Sie ließ ihre Studentinnen in T-shirts mit „Jesus liebt dich“ Aufdruck durch die Straßen laufen und dabei Schilder mit Cambpells Suppen Reklame hochhalten. Ähnlich provokativ und engagiert war Schwester Corita auch in Sachen Kirchenreform unterwegs. Sie unterrichtet an einem katholischen College in Los Angeles Kunst und ist mit der revolutionären jungen Kunstszene der Stadt enger bekannt (Ed Ruscha verehrt sie und arbeitet nur eine Straßenecke weiter). Eine wirklich interessante Figur der Kunstszene zu Zeiten, als sich alles zu verändern begann. Da aber leider die katholische Kirche sich nicht dazu durchringen konnte, die allseitigen Veränderungen mitzumachen, musste Schwester Corita konsequenter Weise aus ihrem Orden austreten. Das tat sie dann im legendären Jahr 1968. Da war sie aber schon längst ein Geheimtipp der jungen Kunstszene.
Wie ein früher Andy Warhol muten viele ihrer Arbeiten an, die nicht selten durchaus auch mit politischer Verve Sprüche und Slogans plakativ vortrugen. Später hat man ihr auch vorgeworfen, sich allzu kommerziell zu verhalten.
Parallel zum Evangelischen Kirchentag in Köln (6.-10. Juni) zeigt das Museum Ludwig die erste Einzelausstellung von Sister Mary Corita Kent (1918 -1986) in Deutschland. Die Nonne, die in der katholischen Immaculate Heart Community in Los Angeles lebte, engagierte sich politisch gegen soziales Unrecht und den Vietnamkrieg. Sie fertigte Transparente für Demonstrationen und Plakate in Siebdrucktechnik an. Bilder und Texte, abstrakte Muster und kräftige Farben fügte sie in kritischen, oft humorvollen Kompositionen zusammen.
Für Sister Corita (1918-1986) waren Religion und Politik, hohe und angewandte Kunst nicht zu trennen. Die Vehemenz, mit der sie unter der Flagge der katholischen Kirche politische Verantwortung übernahm und einforderte, führte zur Ablehnung ihrer Tätigkeiten seitens der konservativen katholischen Kirche Kaliforniens, sodass sie 1968 ihren Orden verließ.
Von zeitgenössischen Künstlern und Kritikern wie Ray und Charles Eames oder Buckminster Fuller hingegen wurden Ihre innovativen Siebdrucke, die Techniken der Pop-Art vorwegnehmen und Parallelen zum Werk Andy Warhols aufweisen, hoch geschätzt. Außerdem organisierte sie Gesprächsreihen und happeningartige Veranstaltungen, die ästhetische mit gesellschaftspolitischen Problemstellungen einten. Heutige zeitgenössische Künstler wie Ed Ruscha oder Mike Kelley zeigen sich ebenfalls von ihrer Kunstauffassung beeinflusst.
Mit einer Auswahl von etwa 40 Siebdrucken und Buchpublikationen aus den 1960er Jahren gibt das Museum Ludwig einen Überblick über das Werk von Sister Corita. Kuratiert wird die Ausstellung von Julie Ault, New York, Künstlerin und freie Kuratorin, 1979 – 1996 Mitglied von Group Material und Nina Gülicher, Museum Ludwig Köln. Realisiert wird sie in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Laufzeit der Ausstellung: 9. Juni – 2. September 2007
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