Cézanne zum 100. Todestag


Er ist der mit den Äpfeln. Ein Maler, der eigentlich Jurist werden sollte und der – stiller als die anderen Revolutionäre – die Entwicklung der modernen Kunst maßgeblich vorangetrieben hat. Seine Farbpalette ist reduziert, seine Malerei in die Fläche gearbeitet und die Motive so unspektakulär wie neu und äußerst ungewöhnlich.
Paul Cézanne starb am 22. Oktober 1906 an einer Lungenentzündung, die er sich zuzog, weil er wie die meisten Impressionisten draussen „plein air“ malte.
Eine kleine Bestandsaufnahme der wichtigsten Aspekte cézannscher Malerei zeigt die Bedeutung des französischen Künstlers, der für viele eine Art Übervater der Moderne ist.


cezanne3.jpgCezanne:
Das nachdenksam Gelassene, das inständig
Stille der Gestalt des alten Gärtners
Vallier, der Unscheinbares pflegte am
chemin des Lauves.
Im Spätwerk des Malers ist die Zwiefalt
von Anwesendem und Anwesenheit einfältig
geworden, „realisiert“ und verwunden zugleich,
verwandelt in eine geheimnisvolle Identität.
Zeigt sich hier ein Pfad, der in ein
Zusammengehören des Dichtens und des Denkens
führt?

(M. Heidegger: Denkerfahrungen.Frankfurt a.M. 1983, S. 163)
Die beiden wichtigsten Orte seiner Entwicklung zum Künstler sind für Paul Cézanne Paris und Aix-en-Provence. In Aix wird er 1839 geboren, geht mit Emile Zola zur Schule und macht sich 1858 auf nach Paris. Nach einigem Hin und Her erhält Cézanne auch den Segen seines Vaters und darf sich ab 1861 der Ausbildung zum Maler widmen. Durch Kontakte zu Camille Pissarro erhält er Zugang zum Kreis der Impressionisten und ist auch bei der legendären Ausstellung 1874 mit eigenen Arbeiten vertreten, die die Geburtsstunde einer neuen Malerei sein sollte. Der Künstler ist geschockt von der Wucht der Kritik, die den impressionistischen Malern entgegenschlägt und dies ist sicher mit ausschlaggebend für eine Rückkehr in seine Heimatstadt.
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Geschult vom Impressionismus erkennt er die Faszination des besonderen Lichts der Provence und widmet sich intensiv der Landschaftsmalerei. Innerhalb weniger Jahre entstehen zahlreiche Varianten gleicher Motive, die belegen, wie sehr sich Cézanne um neue Wege in der Malerei bemüht. Er möchte eine Parallele zur Natur schaffen, die Kunst soll praktisch gleichwertig neben dieser entstehen und Bestand haben.
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Nachdem er durch den Tod seines Vaters ein reicher Mann geworden ist, kann er sich ab Mitte der achtziger Jahre intensiv mit den Fragen der Kunstwelt auseinandersetzen. Es interessieren ihn die Möglichkeiten, eine eigene Wirklichkeit auf der Leinwand entstehen zu lassen, er experimentiert mit Formen und Linien und reduziert seine Bilder immer weiter. I
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n dieser Zeit zieht er sich immer mehr zurück, hält kaum Kontakt zu seiner Frau und dem Sohn, bricht mit seinem Jugendfreund Zola. Gleichzeitig wächst seine Berühmtheit und die Anerkennung einer jungen Künstlergeneration führt dazu, dass sein Tod im Jahre 1906 wie ein Schock für die Jungen ist. Gleichzeitig machen sich Bewegungen wie der Expressionismus in Deutschland oder die Fauves in Frankreich auf seinen Spuren auf, neue Kunsterlebnisse zu schaffen. Die Geburt des alles revolutionierenden Kubismus steht ebenfalls unmittelbar bevor. Somit ist Cézanne von der Bühne abgetreten, als all seine Nachfolger bereit stehen.
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