damals ausarbeiteten, besonders gerne.
Evelyn Weiss hat das Museum Ludwig praktisch mit aus der Taufe gehoben, als das Sammlerehepaar 1976 seine Pop Art Werke der Stadt Köln stiftete. Besonders lebhaft erinnere ich mich noch an ihre Schilderungen der speziellen Zusammenarbeit mit Jasper Johns, den sie 1997 erneut nach Köln holte. Sie war eine enge Freundin und Vertraute vieler zeitgenössischer Künstler und das spürte man auch in der Art und Weise, wie sie über ihre Kunst sprach. Selbstverständlich in der Pop Art zuhause, hatte sie aber auch besondere Kenntnisse der russischen Avantgarde-Kunst und beriet Peter Ludwig seinerzeit, als man die aufregenden Werke dieser Epoche noch gar nicht in der westlichen Welt zu schätzen wusste. Zuletzt brachte sie sich als Vizepräsidentin des internationalen Kunstkritikerverbandes AICA ein. Die Kunstwelt verliert mit Evelyn Weiss eine der profiliertesten Kunsthistorikerinnen. Ich habe übrigens auch nie verstanden, warum man ihr eigentlich nicht die Leitung des Museum Ludwigs angeboten hatte. Aber möglicherweise hat man und sie wollte nicht. So konnte sie eher ihre eigenen Projekte verfolgen und viele spannende Ausstellungen vorbereiten.
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