Das Riech-Kino ist noch nicht in Serie gegangen, obwohl es doch schon lange entsprechende Experimente gibt. Dennoch darf man mit Spannung auf einen Kinofilm warten, bei dem Gerüche eine entscheidende Rolle spielen werden: „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ nach dem Süskind-Roman, der vor gut 20 Jahren neue sprachliche Dimensionen für einen der wichtigsten Sinne des Menschen eröffnete.
Ersten Testsehern zufolge ist Regisseur Tom Tykwer tatsächlich das im filmischen Genre gelungen, was Süskind zu einem wirklich überragenden Autor macht: Gerüche im Kopf des Betrachters/Lesers entstehen zu lassen.
Der Geruchssinn ist direkt mit dem limbischen System des Gehirns verbunden. Dort sitzen die Gefühle und es ist nicht von ungefähr, dass wir bestimmte Gerüche mit Erinnerungen verbinden. Starke Assoziationen werden ausgelöst, die aber oftmals nur sehr schwer versprachlicht werden können.
„Geschichte wird nichtig im wiedergeschaffenen Geruch, Duft bezeugt die Einheit der Zeiten, befreit von der Diktatur der Chronologie“ schrieb Marcel Proust und schuf mit einer Textstelle in seinem Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ eine Schlüsselszene für die blitzartige Verbindung zwischen Geruch (und hier in diesem Falle vor allem Geschmack, der mit dem Geruchssinn untrennbar verbunden ist) und Erlebnissen aus der Vergangenheit.
Durch Patrick Süskinds genialen Roman durften die Leser eintauchen in eine Welt der Gerüche, die wunderbar sein kann aber auch peinigend und unendlich grausam. Denn dem Geruch kann man sich nicht entziehen, nicht vor seinen Penetrationen fliehen und somit beherrscht er einen stärker als es jede andere Impression tun könnte.
Stumm, aber beredt: Ben Whishaw.
Die Hauptrolle im Kinofilm, der voraussichtlich am 14. September in die deutschen Kinos kommen wird, spielt der theatererfahrene Ben Whishaw. Stanley Kubrick hielt „Das Parfum“ ja vor allem aus dem Grund für unverfilmbar, weil die Hauptperson nie redet. Darüber hinaus sah er es als äußerst schwierig an, dass es nicht möglich sei, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren. Angeblich ist es Whishaw jedoch gelungen, in seiner Rolle auf seltsame Weise sympathisch zu wirken. Man darf gespannt sein, ob dieses nicht zu einem zu großem Bruch mit dem Plot führen wird.
Den abgehalfterten Baldini spielt Dustin Hoffman.
In einer Nebenrolle ist Dustin Hoffman als rokokohafter Parfumeur zu sehen, der allerdings schon seine besten Jahre hinter sich hat und infolgedessen leicht angegammelt im Kontrast zu seinen kostbaren Essenzen auftritt. Weitere Rollen spielen Alan Rickmann als Vater des Hauptopfers Laura (Rachel Hurd-Wood) und auch bekannte deutsche Gesichter wie Corinna Harfouch (Madame Arnulfini) und Jessica Schwartz (Natalie).
Authentisches Flair: Lavendelernte bei Grasse in Frankreich.
Dir Produktion des Filmes war ein gigantisches Unternehmen, das zig Millionen Euro verschlang, als Produzent steht Bernd Eichinger vielleicht vor einem ähnlichen Erfolg wie damals mit der Literaturverfilmung „Der Name der Rose“?!! Gelder flossen auch von einer anderen interessanten Richtung: die Gattin des Firmenchefs vom Roche Pharmakonzern zeigte sich äußerst großzügig. Die Dreharbeiten fanden zum Teil in bayrischen Studios, in der Provence vor den Toren der Parfumstadt Grasse und in den gotischen Vierteln Barcelonas.
Einen spannenden Soundtrack darf man auch erwarten, Sir Simon Rattle spielte ihn mit den Berliner Philharmonikern ein und auch der Regisseur selbst ist als Teil einer Band dort zu hören.
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