Himbeeren für Luise

Ein kleines Blog-Leckerli passt gerade noch in das volle Programm dieser Tage. Zeit für Wissen – dahinter verbirgt sich ein Campus für lebenslanges Lernen, für den ich ein Konzept von 14 kulinarischen Stadtspaziergängen durch Köln erarbeitet habe. Köln als Stadt des Genusses, der kulinarischen Köstlichkeiten? Ja. Hier gibt es mehr, als Brauhäuser zu erwandern. Und für mich ist es immer ein großes Vergnügen, die Stadt unter einem anderen Blickwinkel zu erkunden. Vor vielen Jahren habe ich mit Stephanie die Kölner Genießertour erfunden. Und wenn man erst einmal auf das Thema eingeschworen ist, entdeckt man so viele Geschichten zum Essen und Trinken in Köln. Von ein paar möchte ich euch gerne berichten.

himbeere

Das erste Treffen mit der Gruppe, die jetzt die nächste Zeit jeden Dienstag mit mir durch Köln schlendert, fand „ungerm Stetz“ des königlichen Gauls am Heumarkt statt. Dort thront Friedrich Wilhelm III. Die Preußen waren asketisch und genussfeindlich, so ganz anders als die Franzosen?! Auch ein Klischee, das man wohl revidieren muss. Schon der Alte Fritz galt nicht als Kostverächter! Der reitende König vom Heumarkt (Fritzens Großneffe) wird eher als schüchtern und zurückhaltend beschrieben. Aber er war mit der Königing der Herzen verheiratet: Luise! Und wie ich vermutet habe, ließen sich da kulinarische Randnotizen recherchieren. Zu ihrer Vermählung am 24. Dezember 1793 gab es Himbeer-Gelee als Dessert! Himbeeren im Winter. Wie poetisch! Für mich ein schöner Einstieg in unsere Touren: jeder Teilnehmer bekam eine frische Himbeere zum probieren. Das kitzelt den Gaumen ein bisschen und regte den Geschmacksinn an.

Wir flanierten weiter durch die Altstadt. Ich erzählte die Geschichte von Prinzessin Mäusehaut, wir versetzten uns gedanklich auf den mittelalterlichen Fischmarkt und endeten schließlich mit Blick auf das Dionysos-Mosaik auf dem Roncalliplatz. Dort konnte ich nicht nur mit meinem Lieblingsrezept aus der Antike glänzen, sondern hatte auch das Dinner parat, das 1999 auf dem kostbaren Museumsobjekt von den Mächtigen der Welt verspiesen wurde. Auf gläsernen Tellern und an einem Acryltisch! Serviert hat es Dieter Kaufmann. Seines Zeichens sternedekorierter Koch aus Grevenbroich. Und er servierte zur Vorspeise ein Parfait vom Stör, danach Steinbutt in der Kartoffelkruste mit Pfifferlinen, Taubenbrüstchen im Spitzkohlblatt mit schwarzen Trüffeln und Kartoffelschaum. Was genau es als Dessert gab, konnte ich nicht rausfinden. Wir waren uns alle einig, dass ein Mousse wunderbar passend gewesen wäre 🙂

ZimmermannsSchaufenster
Das Schaufenster der Traditionsbäckerei Zimmermann in der Ehrenstraße. Herrlich!

Nachdem wir letzte Woche ausgiebig auf den Spuren der Gaffel unterwegs waren, geht es heute um kölsche Backtradition. Wir probieren uns von Adenauers Sparstulle (hat in diesem Jahr übrigens 100jähriges Jubiläum) über ein legendäres Schwarzbrot, das sogar Exil-Kölnern hinterher geschickt wird, bis zu feinstem Gebäck französischer Herkunft durch. Das wird ein Fest. Und ich freue mich auch sehr auf weitere Termine. Wir besuchen Büdchen, schlecken Eis, verzehren veritable Käseigel und probieren die essbare Stadt. Der Sommer kann kommen. Ich freu mich drauf.

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