All is pretty


Jetzt ist die Zeit so gerast, dass sie schon wieder über einen wichtigen Termin hinweg gegangen ist: den zwanzigsten Todestag von Andy Warhol. Am 22. Februar 1987 starb in New York die Ikone der Pop Art, der Erfinder des Mega-Hype um die New Yorker Kunstszene, die zu dieser Zeit auch heftig zu uns herüberschwappte. Worin liegt die Bedeutung Warhols für die Kunst und wird er heute richtig verstanden?

Mit Sprüchen wie „All is pretty“ und der Einschätzung, dass in Zukunft jeder Mensch für fünf Minuten berühmt sein werde, liegt Andy voll im Trend der massenmedialen Gier des Kunstbetriebs. Seine Revolution Ende der fünfziger Jahre war die Nutzung eines Mediums aus der Kosumwelt, das die Frage nach dem Original eines Kunstwerks komplett aus den Angeln gehoben hat: der Siebdruck. Warhol war Werbegrafiker von Haus aus und brachte diesen Aspekt auch in seine Kunst ein.

Doch darf man nicht den Fehler machen, Warhol auf die technische Reproduzierbarkeit seiner Kunstwerke zu reduzieren. Ebensowenig, wie man seine provokanten Sprüche ohne die Ironie oder den beissenden Sarkasmus dahinter wahrnehmen sollte. Auch wenn dieser sich nicht unbedingt aus einem gesellschaftskritischen Engagement heraus entstanden sein mag.
Seine wohl bemerkenswerteste Aussage war in meinen Augen immer die, dass man nicht glauben würde, wie viele Leute sich das Bild eines elektrischen Stuhls ins Wohnzimmer hängen würden, bloß weil die Farbe des Bildes mit der Farbe der Vorhänge übereinstimmern würde!!!

Seine Desaster-Bilder, die Bilder von Flugzeugabstürzen, Rassenunruhen und Elektrischen Stühlen – alles serieell und in unterschiedlichen Farbkombinationen („Red Race Riot“) sind schockierende Werke, die dem Betrachter schonungslos die Realität vor Augen führen. Den Spiegel vorhalten, mehr tut Warhol nicht. Aber auch nicht weniger. Er enthält sich eines moralisierenden Kommentares. Aber die Kritik, er sei ein gewissenloser und oberflächlicher Star einer geldgeilen Kunstszene, die ist mit Sicherheit nicht gerechtfertigt.

Dass Warhol zutiefst religiös gewesen ist, wussten die wenigsten, erklärt sich jedoch aus seinen Wurzeln. Er hat jahrelang die Armenspeisung in New York unterstützt und dies nicht medienwirksam und mit großem Tamtam. Die Kunstszene war seine Bühne, auf der er die Themen der Pop-Generation spielte und oft genug karikierte. Zum Beispiel wenn er auf verschiedene Events einen Doppelgänger schickte. Hinter dieser Fassade haben wir es jedoch mit einem nachdenklichen Künstler zu tun, der die Gesellschaft und mitunter auch ihren Zerfall genau beobachtete, der junge Künstler (Basquiat) förderte und der zum Schluß einsam und zurückgezogen in seiner New Yorker Stadtvilla lebte. Er gehörte jedoch zu den ganz großen Erneuerern der Kunstgeschichte und wir gedenken seiner mit großer Anerkennung.

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2 Antworten zu “All is pretty”

  1. Sie haben völlig recht! Seine Eltern waren Immigranten aus aus dem Dorf Miková bei Medzilaborce(damals Ungarn, heute Slowenien).
    Quelle: Wikipedia

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