Jodocus Schlappal: Maskenumzug 1825, Blatt aus dem Kölnischen Stadtmuseum. Quelle: Wikipedia
Ich bin ein großer Fan von Blogparaden. Dort sammeln sich nicht nur viele unterschiedliche Sichtweisen auf ein Thema. Nein, es dient auch der Vernetzung mit Gleichgesinnten. Und so ergreife ich gerne die Gelegenheit, die sich mit einem Aufruf von Wibke Ladwig geboten hat. „Und was machen Sie so beruflich“ – das ist eigentlich schon immer meine „Lieblingsfrage“ gewesen. Deren Beantwortung hat mich übrigens zu dem nun schon seit Langem mit großer Freude genutzten Pseudonym Kulturtussi geführt.
Als ich mich vor nunmehr 11 Jahren (Hurra! Ein ääch kölsches Jubiläum) selbständig gemacht habe, geriet ich sofort an ein Dilemma, welches sich auch nach all den Jahren nicht wirklich aufgelöst hat. Da ich an einem start-up Programm für Kunst und Kultur teilgenommen habe, konnte ich eine Unternehmensberatung in Anspruch nehmen. In der Gruppe mit einigen anderen Wettbewerbsteilnehmern. Und die Beraterin damals machte sich immer gerne einen Spaß daraus, mich als diejenige mit dem „Bauchladen“ zu beschreiben. Autorin, Kunsthistorikerin, Museumspädagogin, Trainerin, Vermittlerin, Rednerin, Organisatorin, Managerin. Hach ja, ich hab aber auch wirklich zu viele Talente 🙂 Bis heute verfolgt mich dieser latente Vorwurf. „Was du alles machst …“, sagen die Kollegen, die in ihren kuscheligen Festanstellungen schaudern ob der ganzen neuen Themen. Web 2.0 – Blog – Twitter – Facebook – stARTcamp – E-Books – Tweetup – Bloggertreffen – Streaming …
Aber genauso auch Fortbildungen für Kulturgereagogik, Kreativitätstrainings, Konzepte für die Vermittlungsarbeit, Führungen, Workshops, Bücher über Kunst und Kunstgewerbe – halt alles, was so im geisteswissenschaftlichen Alltag anfällt. Ja, es ist viel. Und es sind oft sehr unterschiedliche Dinge. Manchmal muss man ein bisschen aussortieren und sich mehr auf das Wesentliche konzentrieren. Aber es geht darum, dass man ständig am Puls der Zeit bleibt. Immer neugierig. Immer bereit, sich auf etwas Neues einzulassen. Das ist für mich der Vorteil als Selbständige. Ich arbeite zwar nicht unbedingt in einem ganz neuen Berufsprofil, wie der ursprüngliche Blogparaden-Impuls erfragt hatte. Aber ich arbeite als Kulturmanagerin in völlig neuen Zusammenhängen und Konstellationen. Und das Beste an dem Ganzen: Ich kann gestalten, was ich tue. Ich suche mir meine Themen aus. Und ich suche mir meine Kollegen aus!
Foto: Oliver Schwarz
Ob ich mich mit so tollen Frauen wie Wibke Ladwig und Ute Vogel zusammentue, um mit Events die digitale Community zu erfreuen oder mit den beiden Verlagsprofis Dania D’Eramo und Lucas Lüdemann zu einem neuen Projekt verbinde. Immer schwingt da eine unglaubliche Energie mit. Der Wille, etwas auf die Beine zu stellen. Auch wenn es Zeit und Energie kostet.
Kollaboration mit je nach Projekt wechselnden Teams. An unterschiedlichen Orten. Flexibel, offen und innovativ. Das ist etwas ganz Neues für die Branche, für die ich meine Ausbildung genossen habe. Die Geisteswissenschaft. Kunstgeschichte, Germanistik, Pädagogik. Auf Magister – wie es so schön schlecht heißt. Als ich 1981 mein Studium in Köln aufgenommen habe, kriegten wir von einem schlechtgelaunten alten Professor bei der Einführungsveranstaltung um die Ohren gehauen: Sie werden alle keinen Job finden. Dabei schüttelte er moralinsauer den Kopf! Heute heißt es sarkastisch „Generation Praktikum“.
Die klassischen Karrieren mit dem Endziel Kurator, Redakteur oder wissenschaftlicher Angestellter – die gab und gibt es mit Anstellung auf Lebenszeit sowieso schon lange nicht mehr. Das ist aber etwas, was gesamtgesellschaftlich gesehen noch nicht wirklich bewusst ist. Dass sich das Arbeiten heute anders darstellt. Dass es oft schlangenartig sich windende Wege zum rechten Arbeitsplatz gibt. Und dass das eigentlich das Spannendste an der Sache ist. Kann schon sein, dass ich mich mit dem Web 2.0 nicht so intensiv beschäftigt hätte, wenn ich nicht ständig nach neuen Herausforderungen suchen würde. Einen Verlag zu gründen war allerdings schon immer in meinem Hinterkopf. Nur ohne die Segnungen eines richtig guten Netzwerkes wäre es sicher niemals dazu gekommen. Und am Ende des Tages (haha!) kommen sowieso alle Themen zusammen und es ergeben sich wunderbare Synergien.
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