Kunstvermittlung und Sprachförderung


Derzeit bin ich mit Führungen zu einer niedlichen Ausstellung im Familienbildungswerk Meckenheim unterwegs. Dort betrachte ich Bilder von Wolf Erlbruch mit Kindergartengruppen und erkunde spielerisch die Welt dieses wunderbaren Illustrators. Die Arbeit mit den kleinen Vorschulkindern ist jedes Mal wieder ein besonderes Erlebnis, dass mich allerdings hin und wieder auch sehr nachdenklich stimmt. Denn ich weiß nicht, ob der verantwortungsvollen Aufgabe von Erzieherinnen genug Achtung entgegen gebracht wird in unserer Gesellschaft. Und gerade im Zusammenhang der gerade geführten Debatte um das Familiengeld stehen mir manchmal die Haare zu Berge.


Eine Erzieherin kam nach der ersten Veranstaltung zu mir und äußerte spontan „das ist ja regelrechte Sprachförderung, was Sie hier machen“ – sie schien sehr glücklich damit. Das gab mir dann ein gutes Gefühl. Denn ich denke, dass man die Kunstvermittlung tatsächlich hervorragend für so einen Ansatz nutzen kann. Super, wenn der Mehrwert erkannt wird. Doch immer wieder erlebe ich das Gegenteil. Da waren gestern zwei ganz unmotivierte Erzieherinnen mit einer Gruppe unterwegs. Eine zugegebnermaßen äußerst schwierige Gruppe. Die Vorschulkinder hatten schon unendliche Mühen den Satz „Ich bin glücklich, wenn …“ zu vollenden bzw. in einem ganzen Gebilde auszusprechen. (Wir sammeln zu Beginn des Rundganges immer „Glücksgefühle“, da die Ausstellung unter dem Motto „Welch ein Glück“ steht). Als nächstes erhielten die Kinder kleine Geschenke aus meinem „chinesischen Körbchen“ (eines meiner Lieblingstools der angewandten Museumspädagogik) und sollten damit von Bild zu Bild wandern. Sie durften den Figuren in den Bildern ihren Gegenstand „schenken“ – dazu sollten sie sich eine kleine Geschichte ausdenken und überlegen, warum das Wesen im Bild vielleicht diesen Gegenstand braucht. Ich merkte, wie den Kindern die Idee gefiel. Sie suchten auch alle eifrig. Allein, beim Erzählen haperte es dann. Aber der Wille war da. Und das bestätigte mich einmal mehr, diese Methode in der Kunstvermittlung einzusetzen. Übung macht den Meister. Und Bilder sind hervorragende Sprechanlässe.

Zwei Begebenheiten mit dieser Gruppe haben mich gestern echt sprachlos gemacht. Zunächst die schlechte Nachricht: es gibt Erzieherinnen, die quatschen lieber mit der Kollegin, als mit den Kindern auf Entdeckungsreise zu gehen (Vorbildfunktion = 0). Aber dann gab es da dieses kleine Mädchen. Ein wunderschönes Kind mit afrikanischen Wurzeln. Die führte uns zu ihrem Bild, was sie ausgesucht hatte. Ein Hund, der im Schnee tanzt! Sie sang ein kleines Lied, das den Tanz des Hundes begleiten sollte. Sie erzählte uns die spannende Geschichte vom Hund, der den Schnee liebte. Sie erklärte, dass sie den kleinen Kristall vor das Bild gelegt habe, weil Schneeflocken ja auch kleine Kristalle seien. „UND“ – sagte sie zum Schluß: „der Hund wünscht euch allen schöne Weihnachten.“ Da war sie wieder! Eine Sternstunde meines Jobs! GROSSES KINO! Und meine beiden Erzieherinnen? Mentales Schulterzucken, wenn ihr wißt, was ich meine … Ach ja … Wollen wir mal die schöne Begegnung in Erinnerung behalten. Und das andere aus dem Gedächtnis streichen. Oder vielleicht darüber nachdenken, wie man solche Menschen auch noch mit ins Boot kriegen kann. Vielleicht mache ich das, wenn mein Unmut verraucht ist…

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