Kuchi – e

Bilder wie die legendäre „Woge“ von Hokusai oder andere Landschaftsdarstellungen haben die europäische Kunstgeschichte seit Ende des 19. Jahrhunderts geprägt. Der japanische Farbholzschnitt war den Künstlern der Moderne vor allem wegen der Tendenzen zur Abstraktion und der geheimnisvollen Austrahlung wichtige Anregung. Das Fehlen von Licht und Schatten ist zum Beispiel eine andere Wahrnehmung der Natur, die hier frische Impulse in die Malerei bringen konnte. Interessant sind aber auch verschiedene andere Themen des technisch unglaublich perfekten Farbholzschnitts aus Japan.
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Keishu TAKEUCHI „Dämmerung“ (1912)


Die sogenannten „kuchi-e“ Blätter entstanden gegen Ende des 19. Jahrhunderts vor allem als Frontispiz für Bücher. Gerne wurden schöne Frauen dargestellt, die einen Kaufanreiz ausüben sollten und auch eher Lesefaulen die Begeisterung für die Inhalte nahe bringen sollte. Frühe Werbebilder sozusagen. Kuchi e heißt übersetzt „Mundbilder“. Wenn man so will, sind dies auch die Vorläufer der Mangas, denn in Japan hat man schon immer eine besondere Tradition der Bilder in Verbindung mit geschriebenem Wort gehabt. Nicht zuletzt ist auch die japanische Sprache eher geprägt von der visuellen Tradition.
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Nachdem in der späten Zeit des 19. Jahrhunderts die Öffnung gegenüber dem Westen dazu geführt hatte, dass man sich „westlich“ geben wollte und viele alte Traditionen hinter sich lassen mochte, war auch der Holzschnitt in Gefahr, vergessen zu werden. Modernen Drucktechniken wie z.B. die Lithographie schienen den Markt zu erobern. Dagegen hielt man mit den populären kuchi-e, die nicht nur durch eine ausgezeichnete Technik brillierten (teilweise mit Metalleffekten und anderen Reizen ausgestattet) sondern auch dem Zeitgeschmack angepasste Motive präsentierten.
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Heute sind die „kuchi-e“ begehrte Sammelobjekte, die vor allem dann sehr wertvoll sind, wenn sie noch ihren sog. „Schwanz“ haben, d.h. in dem Originalzusammenhang einer kleinen Kurzgeschichte oder anderer Meldungen der literarischen Zeitschriften zu sehen sind.

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