Das wäre eine feine Begegnung: Max Ernst und Lewis Carroll treffen sich zu einem gepflegten Fünfuhrtee und tauschen ihre Nonsens-Gedanken aus. Tatsächlich hat solch eine Begegnung virtuell stattgefunden und zwar 1970 als Max Ernst eine Edition von Lithographien unter dem Titel „Lewis Carrolls Wunderhorn“ veröffentlichte, die gemeinsam mit Texten von Lewis Carroll gedruckt wurde. Schon die frühen Surrealisten verehrten Carroll und dessen Texte wie „Alice im Wunderland“. Carroll, der eigentlich Charles Ludwidge Dodgson hieß und Mathematik-Professor war, gilt vielen als der Wegbereiter der Moderne. Seine Texte erschließen die Bereiche des Unbewußten und des Unergründlichen und sind in diesem Aspekt der surrealistischen Bewegung Vorbild und Inspiration gewesen. In der Übersetzung von Christian Enzensberger stelle ich Carrolls Gedicht „Jabberwocky“ einer Lithographie von Max Ernst gegenüber.
Verdaustig war’s, und glaße Wieben
rotterten gorkicht im Gemank.
Gar elump war der Pluckerwank,
und die gabben Schweisel frieben.
„Hab acht vorm Zipferlak, mein Kind!
Sein Maul ist beiß, sein Griff ist bohr.
Vorm Fliegelflagel sieh dich vor,
dem mampfen Schnatterrind.“
Er zückt‘ sein scharfgebifftes Schwert,
den Feind zu futzen ohne Saum,
und lehnt‘ sich an den Dudelbaum
und stand da lang in sich gekehrt.
In sich gekeimt, so stand er hier,
da kam verschnoff der Zipferlak
mit Flammenlefze angewackt
und gurgt‘ in seiner Gier.
Mit Eins! und Zwei! und bis auf’s Bein!
Die biffe Klinge ritscheropf!
Trennt‘ er vom Hals den toten Kopf,
und wichernd sprengt‘ er heim.
„Vom Zipferlak hast uns befreit?
Komm an mein Herz, aromer Sohn!
Oh, blumer Tag! Oh, schlusse Fron!“
So kröpfte er vor Freud‘.
Verdaustig war’s, und glaße Wieben
rotterten gorkicht im Gemank.
Gar elump war der Pluckerwank,
und die gabben Schweisel frieben
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