Am Donnerstag kommt ein Film von Milos Forman in die Kinos, der sich nach „Amadeus“ mit einem weiteren Genie des 18. Jahrhunderts beschäftigt: Francisco de Goya. Nach Carlos Saura, der bereits 2000 einen international wenig beachteten, aber durchaus sehr gelungenen Film über den Maler und die spanische Geschichte drehte, liefert Forman einen weiteren Beitrag zur Mythen- und Legendbildung ab. Den ersten Ausschnitten und Bildern nach zu urteilen, in der bekannt gelungenen Art der opulenten Bilder (Kameramann Javier Aguirresarobe setzt einfühlsam das Licht) entführt Forman mit „Goyas Geister“ den Zuschauer in die letzten Jahre der Inquisition in Spanien und erzählt das Leben des Malers der Gegensätze. Von Natalie Portman gespielt steht dabei die Muse des Künstlers – Inès – im Rampenlicht. Dabei konnte Forman jedoch nicht den üblichen Klischees „schöne Frau in den Fängen der Folterknechte“ widerstehen. Dennoch, die Werke Goyas spielen in dieser schönen Inszenierung durchaus auch die Hauptrolle und der Film scheint rundherum gelungen.
Francisco José de Goya y Lucientes lebte von 1746 bis 1828. Er war spanischer Hofmaler, schien jedoch für die glamouröse und dekadente Welt nicht gemacht und zog sich zunehmend zurück. Deutlich wird dies vor allem gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als er verstärkt sozialkritische Motive darstellt und vor allem auf dem Wege der frei verfügbaren Druckgraphik publik macht.
El Pelele (Die Puppe), 1791
Er ist ein Maler der extremen Gegensätze. Auf der einen Seite liefert er in der Nachfolge des großen Velasquez die prächtigsten Bilder der spanischen Gesellschaft und auf der anderen Seite finden wir in seiner Radierfolge „Die Schrecken des Krieges“ Vorbilder für sämtliche künstlerischen Äußerungen zu diesem traumatischen Thema seither.
Der Schlaf der Vernunft bringt Ungeheuer hervor, 1797
Er liefert ebenso alptraumhafte Visionen, wie sie später die Surrealisten erfanden und zeigt mit seinem Skandalbild der nackten Maya, wie wenig er auf Konventionen gibt, wenn es nur im Dienste der Kunst gilt, das beste Motiv zu verwenden.
Die angezogene Maya war übrigens mittels Scharniere an das Bild der nackten Version befestigt worden, um die Skandalvariante mit einem eher konventionellen Motiv zu verdecken. Ob es sich bei Maya tatsächlich um die Herzogin von Alba handelt, mit der er angeblich ein Verhältnis hatte, ist bis heute ebenfalls im Reich der Legenden um den unkonventionellen Maler verborgen. Fest steht, dass es sich bei der nackten Maya um die erste Aktdarstellung in der Kunstgeschichte handelt, die nicht mittels mythologischem Hintergrund legitimiert gewesen wäre.
Der jüngste Raub eines Goya Gemäldes, das sich auf dem Weg zu einer Ausstellung im Solomon R. Guggenheim Museum in New York befand, zeigt, wie hoch gehandelt dieser Ausnahmekünstler heute ist. Das mit mehr als einer Million Dollar versicherte Gemälde ist ganz klar unverkäuflich und mit Sicherheit einem Auftragsräuber in die Hände gefallen.
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