Ein E-Book zu Karl-Hugo Schmölz

Ich schwelge in Erinnerungen. Nicht nur, weil ich so ein großer Fan der 50er-Jahre-Architektur bin. Sondern ich erinnere mich auch an mein kurzes Intermezzo mit dem 11punkt-Verlag. Unsere Idee damals: über E-Books leichtere Zugänge zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Und jetzt hat sich mit Artbookers ein neuer Verlag für digitale Kunstbücher stark gemacht. Mit ihrem E-Book über den Fotografen Karl-Hugo Schmölz haben die Macher (im Wesentlichen identisch mit denen der lit.cologne ) mit Wim Cox zusammengearbeitet, der mit seinem Sohn Maurice das Archiv des großartigen Nachkriegsfotografen verwaltet. Jetzt sind einige der Schätze daraus in brillianter Bildqualität zum Durchblättern auf dem Tablet bereitgestellt. Zum heutigen #artbookfriday habe ich mal einen Blick in das E-Book getan.

„Letztlich haben wir es mit Bildern zu tun, die einen Gipfelpunkt der analogen Fotografie markieren, in denen die von Schmölz angelegte Detailfülle durch die elektronische Vergrößerung auf eine Weise in den Blick genommen werden kann, wie sie der Fotograf selbst beim Entwickeln nicht zu sehen vermochte“, so beschreibt der Verlag sein Anliegen.

Da ich aktuell mit Maurice Cox in einem Schulprojekt für den Museumsdienst zusammenarbeite, weiß ich um die Detailliebe, die dem fotografischen Ethos eines Karl-Hugo Schmölz verpflichtet ist. Und es ist schon beeindruckend, was aus den originalen Negativen heute noch herausgeholt werden kann. Mir gefällt die Idee, dass so ein E-Book wie eine Art digitaler Dia-Leuchtkasten funktioniert. Zudem hat es das hier einen interessanten Marketing-Aspekt. Man kann nämlich die einzelnen Fotos auch als wertige Auflagen-Prints bestellen. Eine solche Kombination – wenn sie denn mit einem guten inhaltlichen Konzept verbunden ist – finde ich gar nicht mal so schlecht.

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Karl-Hugo Schmölz (1917 – 1986) hat die Wiederaufbau-Euphorie im Köln der Nachkriegsjahre begleitet und gilt als einer der besten Architektur-Fotografen seiner Zeit. Der Schwung der Fünfziger, die Lichtsehnsucht nach den dunklen Jahren und diese „Wir sind wieder wer“-Haltung – all das entdeckt man beim Betrachten seiner Bilder. Man kann einen Schaufensterbummel mit ihm machen (genial die Fenster von Pesch) oder sich in die schwindelerregenden Treppenhäuser hineindrehen. Jedes Bild eröffnet bei längerem Betrachten neue Details. Die alten Glasnegative haben so genau aufgezeichnet, dass man Vieles erst in der Vergrößerung richtig sehen kann. Oder eben in der digitalen Version, in die man hineinzoomen kann.

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Mein absoluter Liebling ist dieser Sprungturm im Freibad in Frechen, der heute noch existiert und den ich nun im Sommer mit anderen Augen betrachten werde, wenn ich dort meine Bahnen ziehe 🙂 Als ich mich mit Maurice darüber unterhalte, berichtet er mir von seinem Erstaunen, während er in der Kiste mit den Fotos aus dem Nachlass von Schmölz blätterte. Erst kommt ein kühn geschwungener Sprungturm zum Vorschein und dann als nächstes das geniale zweite Bild mit den Menschen darauf. Schmölz war nicht nur ein Meister der schmelzenden Formen, sondern er hatte auch diesen fotografischen Blick, mit dem man die besten Geschichten zu erzählen weiß.

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Für 4,99 Euro können sich Foto-Fans an knapp 90 Aufnahmen erfreuen, die man en détail betrachten kann. Ich hätte mir ein bisschen mehr Text dazu gewünscht, aber die Einführung von Thomas Linden lässt einen noch genauer hinsehen. Die Fotos stehen im Mittelpunkt, so soll das auch sein. Fotos, die sonst in den Archiven vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen liegen, werden ans Licht geholt. Ein klarer Punkt für das E-Book! Vor allem in Zeiten, da Displays immer mehr können.

Wer Lust auf eine Zeitreise in die Fünfziger hat und sich für Entdeckungen des fotografischen Handwerks interessiert, dem sei diese Publikation für das eigene Tablet sehr ans Herz gelegt.

 

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