Er schrieb über die Erotismen im alten Rom, schätzte Marquis de Sade und war ein Künstler, der sich auf kein Genre festlegen wollte:der Autor, Philosoph, Übersetzer und in seinen späten Jahren auch bildende Künstler Pierre Klossowski, der ab dem 22. Dezember im Museum Ludwig mit der Ausstellung „Gespräche ohne Worte“ präsentiert wird. Pierre Klossowski ist der Sohn eines polnischstämmigen Kunsthistorikers und seine Mutter wurde die letzte Geliebte Rilkes. Derartig vorbelastet bewegte sich der junge Pierre zwischen den späten Surrealisten und einer Intellektuellenszene, die Nietzsche verehrte und den Marquis de Sade als den letzten großen Auflkärer feierten. Als Privatsekretär von Andre Gide tauchte er ab in eine völlig neue Welt der Obzessionen und verarbeitete diese in eigenen literarischen Werken, in denen häufig seine Ehefrau Denise in der Rolle einer gewissen Roberta erotischen Phantasien ausgesetzt ist.
Der 1905 in Paris geborene Künstler begann erst im Alter von 67 Jahren mit Farbstiften zu zeichnen. Hierbei eignet sich Klossowski die Bilder und Mythen aus der Geschichte der Malerei an. Diese versetzt er in eine moderne, von Alltagsgegenständen besetzte Umgebung und damit in die eigene Welt und Zeit.
Trotz der erotisch aufgeladenen Darstellungen wird der Betrachter nicht zum Voyeur,Ganz im Gegenteil: Der Betrachter wird in das Werk hineingezogen, bis er, mit den eigenen Worten Klossowskis, “ sich innerhalb eines Bereichs seines Selbst im Bilde erkennt“.
Auch wenn Klossowski mit den lebensgroßen Figuren in seinen Zeichnungen den Betrachter gleichsam verführt, verleiht er diesen Figuren durch den zarten Bleistiftauftrag eine solch diaphane Erscheinung, dass sie sich fast aufzulösen und ihre Gegenwärtigkeit zu verlieren scheinen. Daher zeigt sich die dem Werk innewohnende Erotik nicht in der Darstellung des Körpers, sondern vielmehr in den versteckten Blicken und den zweideutigen Gesten, d.h. in der zwischen den Figuren zu spürenden knisternden Spannung.
Diana und Aceton, 1990
Seine großformatigen Zeichnungen stellte Klossowski, ermutigt durch Freunde wie Alberto Giacometti und André Masson zum ersten Mal 1955 in Paris im Atelier seines Bruders Balthus aus. Die erste öffentliche Ausstellung seiner Zeichnungen fand 1967 in Paris statt; es folgten weitere weltweit, u.a. Retrospektiven in Bern (1981), Nizza (1982), Marseille und Madrid (1991), sowie Wien (1995) und Ausstellungsbeteiligungen an der documenta VII, Kassel, 1982, und Bilderstreit, Museum Ludwig/Kölner Messe, 1989.
Die Ausstellung im Museum Ludwig, die in der Whitechapel Art Gallery, London ihren Ursprung nahm und weiter zum Centre Georges Pompidou, Paris wandern wird, beinhaltet rund vierzig, meist großformatige Zeichnungen und drei Skulpturen.
Im Sommer 2007 (18.8. – 4.11.) zeigt das Museum Ludwig die erste Balthus-Ausstellung in Deutschland. Hierdurch entsteht innerhalb eines kurzen Zeitraums ein noch nie dagewesener Überblick über das außergewöhnliche, selten gezeigte Werk des beispiellosen Bruderpaars Klossowski – Balthus.
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