Ta-da-da-daaaa! Ein Klang, der bei fast allen Menschen die Assoziation klassischer Musik hervorruft! Mir jedenfalls spukten diese Anfangstöne von Beethovens fünfter Symphonie im Kopf herum, als ich mich aufmachte zu einem Bloggertreffen auf den Spuren Beethovens. Da wir ja mit dem Verlag waschechte Bonner sind, war es ein Heimspiel. Aber wann widmet man sich schon mal so konzentriert dem berühmtesten Sohn der Stadt! Danke, liebes Beethovenfest, dass ihr mich aus dem Alltagsstress ein wenig entschleunigt habt.
Und ich war auch wirklich neugierig auf meine Begegnung mit Beethoven, die zunächst mit einem kleinen Stadtspaziergang begann. Gaby erwartete uns am Hofgarten und nahm unser kleines Trüppchen mit auf eine Reise zu den Originalschauplätzen der Geschichte. Der Geschichte nämlich, wie ein begabter Junge damals in Bonn zum Superstar wurde. Schwupps, schon hatte sie mich. Denn ich muss gestehen – obwohl ja durch und durch Kulturwissenschaftlerin – mich haben schon immer diese persönlichen Aspekte in der Biographie großer Künstler dazu gebracht, echtes Interesse zu entwickeln. Da hatte man doch tatsächlich Klein-Beethoven um zwei Jahre jünger ausgegeben, um ihn als Wunderkind zu verkaufen. Das hatte nämlich schon die Familie Mozart vorgemacht! Apropos Mozart: tragischerweise kam es nie zu einer persönlichen Begegnung. Denn Beethoven, der als junger Mann ein Stipendium erhielt, um in Wien zu studieren, musste kurz nach seiner Ankunft wieder nach Bonn zurück. Seine Mutter war gestorben. Als er endlich wieder in Wien eintraf, lebte Mozart nicht mehr!!
Doch zurück zu Beethoven in Bonn. Wir wanderten zu den ehemaligen Wirkungsstätten des Musikers. 1730 wurde Großvater Ludwig nach Bonn zum kurkölnischen Hofkapellmeister berufen und Vater Johann machte Karriere als Tenorsänger. Als Kind hatte Ludwig dann jede Menge Hofmusiker als Lehrmeister und mit 14 seine erste Anstellung als Organist. In der Hofkapelle durfte er als Bratschist und Cembalist mitwirken. Unsere Zeitreise führte uns auch an diese Wirkungsstätte Beethovens – allerdings mussten wir wegen einer Hochzeit draußen bleiben. Ein anderes Mal will ich wiederkommen und mir zumindest die von Schinkel entworfene Kanzel anschauen. Uns zog es dann weiter auf den Münsterplatz und da stand er dann: Beethoven himself! Also eine Skulptur! 1845 wurde sie errichtet und markiert den Beginn der Geschichte des Beethovenfestes. Damals waren König Friedrich Wilhelm IV und die englische Königin Victoria zu Gast und es gab ein dreitägiges Musikfest! Ich bin jedes Mal begeistert, wenn ich vor diesem leicht mürrisch blickenden Beethoven stehe. Meist sitzt ihm dann auch noch eine Taube auf dem Kopf und nimmt ihm ein bisschen von der Strenge. Mein besonderes Lieblingsdetail ist die „Phantasie“ auf der Vorderseite: eine griechische Sphinx mit einer Leier in der Hand lässt bunte Bänder flattern. Auch dies ein Kontrast zum gar gestrengen Herrn van Beethoven. Übrigens: es existiert eine Liste sämtlicher Beethoven-Denkmale in aller Welt! Ein interessanter Einblick in die Rezeptionsgeschichte dieses großen Mannes!
Ein Rundgang auf den Spuren Beethovens ist natürlich nur vollkommen, wenn man auch sein Geburtshaus besichtigt. Ach, was sag ich. Sein Geburtszimmer! Ein winziges Stüberl. Kaum vorstellbar, dass man damals in so beengten Verhältnissen überhaupt atmen konnte. Das Beethovenhaus ist wahrlich der Höhepunkt der Verehrung des wohl berühmtesten deutschen Musikers. Und ein touristisches Magnet obendrauf. Zeitfenster, keine Fotos und ehrfürchtiges Geknarze vieler Füße auf dem Parkett. So richtig, wie man sich ein klassisches Museum vorstellt. Der immer währende Konflikt zwischen Führung und Audioguide ist in den engen Räumen leider noch ein wenig anstrengender. Aber angesichts all der Devotionalien nimmt der wahre Beethoven-Anhänger ihn gerne in Kauf. Schön war’s dieses Eintauchen in diese vergangene Welt. Die Bonner haben übrigens noch so einige Projekte entwickelt, mit denen man auf den Spuren Beethovens unterwegs sein kann: es gibt eine iTour und noch einen Stationen-Weg.
Und dann kam mein persönliches Highlight: Cameron Carpenter! Der Organist ist wohl das coolste, was die klassische Musik je gesehen hat. Ein Punk an der Orgel! Unglaublich!! Das Instrument an sich ist ja schon ein Ereignis. Es gibt kein anderes, was einen derart in einen Klangraum entführt. Und das, was Carpenter da macht, das ist der Tanz eines Musik-Besessenen auf dem Instrument. Gepaart mit einer fantastischen Multimedia-Spiegel-Installation von Daniel Rossa bot sich uns auf der Bühne ein unglaubliches Schauspiel dar. Mozart, Chopin aber auch Dupré … das sind die Komponisten, deren Stücke er spielte. Aber unter den Fingern und Füßen (ja Füßen) von Carpenter entstand da etwas vollkommen Neues.
Angetan war ich aber auch vom Projekt der Schülermanager, die dieses Konzert allein organisiert hatten. Da hat die scheidende Intendantin Ilona Schmiel ein wirklich innovatives Konzept aufgelegt, welches den klassischen Musikbetrieb ein bisschen gegen den Strich bürstet. Ein Beispiel für partizipative Kultur-Vermittlung! Kompliment!
Auch wenn ich den Besuch bei der Orgelfabrik Klais am nächsten Tag nicht wahrnehmen konnte, so war es ein reicher Schatz an Erfahrungen, den ich mitnehme. Inklusive einer Übernachtung bei Alice im Wunderland … äh … im Kameha Grand! Die haben mich in all ihrer Pracht vor allem mit dem wundervollen Frühstück gepackt.
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