Anregungen der guten Art


Sprachliebe, Sprachwitz, Sprachgenauigkeit – wer diese Aspekte für seine Arbeit nicht nur postuliert sondern dann auch nachweisbar beherzigt, der gehört für mich zu den Guten! Oft genug höre ich in meinem Umfeld den Vorwurf, dass in diesem Internet an eben dieser Stelle geschlampt würde und viele Dinge oberflächlich und wenig durchdacht seien. Das stimmt – manchmal! Umso mehr freut es mich dann, wenn man jemanden zitieren kann, der es schön vormacht. Zu diesen Menschen gehört Florine Calleen. Wir kennen uns aus verschiedenen Netzwerken, sind uns offline bei interessanten Veranstaltungen begegnet und uns eint die Liebe zur Kunst. Jetzt habe ich ihr Buch „Texten fürs Social Web“ gelesen und ich weiß, dass ich in ihr auch eine Verbündete in Sachen „Sprache“ finde.

Die Publikation trägt den Untertitel „Handbuch für Social Media Texter“ und erweist sich nach einer kurzen Einführung über das Social Web tatsächlich nicht nur als gut geschrieben sondern auch wirklich praxisorientiert. Ganz besonders gefällt mir der persönliche Stil, den Florine Calleen pflegt. So löst sie das ein, was sie dem geneigten Leser auch an mehreren Stellen als wichtigen Rat mit auf den Weg gibt: authentisch sein! Sehr schön fand ich auch den Hinweis: „Lesen Sie das Buch so, wie Sie es wollen“.

Da das Buch vor allem auch für Neulinge in dem Geschäft gedacht ist, geht es zunächst auch einmal um Begrifflichkeiten und Verhaltensweisen (Netiquette) aus dem Netz. Bis in die allerkleinsten Details („Daumen nach oben (nach Eingabe), Verb: liken) zeigt Calleen hier Geduld und ist frei von jeglicher Überheblichkeit. Die findet sich nämlich schon mal bei den ein oder anderen Digital Residents. Bei meinem Lieblingsthema Rechtschreibung überzeugt sie mit Witz (Wir essen Opa!) und guten Ratschlägen (Wenn Kleinschreibung, dann bitte konsequent!).

Und als ich schon ein wenig ungeduldig dachte, jetzt wären aber mal ein paar konkrete Beispiele gut, überrascht Florine Calleen mich. Sie bringt nämlich einmal den Beweis ihrer eigenen Texter-Professionalität, indem sie flott ein Szenario des „Café Böhnchen“ als Beispiel erfindet und dann später noch eine schöne Liste an guten Ideen nachreicht. Dieses wiederholt sie an mehreren Stellen im Buch und liefert so Anschauungsmaterial, das tausend Mal besser funktioniert als die sonst üblichen theoretisierenden Umschreibungen, mit dem sich sonst schon mal gerne aus der Affäre gezogen wird. Dass die Autorin hier wirklich „Butter bei die Fische“ tut, findet meine Anerkennung.

Florine Calleen bespricht das Texten für unterschiedliche Plattformen (XING, Twitter, Facebook usw.) tatsächlich auch aus unterschiedlichen Perspektiven. Das gefällt mir. Sie liefert – befreit von jeglichen Worthülsen – klare Ansagen (Entwickeln Sie Fantasie! Das können Sie posten … Für das Posten hat sich bewährt). Alles in allem eine prima Lektüre für jene, die ihre Präsenz im Netz angehen wollen. Beim Lesen hab ich allerdings hier und da gedacht, dass Print an seine Grenzen gerät. Viele Links müssen mühsam zu Fuß in den Browser getragen werden, um weiterführenden Inhalt zu verfolgen. Und die Screenshots sind doch sehr schlecht lesbar. Aber vielleicht ist ja schon das E-Book in der Hinterhand?

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Eine Antwort zu “Anregungen der guten Art”

  1. Liebe Anke Heyl,

    herzlichen und aller-aller-allerbesten Dank für diese einmalige Rezension. Ich freue mich sehr darüber, auch über das Lob zu Café Böhnchen – mit einer Zeichnung meiner tollen Kooperationspartnerin Kathi Andree von i-frame-media aus Köln. Und das E-Book kann man auch beim Verlag bestellen … (;o)!

    Gruß von der Severinstraße,

    Florine Calleen

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