Sicher habt ihr es schon mitbekommen: ich war auf Einladung der Kunsthalle Karlsruhe, der Karlsruhe Tourismus GmbH sowie Art & Design Museums Basel am vergangenen Wochenende unterwegs. Die #kbreise15 rauschte ganz schön. Über das Gesamtkunstwerk Kunsthalle und eine meisterliche Sammlerin werde ich dann im nächsten Post berichten. Ihr könnt dazu aber schon mal die Blogbeiträge von Angelika und Maria lesen. Ich reiche häppchenweise nach 🙂 Mein erster Beitrag bringt euch Karlsruhe näher!
Wie viel kann man in 24 Stunden über eine Stadt erfahren? Erstaunlich viel! Man muss nur mit den richtigen Leuten zusammentreffen! Und während unserer ersten Station der wohl heißesten Blogger-Reise ever erfuhren wir aus ganz vielen Perspektiven spannende Details über die Stadt, die am 20. Juni ihren 300. Geburtstag feiert. Ich war erst einmal kurz in der Stadt und entsprechend neugierig. Allein diese Idee des Grundrisses ist so außergewöhnlich, dass wir im Vorfeld schon von Geheimnissen à la Illuminati tuschelten. Und ja, liebe Leute. So ganz an den Haaren herbeigezogen ist das nicht. Es gibt da diese Pyramide unter welcher der Markgraf begraben liegt. Und er war Freimaurer. Aber das nur am Rande. Ich habe natürlich noch jede Menge anderer Dinge gesehen, gehört und vor allem geschmeckt! Karlsruhe mit allen Sinnen also.
Mit-Gastgeber Karlsruhe Tourismus (nochmal danke der wunderbar aufmerksamen Yvonne Helmich) eröffnete das Programm zur Blogger-Reise mit meinem Lieblingsthema, einem kulinarischen Stadtrundgang! Miriam und Lea haben schon über den Ablauf dieser besonderen Stadterkundung gebloggt. Na klar, der Titel zum Rundgang drängt sich in Karlsruhe ja geradezu auf: mehr als ein Gericht! Das kam in Gestalt des respekteinflössenden Bundesgerichts zwischen den einzelnen Gängen dann auch als Station vor. Ebenso wie das Schloss, die Fächer und hier und da ein paar Infos zu Karlsruhe. Ich hätte mir noch ein bisschen mehr Hintergrund zu kulinarischen Eigentheiten Badens oder zu den Restaurants gewünscht (im Ketterer kehrte einst Dostojewski ein!!). Aber so eine kurzweilige Mischung von leckerem Essen (mein Liebling waren die Tapas in der Heiligen Sophie – oben im Bild), lockerem Walk und interessantem Talk ist einfach immer eine gute Wahl. Vom Ambiente her hat mir übrigens das Max am allerbesten gefallen – ein Lokal, in dem wir am Samstag den Mittag verbrachten. Ja, liebe Leute, wir wurden schon richtig verwöhnt. Ich weiß jetzt, was badische Lebensart ist und dass sie unglaublich viel mit Genuss zu tun hat!
Schon immer habe ich gefunden, dass Städte, in denen residiert wurde, einfach schöner herausgeputzt sind. Und erst recht, wenn sie mit gezieltem Gestaltungswillen gebaut werden. Ich kann mir richtig vorstellen, wie die Herren damals vor dem Reißbrett standen und den perfekten Fächer planten, in dessen Zentrum das Schloss steht. Im Garten dazu kann man übrigens auch hervorragend #lustwandeln. Und vor der Bilderbuchkulisse eines knallblauen Himmels strahlt das sonnige Gelb des von Balthasar Neumann inspirierten Baus (bis 1770 durch Friedrich von Kesslau errichtet) besonders herrschaftlich. Alles ist auch schon hübsch gemacht für die Geburtstagsfeier am 20. Juni!
Zeitreise
Schöne Anekdote: der Vorgängerbau ist in weitestgehend aus Holz gebaut worden! Ganz großes Theater. Inszenierung der Macht eben. Das bringt mich auf ein anderes sehr spannendes Erlebnis unserer Blogger-Reise. Wir trafen in Karlsruhe mit den Machern einer App zur Stadtgeschichte zusammen, die eine wunderbare Möglichkeit zu einer Zeitreise bot. Schon irre, was Augmented Reality kann. Sie zeigt mir in dem Moment, wo ich vor dem Schloss stehe, wie es nach dem zweiten Weltkrieg ausgesehen hat. Man mag kaum seinen Augen trauen, wenn man jetzt die herausgeputzte Pracht sieht. Auch wenn ich zunächst unter dem Stichwort „Stadtgeist“ eine andere Assoziation hatte (mehr was in Richtung Mystery), so fand ich hier doch den Einsatz neuer Technik mehr als sinnvoll. Michelle hat schon ausführlich über die Funktionen der App geschrieben. Richtig emotional gepackt hat es mich, als wir an genau der Straßenecke stehen, an der Siegfried Buback am 7. April 1977 von der RAF erschossen wurde. Nachdem das Foto von damals im Display aufpoppt, transportiert es mich sofort fast vierzig Jahre in die Zeit des Heißen Herbst. Da spielt natürlich eine Rolle, dass ich in Köln unmittelbar nach dem Anschlag auf Schleyer an der Stelle vorbeikam, wo noch unter den weißen Tüchern die Leichen seiner Begleiter lagen. Das hat sich in meine Erinnerungen eingebrannt und jetzt ruft die Augmented Reality das ab. Schneller und eindringlicher, als jede Erzählung das hätte schaffen können.
KA300
Das Geburtstagskind ist echt noch jung. Hey, ich komme aus Köln! Da darf man das sagen 🙂 Man soll ja nicht vorher gratulieren (Stichtag ist der 20. Juni), aber es gibt doch einen Grund, die Stadt schon jetzt zu ihren Jubiläumsfeierlichkeiten zu beglückwünschen. Schon als Oliver Langewitz uns beim Besuch im Pavillon (ich mag die dynamische Konstruktion sehr) von der Programmplanung berichtet, hörte es sich für mich klasse an. Nach echter Partizipation der Karlsruher. Und als ich mich jetzt nochmal auf der Website umschaute, fand ich mich bestätigt. Wie klasse ist denn bitte diese Idee „Museen des Volkes„?! Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass solche Ideenwettbewerbe ein Haufen Arbeit machen. Aber ich bin auch überzeugt, dass nur die Möglichkeit, mit eigenen Ideen im Jubiläum stattzufinden, so eine Jubelfeier im Bewusstsein der Bevölkerung verankern kann. Wenn ich Karlsruher wäre, würde ich mich schon jetzt auf das tolle Jubiläumsprogramm freuen. Am 25. Juni spricht Markus Lüpertz über die Kunst des Lebens!
Globale – die Renaissance 2.0
Beim Mittagessen in tropischer Hitze lernten wir die Kuratorin Andrea Buddensieg kennen, die am KHM das Forschungsprojekt „The Global Challenge of Art Museums“ leitet. Sie brachte uns Infos zum 300 Tage dauernden Kunstereignis GLOBALE mit. In derart genialen Pressemappen, dass wir alle kollektiv aufjauchzten 🙂
Mit der Globale weist der Stadtgeburtstag auch in die Zukunft. Mir gefällt der Begriff einer Renaissance 2.0 und wie Peter Weibel die Rolle der Kunst im digitalen Zeitalter umschreibt: „Die digitale Revolution verändert den Kunstbegriff, indem sie seine Komponenten freisetzt. Mit der Fotografie hat der Maler das Monopol des Bilderherstellens verloren, mit der digitalen Technik der Künstler sein Monopol auf Kreativität. Nicht nur ist jeder Mensch Künstler, sondern jeder Mensch wird durch die sozialen Medien zu Sender und Empfänger. Dadurch entstehen auch neue politische Aktionsformen, welche die Emanzipation des Individuums und die Partizipation der Bürger fördern.“
Die Licht-Inszenierung der Schlossfassade ist eine Idee, eine App zu Karlsruher Persönlichkeiten (wieder mit Augmented Reality) eine andere. Direkt zu Beginn gibt es eine Veranstaltung, die sich so spannend anhört, dass ich sofort hinfahren möchte. Da mischt auch das geniale Zentrum für politische Schönheit aus Berlin mit. Tribunal. Es wird dem 20. Jahrhundert der Prozess gemacht. Als Matrix für die Inszenierung dienen nicht nur Kafka sondern zum Beispiel auch der Schauprozess, den André Breton als dadaistisches Kunststück gegen den Autor und rechten Politiker Maurice Barrès führte. Kunst, Politik und die Mechanismen von Anklage und Verteidigung. Das klingt nach einem perfekten Kunstwerk für Karlsruhe, die Stadt des Rechts. Auf meine Nachfrage eben bei Twitter, hat mir das ZKM angekündigt, dass wir es auf Twitter und sogar mittels Livestream verfolgen können. Da freue ich mich schon drauf!
Danke, liebe Wera, das wir das schöne Foto nutzen dürfen. Und danke auch an die Mit-Bloggerinnen Angelika, Maria, Michelle, Miriam und Lea. Es war eine große Freude, mit euch zu reisen! Danke natürlich auch an Alexandra, Isabelle und Yvonne. Ihr wart tolle Gastgeber.
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